PostFinance solle für private Investoren geöffnet werden, teilte die Regierung am Mittwoch nach ihrem turnusmäßigen Treffen mit. Die Mehrheit der Anteile werde aber in jedem Fall in Staatsbesitz bleiben. Einzelheiten zu den Plänen legte das Gremium nicht vor. Nach Einschätzung von Experten ist ein Börsengang von PostFinance die naheliegendste Lösung. Eine Umsetzung dieser Vorschläge könnte allerdings noch viele Monate oder sogar Jahre in Anspruch nehmen, denn zuerst müssen Ministerien dazu eine Gesetzesvorlage ausarbeiten, die danach vom Parlament behandelt wird.

Im ersten Halbjahr 2018 brach der Gewinn von PostFinance um zwei Drittel auf 125 Millionen Franken ein. Wie kaum ein anderes Institut in der Schweiz leidet die Tochter des Postkonzerns unter den seit Jahren rekordtiefen Zinsen. PostFinance sammelt zwar stetig neue Kundengelder ein, diese kann die Gesellschaft aber nicht genügend gewinnbringend einsetzen. Denn der Staat verbietet dem Institut die Vergabe von Krediten und Hypotheken, um die anderen Banken des Landes nicht unter Druck zu setzen. Stattdessen parkt sie einen Teil der Gelder bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Dafür muss PostFinance der Notenbank allerdings Strafzinsen bezahlen.

Doch nun hat die Regierung eine Kehrwende vollzogen. Auslöser sind strengere Eigenkapitalanforderungen für die systemrelevanten Schweizer Banken, die Anfang 2019 in Kraft treten. Bislang erfüllt PostFinance zwar die regulatorischen Mindestanforderungen. Diese werden jedoch schrittweise erhöht, sodass sich ab 2021 eine Kapitallücke öffnen dürfte. Denn trotz Sparmaßnahmen rechnet die Regierung bei dem Institut mit weiter rückläufigen Ergebnissen. Daher will sie PostFinance nun den Eintritt in den Kredit- und Hypothekarmarkt ermöglichen. "Wir begrüßen den Richtungsentscheid", erklärte ein PostFinance-Sprecher.

Eine Sprecherin des Bankenverbandes wollte noch keine Stellung nehmen. Doch erwarten Branchenexperten, dass viele Geldhäuser den Vorschlag ablehnen, weil sich die Konkurrenz in lukrativen Geschäftsfeldern damit verschärfen dürfte. Im Massengeschäft ist PostFinance neben UBS, Credit Suisse und Raiffeisen eines der führenden Institute des Landes. Mit der Teilprivatisierung muss PostFinance, die im laufenden Jahr die Staatsgarantie verliert, die Mittel zur Stärkung der Bilanz selbst aufbringen.

Die Schweiz hat bereits die Swisscom an die Börse gebracht, hält an dem Telekomkonzern aber immer noch eine Mehrheit.