Zürich (awp) - Die Grossbank Credit Suisse hat den zur UBS übergelaufenen Top-Manager Iqbal Khan Medienberichten zufolge beschatten lassen. Am vergangenen Dienstag seien Khan und seine Frau im Auto in der Zürcher Innenstadt von drei Männern in einem anderen Wagen verfolgt worden, berichten "Sonntagszeitung" und "Sonntagsblick".

Dem 43-jährigen Banker seien die Detektive aufgefallen, er habe gestoppt und von diesen Aufnahmen gemacht. Als sie versucht hätten, Khan das Handy zu entreissen, sei es zu einem Gerangel gekommen. Die Männer konnten den Berichten zufolge fliehen, wurden aber von der Polizei ausfindig gemacht und vorübergehend festgenommen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Nötigung und Drohung. Wie die Zeitungen schreiben, waren die Männer von Khans Ex-Arbeitgeberin Credit Suisse beauftragt, den früheren Chef der Vermögensverwaltung zu beschatten. Gegenüber der Polizei gab die Bank zu, dass sie die drei Männer für die Beschattung Kahns angeheuert hatte, wie die "Sonntagszeitung" schreibt.

E-Mails von Mitarbeitern gescannt

Demnach ging es darum, herauszufinden, ob Khan verbotenerweise Mitarbeiter abwirbt, um sie zu seiner neuen Arbeitgeberin - der Hauptkonkurrentin UBS - zu locken. Dort wird er ab Anfang Oktober in der Konzernleitung sitzen. Das würde gegen die Austrittsvereinbarung verstossen, die im Juni abgeschlossen wurde, hiess es im Medienbericht weiter. Und offenbar seien auch E-Mails von einigen früheren Mitarbeitern von Khan gescannt worden.

Pikant: Der Sicherheitschef der Credit Suisse bot Khan nach dem Vorfall den Berichten zufolge Personenschutz und technische Ausrüstung an, unter anderem einen Handsender, mit dem der Verfolgte Alarm schlagen kann. Der Finanzblog "Inside Paradeplatz" hatte bereits am Freitag berichtet, die Credit Suisse soll den Starbanker beschattet haben. Die Credit Suisse erklärte die Sache laut den Medienberichten zu einer "Privatangelegenheit" und wollte sich nicht äussern. Eine Anfrage der Nachrichtenagentur AWP blieb bislang unbeantwortet.

Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft hatte bereits am Freitag bestätigt, dass sie aufgrund einer Anzeige des Bankmanagers ein Strafverfahren wegen Nötigung/Drohung eröffnet habe.

Khan war Anfang Juli überraschend als Chef der internationalen Vermögensverwaltung bei der Credit Suisse und Mitglied der Geschäftsleitung zurückgetreten. Ende August wurde bekannt, dass der Schweizer mit pakistanischen Wurzeln bei der UBS Co-Leiter der Sparte "Global Wealth Management" wird.

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