Zürich (awp) - Die Grossbank Credit Suisse publiziert am Mittwoch, 31. Juli das Ergebnis zum ersten Quartal 2019. Insgesamt haben sechs Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q2 2019E
(in Mio Fr.)        AWP-Konsens     Q1 19A    Q2 18A  

Geschäftsertrag        5'286         5'387    5'595       
Reinergebnis             740           749      647      

Gewinn vor Steuern     1'134         1'062    1'052     
 - Swiss UB              552           550      553      
 - IWM                   431           523      433     
 - APAC                  209           183      217    
 - Global Markets        250           282      204      
 - IBCM                    0           -93      141    

FOKUS: Für die Credit Suisse dürfte das zweite Quartal in Anbetracht der Performance der Konkurrenz und dem Marktumfeld erneut kein einfaches gewesen sein. Angesichts der verschiedenen politischen Unsicherheiten und Spannungen (Handelskonflikte, Konjunktursorgen, Brexit, Lage in Italien und in weiteren europäischen Ländern) dürften sich die Kunden weiterhin zurückhalten. Zuvor war besonders der Anfang des Startquartals 2019 mit Blick auf die Erträge schwierig, hatte sich im Verlauf allerdings stabilisiert. Das dürfte sich im zweiten Quartal fortgesetzt haben.

Der Hauptkonkurrent UBS verdiente im zweiten Quartal trotz anhaltend schwieriger Marktbedingungen etwas mehr als in der gleichen Periode des Vorjahres, wie die Bank bereits mitgeteilt hat. Dabei blieb die wichtige Vermögensverwaltung allerdings hinter den Erwartungen zurück. Im Investment Banking hingegen schnitt sie klar besser ab als erwartet.

Die grossen US-Banken hatten zuvor grösstenteils einen Rückgang in ihren Handelsabteilungen vermeldet, da sich viele Anleger wegen des Handelskonfliktes oder Rezessionsbefürchtungen weiter zurückhielten. Und auch das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen schwächelte.

Anfang Juni bekräftigte CS-Konzernchef Tidjane Thiam zudem an einem Branchenanlass laut der ZKB das Ziel für eine Rendite auf dem materiellem Eigenkapital (RoTE) von mindestens 10 Prozent im laufenden Jahr. Auch das spricht dafür, dass sich im zweiten Quartal eine Besserung im Vergleich zum Vorquartal eingestellt hat. Das Ziel sei unter der Annahme stabiler Erträge getroffen worden, entsprechend brauche es nach dem Rückgang im ersten Quartal ein Wachstum im restlichen Jahr, hatte auch die Bank bereits eingeräumt.

Insgesamt sei er für das Quartalsergebnis nicht so pessimistisch, schreibt der ZKB-Experte. Allerdings gehe weder der Markt noch er selbst derzeit davon aus, dass das RoTE-Ziel erreicht wird. Vontobel merkt jedoch an, dass das zweite Quartal 2018 - also der Vergleichszeitraum - von hohen Restrukturierungkosten belastet gewesen sei, die nun nicht mehr anfallen. Bekannt ist auch, dass die Grossbank 2019 zusätzlich von tieferen Finanzierungskosten profitiert.

Neben den Erträgen dürften am Mittwoch die einzelnen Divisionen mit Blick auf die Profitabilität unter die Lupe genommen werden sowie die Nettoneugeldflüsse in der Vermögensverwaltung.

Ein Thema bleiben bei der Credit Suisse auch die Kosten, obwohl diese nicht mehr ganz so im Fokus stehen wie während der dreijährigen Restrukturierung. Bis Ende 2018 wurden gegenüber 2015 netto rund 4 Milliarden Franken an Kosten eingespart. Nun will die Bank das erreichte tiefere Kosten-Niveau beibehalten.

Das Kostensparprogramm war Teil der Neuausrichtung, die Ende 2018 offiziell für abgeschlossen erklärt wurde. Diese sah bekanntlich vor, mehr Gewicht auf die Vermögensverwaltung zu legen und das Investment Banking deutlich zu verkleinern, um sich unabhängiger vom Marktumfeld zu machen. Ziel der Strategie unter dem seit Sommer 2015 amtierenden CEO Thiam war es, die Risiken zu reduzieren, die Kosten zu senken und die Kapitalbasis zu stärken.

