Zürich (awp) - Die Grossbank Credit Suisse veröffentlicht am Donnerstag, 14. Februar, die Ergebnisse zum vierten Quartal 2018. Insgesamt haben 14 Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q4 2018E
(in Mio Fr.)            AWP-Konsens     Q3 18A   Q4 17A   

Geschäftsertrag            4'903         4'888    5'189       
Gewinn vor Steuern           363           671      141       
Reinergebnis                 214           424   -2'126      

Adj. Gewinn vor Steuern      628           856      569       
- Swiss UB                   536           523      438        
- IWM                        390           411      410       
- APAC                        64           186      199        
- Global Markets            -105           -22     -116     
- IBCM                       102            87      121        


2018E 
(in Fr.)                                 2017A

Dividende je Aktie          0,29          0,25         

FOKUS: Das schwierige Marktumfeld für Grossbanken im vierten Quartal und besonders im Dezember dürfte auch die Credit Suisse zu spüren bekommen haben. Die Turbulenzen an den Aktienmärkten sorgten für weniger Risikoappetit bei den Investoren, und die Kunden waren weniger aktiv. Das zeigte sich bereits an den Ergebnissen der Konkurrenz: Die UBS etwa, die bereits vor drei Wochen ihren Jahresabschluss vorgelegt hat, erzielte ein Quartalsergebnis deutlich unter den Erwartungen der Analysten. In der vergangenen Woche kündigten zudem die französischen Institute BNP Paribas und Société Generale weitere Kosteneinsparungen an. Dies wegen eines schwachen Geschäfts vor allem in der Handelssparte.

Am Weltwirtschaftsforum sprach CS-Konzernchef Tidjane Thiam schon von einem "schwierigen vierten Quartal": Angesichts der Turbulenzen an den Börsen hätten Kunden ihre schuldenfinanzierten Investments zurückgefahren, sagte er in Davos zu "Bloomberg TV". Die verwalteten Vermögen hätten sich aber als widerstandsfähig erwiesen. Und seit Jahresbeginn hätten sich "die Dinge" verbessert.

Nachdem die Credit Suisse allerdings bereits im Dezember am Investorentag eine recht detailreiche Guidance für das Gesamtjahr 2018 gegeben hat und an dieser auch bis dato festhält, ist bereits etwas die Luft raus. So ist wohl klar, dass die Grossbank im vierten Quartal einen kleinen Gewinn auf Gruppenebene verzeichnet haben dürfte sowie einen Verlust in den Handelseinheiten (Global Markets und APAC Markets). Für das Gesamtjahr fährt die Bank erstmals nach drei Jahren wieder einen Gewinn ein.

Analysten gehen davon aus, dass sich der Fokus am kommenden Donnerstag daher eher auf den Start des laufenden Jahres sowie auf zukunftsgerichtete Aussagen richten wird. Auch die Vorbereitungen mit Blick auf den anstehenden Austritt Grossbritanniens aus der EU dürften die Experten interessieren: So berichtete etwa die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf Insider, nach dem Brexit solle ein "Trading Hub" für die EU in Madrid entstehen. Ein endgültiger Entscheid sei aber noch nicht gefallen.

Mit der Neuausrichtung der CS, die in den vergangenen drei Jahren umgesetzt wurde, geben sich sowohl Konzernchef Thiam als auch Verwaltungsratspräsident Urs Rohner äusserst zufrieden. Die Bank sei heute widerstandsfähiger - mit einer gestärkten Kapitalposition, wesentlich geringeren Risiken und einer tieferen Gewinnschelle. Denn das stabile Geschäft der Vermögensverwaltung wurde ausgebaut und die volatileren Marktaktivitäten im Investment Banking verkleinert. Gleichzeitig wurden die Kosten signifikant reduziert. Ein weiterer Stellenabbau - wie am Markt teilweise spekuliert - wurde bis dato nicht angekündigt.

Analysten haben nach dem Investorentag im Dezember allerdings das Fehlen einer klaren Vision sowie einer langfristige Strategie, wie es nach dem Konzernumbau weitergehen soll, bemängelt. Die Investoren fragen sich insbesondere, wie die Bank künftig die Erträge signifikant steigern kann.

