Nach deutlichen Zugeständnissen an die Investoren seien die Bücher mehr als zwei Mal gefüllt, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Windanlagenbauer hatte seinen ursprünglich für vergangenen Freitag geplanten Börsengang wegen einer schwachen Nachfrage zunächst abgesagt. Am Montag nahm Senvion das Vorhaben in abgespeckter Fassung wieder auf. Die Preisspanne wurde auf 15,50 bis 17,00 Euro je Aktie gesenkt, das Volumen auf maximal 18,7 Millionen von bis zu 29,9 Millionen Aktien eingedampft. Damit fließen den Eigentümern, den Finanzinvestoren Centerbridge und Arpwood, maximal 318 Millionen Euro zu. Ursprünglich hatten sie auf mehr als doppelt so viel gehofft. Der Streubesitz sollte bei bis zu 46 Prozent liegen, nun werden es maximal 28,75 Prozent. Senvion beschränkt den Börsengang auf institutionelle Investoren und hat Privatanleger ausgeschlossen. Sein Debüt an der Frankfurter Börse will das Unternehmen am Mittwoch feiern.

Centerbridge und Arpwood hatten die ehemalige REpower 2015 für rund eine Milliarde Euro vom indischen Suzlon-Konzern übernommen, der unter einem hohen Schuldenberg ächzte. Mit weltweit 3900 Mitarbeitern macht der Windanlagenbauer vor allem in Europa, aber auch in den USA, Australien und Kanada Geschäfte. In Europa ist die Konkurrenz durch Wettbewerber wie die spanische Gamesa oder die deutsche Nordex groß. Senvion dringt gerade wieder in Schwellenländer vor, wo das Unternehmen unter der Ägide von Suzlon nicht vertreten war.

Im Kalenderjahr 2015 erzielte Senvion nach eigenen Angaben pro forma einen Betriebsgewinn (Ebitda) von 210,4 Millionen Euro. Gemessen an der gesenkten Preisspanne wird das Unternehmen mit bis zu 1,1 Milliarden Euro bewertet, börsennotierte Konkurrenten werden deutlich höher taxiert. Beim ersten Versuch war es Senvion trotz einer längeren Zeichnungsfrist Finanzkreisen zufolge nicht gelungen, die Bücher auch nur einmal zu füllen. Für einen erfolgreichen Börsengang müssen die Bücher in der Regel zwei Mal gefüllt sein, damit die begleitenden Banken unter den Investoren auswählen können.

STEIFE BRISE AN DER BÖRSE

Auch andere Unternehmen mussten bei ihren Börsengängen mit kräftigem Gegenwind kämpfen. Die Bayer-Kunststofftochter Covestro senkte wegen des mauen Anlegerinteresses die Preisspanne kräftig, das Emissionsvolumen schmolz auf 1,5 Milliarden Euro statt der anvisierten 2,5 Milliarden Euro. Inzwischen kosten die Covestro-Aktien, die im Oktober zu 24 Euro ausgegeben wurden, gut 31 Euro.

Hapag-Lloyd dampfte im November mit halber Kraft an die Börse. Nach massiven Preiszugeständnissen wurden die Aktien zu 20 Euro je Stück platziert. Für Investoren war die Reederei aber bisher dennoch kein gutes Geschäft: Aktuell notieren die Hapag-Lloyd-Aktien bei 16,70 Euro.

Auch der Autozulieferer Schaeffler musste seine Pläne zusammenstreichen - statt der erhofften 2,5 Milliarden betrug der Erlös lediglich rund 900 Millionen Euro. Die Aktien, die im Oktober zu 12,50 Euro ausgegeben wurden, notieren inzwischen bei 13,90 Euro.