ZIELE: Die Credit Suisse bestätigte im April 2019 anlässlich der Zahlenpublikation zum ersten Quartal die Mittelfristziele. Nachfolgend eine Auswahl:

. Rendite auf dem materiellem Eigenkapital (RoTE):
  10-11% für 2019, 11-12% für 2020, >12% für 2021 (Q1: 7,8%)

. Operative Gesamtkostenbasis für 2019 und 2020:
  zwischen 16,5 Mrd und 17 Mrd Fr. (Ende 2018: 16,5 Mrd)

. Kapitalquoten für 2018 bis 2020: 
  - Kernkapitalquote (CET1, look-through) >12,5% (Ende Q1: 12,6%)
  - CET1 Leverage Ratio >3,5% (Ende Q1: 4,1%); Tier 1 Leverage Ratio >5,0%

. Kapitalmanagement 2019 und 2020:
  - Jeweils mindestens 50% des Reingewinns an die Investoren zurückführen
  - Anstieg der ordentliche Dividende um jeweils mindestens 5% 
    (2018: 0,2625 Franken je Aktie)
  - Aktienrückkauf 2019 bis zu 1,5 Mrd Fr. bewilligt, 2020 in ähnlichem Umfang

. Effektiver Steuersatz: 2019 rund 30 Prozent
. Effizienz jedes Jahr um 2 bis 3 Prozent steigern

PRO MEMORIA:

PERSONALIE: Anfang Juli verkündete die Credit Suisse überraschend den Abgang des Chefs der internationalen Vermögensverwaltung, dem wichtigsten Geschäft. Iqbal Khan, der am Markt gar als möglicher künftiger Nachfolger von Konzernchef Thiam gehandelt wurde, verliess abrupt die Bank. Nach sechs Jahren bei der CS habe er sich entschlossen, den nächsten Karriereschritt ausserhalb der Gruppe zu machen, hiess es.

Auf Khan folgte Philipp Wehle, zuvor Finanzchef der Division. Der neue Chef der CS-Vermögensverwaltung will einem Interview zufolge neue Wachstumsinitiativen vorantreiben. Er wolle sich etwa stärker auf die Märkte in Subsahara-Afrika, Zentralasien und Brasilien konzentrieren, sagte er nach Stellenantritt zur "Handelszeitung". Als einen weiteren Kernmarkt bezeichnete Wehle den Mittleren Osten, wobei Saudi-Arabien ein wichtiger Markt sei.

AKTIENRÜCKKAUF: Mit dem laufenden Aktienrückkauf sieht sich die Credit Suisse auf Kurs, das Mindestziel von 1 Milliarde Franken zu erreichen oder zu übertreffen. Bis zum 26. Juli wurden für 565,5 Millionen Franken 44,9 Millionen Aktien zurückgekauft, wie aus einer Statistik der Grossbank hervorgeht.

DEVESTITION: Die CS verkauft ihre Fonds-Plattform InvestLab an die Allfunds Group, woraus sie sich im laufenden Jahr einen positiven Einfluss auf die Rendite auf dem materiellen Eigenkapital verspricht. Die Kennzahl, an der die Bank mittelfristig ihre Profitabilität misst, könnte durch den Verkauf um 0,5 Prozent ansteigen.

REGULIERUNG: In den USA muss die Grossbank nachsitzen: Sie bestand den diesjährigen US-Stresstest nur mit Auflagen. Als einzige von den 18 geprüften in den USA aktiven in- und ausländischen Instituten wurde sie bemängelt. Das Urteil "bestanden mit Auflagen" bekam die CS, weil die US-Aufseher ihr in der zweiten Runde des Stresstests Schwächen im Prozess der Kapitalplanung attestierten.

Die Credit Suisse müsse diese nun bis Ende Oktober überarbeiten. Bis zu diesem Datum darf die US-Gesellschaft der Bank keine Kapitalausschüttungen vornehmen, die über bereits früher genehmigte Summen herausgehen. Sie kündigte an, die Mängel bis zur "Deadline" zu beheben. Die Auflagen der US-Notenbank hätten indes keinen Einfluss auf die geplanten Ausschüttungen.

AKTIENKURS: Credit Suisse kosten 12,06 Franken je Aktie (Stand Montag 14.35 Uhr). Damit legt die Aktie im laufenden Jahr 12 Prozent zu, ist allerdings vom Hoch bei 14,14 Franken (+31 Prozent) nach der Zahlenvorlage zum ersten Quartal wieder deutlich zurückgekommen. 2018 hatte der Grossbanken-Titel zudem fast 40 Prozent verloren.

Im Vergleich dazu legt der Gesamtmarkt gemessen am SMI im bisherigen Jahresverlauf knapp 19 Prozent zu. Gegen die UBS heben sich CS allerdings ab, angesichts einer bisher negativen Performance 2019 von -6,5 Prozent.

Homepage: www.credit-suisse.com

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