Für 2019 rechnet der Branchenverband VCI nun mit einem Umsatzminus von drei Prozent und einem Rückgang der Produktion von vier Prozent. "Insgesamt fällt der Blick in die Zukunft zurzeit wenig optimistisch aus", sagte VCI-Präsident Hans Van Bylen am Mittwoch in Frankfurt. Im zweiten Halbjahr sei allenfalls eine moderate Erholung zu erwarten. Ursprünglich hatte der Verband für den weiteren Jahreverlauf mit einer stärkeren Belebung gerechnet und zuletzt für 2019 einen Umsatzrückgang von 2,5 Prozent und ein Produktionsminus von 3,5 Prozent prognostiziert. Die politischen Handelskonflikte sorgen allerdings für hohe Unsicherheit.

"Es drohen steigende Zölle zwischen den USA und China und die Gefahr militärischer Konflikte im Nahen Osten nimmt zu. Sollte es dazu kommen, würde dies den globalen Handel noch weiter bremsen und hätte deutliche Auswirkungen auf die deutsche Industrie", erklärte Van Bylen. Hinzu komme die anhaltende Hängepartie beim geplanten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Treiber für die erhoffte moderate Erholung im Jahresverlauf seien dagegen unter anderem die Geschäfte mit Kunden aus der Nahrungsmittel- und Elektrobranche.

Die Chemiebranche setzt aber auch auf eine Normalisierung in der Autoindustrie, eine ihrer wichtigsten Kundengruppen. Deren Schwäche hinterlässt bei ihr deutliche Spuren. Branchenprimus BASF, der noch von einer leichten Erholung in der Autobranche ausgeht, streicht deshalb im Bereich Coatings, der unter anderem Fahrzeug- und Autoreparaturlacke herstellt, 200 Stellen am Standort Münster. Insgesamt sollen bei dem Ludwigshafener Chemiekonzern im Rahmen eines schon Ende vergangenen Jahres angekündigten Sparprogramms 6000 Stellen wegfallen, wie BASF in der vergangenen Woche mitgeteilt hatte.

Die Chemiebranche gilt als wichtiger Konjunkturindikator, da ihre Produkte praktisch in allen großen Industriezweigen benötigt werden. Im ersten Halbjahr sank der Umsatz in der deutschen chemisch-pharmazeutischen Industrie um vier Prozent auf 95,9 Milliarden Euro. Die Produktion brach um 6,5 Prozent ein, was auch einem Sondereffekt im Pharmabereich geschuldet war. Dort war die Produktion im Vorjahreszeitraum durch die hohe Nachfrage eines Blockbuster-Medikaments eines einzelnen Pharmaunternehmens stark aufgebläht worden. Aber auch ohne Pharmazeutika stand in der Chemie immer noch ein Produktionsrückgang von 2,5 Prozent zu Buche. Die Preise erhöhten sich dank höherer Rohstoffkosten um 1,5 Prozent; im Gesamtjahr erwartet der VCI unverändert ein Plus um ein Prozent.