Zürich (awp) - Die Credit Suisse hat junge, digital-affine Schweizer als wichtige Kunden entdeckt. Dieses Kundensegment, um das vor allem die sogenannten Neobanken erfolgreich buhlen, will die Grossbank mit der neuen Einheit "Direct Banking" abholen.

Ab dem 1. September werden Retail- und Gewerbekunden in der neuen Geschäftseinheit betreut. Leiter der Einheit, in der rund 1 Million Retail- und 60'000 Gewerbekunden betreut werden sowie über 500 Mitarbeitende arbeiten, wird Mario Crameri.

Nicht die erste Adresse für Junge

Bei den jungen Schweizer Retailkunden, also bei Kunden mit einem kleineren Vermögen, spielt die Credit Suisse heute nicht die erste Geige. Dort sei ihr Marktanteil tendenziell tiefer als in den meisten anderen Kundensegmenten, teilte die Grossbank am Montag mit.

Konkret habe die CS bei den Retailkunden einen Marktanteil von rund 7,5 Prozent, sagte ein Sprecher der Bank zu AWP. Bei den über 50-Jährigen sei der Anteil zweistellig, bei den unter 30-Jährigen aber "deutlich tiefer".

Letzteres Kundensegment will die Credit Suisse aber nicht kampflos den Neobanken überlassen. N26, Revolut, Neon und Co drängten zuletzt erfolgreich in den Markt. Sie punkten mit digitalen Bankdienstleistungen und tiefen Gebühren und machen den traditionellen Banken Kunden abspenstig.

Mit einfachen und günstigen Produkten und Dienstleistungen will die Credit Suisse dieses Klientel nun für sich gewinnen.

Punkten mit persönlicher Beratung

Dabei werden beispielsweise an einfach zugängliche digitale 3.-Säule-Angebote oder auch an Roboadvisor-Lösungen gedacht, hiess es dazu auf Anfrage bei der Bank. Konkrete Angaben zum Angebot will die CS aber erst in der ersten Jahreshälfte 2020 machen.

Die zweitgrösste Schweizer Bank setzt aber nicht nur auf neue digitale Angeboten, um die neuen Mitbewerber auszustechen, sondern auch auf die persönliche Beratung. Das ist etwas, das die Neobanken nicht bieten können.

Hohe Investitionen

Die Credit Suisse nimmt dafür viel Geld in die Hand. Bis Ende 2021 steckt die Bank einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in die Digitalisierung, das Marketing und in die Kundenbetreuung. Dabei werde eine "hohe zweistellige" Zahl neuer Stellen in der Kundenberatung geschaffen.

Die Neuausrichtung dürfte allerdings nicht spurlos an den 120 Schweizer Filialen der Credit Suisse vorbeigehen. Künftig werde "nicht mehr das grösste Filialnetz, sondern das beste digitale Angebot bei gleichzeitiger Verfügbarkeit von zeit- und standortunabhängiger Beratung entscheidend sein", lässt sich nämlich Thomas Gottstein in der Mitteilung zitieren, der Chef des Schweizer Geschäfts.

Neues Filialkonzept kommt 2020

Das neue Filialkonzept werde ebenfalls in der ersten Jahreshälfte 2020 bekannt geben, sagte ein Bank-Sprecher. Im Rahmen der heutigen Ankündigung seien "nicht unmittelbar" Schliessungen geplant.

Neben der Schaffung des Bereichs Direct Banking soll ebenfalls per 1. September das Schweizer "Investment Banking"-Team der Credit Suisse aus der Geschäftseinheit "Corporate & Investment Banking" herausgelöst und zur eigenständigen Einheit werden.

sig/ra