ZIELE: Die Credit Suisse hat am Investorentag im Dezember die Guidance für das nun abgelaufene Geschäftsjahr 2018 sowie für die Jahre darüber hinaus teilweise angepasst und präzisiert. Nachfolgend eine Auswahl der aktuellen Ziele:

Guidance für 2018:

. Gruppe Vorsteuergewinn 3,2-3,4 Mrd Fr.
  Operativer Geschäftsaufwand von rund 16,9 Mrd Fr.
  Rendite auf dem materiellen Eigenkapital von rund 6%
  Effektiver Steuersatz rund 40%
  
. Swiss Universal Bank Vorsteuergewinn 2,2-2,3 Mrd Fr.
. International Wealth Management Vorsteuergewinn 1,7-1,8 Mrd Fr.
. APAC WMC Vorsteuergewinn 0,75-0,85 Mrd Fr.
. APAC Markets Netto-Erträge rund 8-10% niedriger als im Vorjahr
. IBCM Return on Regulatory Capital 14-15%
. Global Markets GM: Vorsteuergewinn rund 450 Mio US-Dollar

. Strategische Abwicklungseinheit (SRU) per Jahresende schliessen
  Vorsteuerverlust der SRU von rund 1,3 Mrd USD

Ziele ab 2019:

. Rendite auf dem materiellem Eigenkapital (RoTE):
  10-11% für 2019, 11-12% für 2020, >12% für 2021

. Operative Gesamtkostenbasis für 2019 und 2020:
  zwischen 16,5 Mrd und 17 Mrd Fr.

. Kapitalquoten für 2018 bis 2020: 
  Kernkapitalquote (CET1, look-through) >12,5%
  CET1/Tier 1 Leverage Ratio >3,5% bzw. >5,0%

. Kapitalmanagement 2019 und 2020:
  Jeweils mindestens 50% des Reingewinns an die Investoren zurückführen
  Anstieg der ordentliche Dividende um jeweils mindestens 5%
  Aktienrückkauf 2019 bis zu 1,5 Mrd Fr. bewilligt, 2020 in ähnlichem Umfang

. Effektiver Steuersatz: 2019 rund 30 Prozent
. Effizienz jedes Jahr um 2 bis 3 Prozent steigern

PRO MEMORIA: AKTIENRÜCKKAUF: Am Investorentag im Dezember kündigte das Management der Credit Suisse ein milliardenschweres Aktienprogramm an. Im laufenden und im kommenden Jahr sollen Aktien im Wert von bis zu 3 Milliarden Franken zurückgekauft werden. Für 2019 bewilligte der Verwaltungsrat bereits einen Rückkauf bis zu 1,5 Milliarden. Für 2020 ist noch einmal ein Aktienrückkaufprogramm in derselben Grössenordnung vorgesehen.

RECHTSFÄLLE/REGULIERUNG: Im Dezember wurde bekannt, dass die EU vier Banken ins Visier nimmt - darunter die Credit Suisse - wegen des Verdachts auf Absprachen beim Handel mit Dollar-Anleihen. Die Geldhäuser sollen zwischen 2009 und 2015 die Preise für bestimmte Anleihen abgesprochen haben.

Ebenfalls im Dezember erhielt die Credit Suisse - neben der UBS, der Deutschen Bank und Barclays - von den US-Aufsehern grünes Licht für ihren so genannten Notfallplan. Die geforderten "Testamente" - Abwicklungspläne im Fall eines Zusammenbruchs - waren eine Reaktion auf die Finanzkrise, als der Crash der Investmentbank Lehman Brothers 2008 die Weltwirtschaft erschütterte.

MANAGERLÖHNE: Ein heikles Thema bleiben mit Blick auf das abgeschlossene Jahr auch die Löhne und dabei insbesondere auch die variable Vergütung. In der vergangenen Woche berichtete die "Financial Times", der Pool für Bonuszahlungen werde auf dem Niveau des Vorjahres von rund 3,2 Milliarden Franken eingefroren. Gleichzeitig würde jedoch das Top-Management in den Genuss von Gehaltserhöhungen im zweistelligen Millionenbereich kommen. Konzernchef Thiam und sein Team hatten in der Vergangenheit auf Druck von Grossaktionären auf einen Teil ihrer Boni verzichtet, nachdem es bei der Bank drei Jahre in Folge wegen verschiedener Sonderfaktoren zu Milliardenverlusten gekommen war. Beim Thema Boni steht zudem auch immer wieder der starke Rückgang des Aktienkurses in der Kritik. Wirklich brisant wird das Thema aber erst am 22. März, wenn mit dem Geschäftsbericht auch der Vergütungsbericht veröffentlicht wird.

AKTIENKURS: Credit Suisse notieren bei 11,92 Franken (Stand Dienstag 14.30 Uhr). Im laufenden Jahr konnten die Aktie etwas zulegen und zwar mit rund plus 10 Prozent in etwa im Einklang mit dem Gesamtmarkt. Im vergangenen Jahr hatten der Titel allerdings fast 40 Prozent verloren.

Im ersten Jahr der dreijährigen Neuausrichtung unter dem damals neuen Konzernchef Thiam war die Aktie im Juli 2016 erstmals unter 10 Franken gefallen. Bis Anfang 2018 hatte sich der Titel daraufhin bis auf gut 18 Franken erholt, konnte das Niveau jedoch nicht halten.

Homepage: www.credit-suisse.com

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