2019 verpasste der weltweit größte Verwalter von Privatvermögen seine erst vor gut einem Jahr ausgegebenen Renditeziele und ist nun auch für die kommenden zwei Jahre pessimistischer. Die Senkung der Renditeziele schickte die Aktien der größten Schweizer Bank am Dienstag mehr als fünf Prozent ins Minus. Von einem tiefgreifenden Sparprogramm, wie das andere Institute wie etwa die Deutsche Bank zur Zeit durchexerzieren, will Konzernchef Sergio Ermotti aber nichts wissen. Er setzt auf höhere Erträge aus dem Geschäft mit Reichen rund um den Globus. "Im Jahr 2019 haben wir bei einigen unserer strategischen Initiativen Fortschritte erzielt, aber es ist klar, dass wir noch mehr tun müssen", sagte er.

Die UBS veröffentlichte als erste europäische Großbank nach dem Reigen der US-Institute die Bilanz für das abgelaufene Jahr. Es zeigte sich erneut, wie stark die Trends zwischen den US-Geldhäusern und den Konkurrenten diesseits des Atlantiks auseinanderlaufen. Während die Amerikaner teilweise Rekordgewinne einfuhren, verdiente die UBS 2019 unter dem Strich 4,3 Milliarden Dollar, fünf Prozent weniger als im Jahr davor. Die UBS konnte zwar die Kosten drücken, doch die Einnahmen gingen noch stärker zurück. Im Investmentbanking halbierte sich der Vorsteuergewinn praktisch.

Doch das Problem geht tiefer. Neben der Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums leidet die Bank vor allem unter den Tiefstzinsen in der Eurozone und in der Schweiz. Dazu kommt die politischen Unsicherheit, die viele Kunden von Börsentransaktionen abhält. Stattdessen halten sie einen Teil ihres Geldes lieber in bar. Das lastet gleich doppelt auf den Banken: Zum einen gehen ihnen damit Gebühreneinnahmen verloren. Zum anderen erheben die Zentralbanken in der Euro-Zone und der Schweiz Strafzinsen. Die UBS reicht einen Teil dieser Gebühren an reiche Privatkunden weiter und will sich von Kunden trennen, die zuviel Bargeld auf ihren Konten haben.

"WOLLEN NICHT AUF KOSTEN DES GEWINNS WACHSEN"

Weil die UBS damit rechnet, dass die Zinsen für geraume Zeit tief bleiben, schraubt die Bank nun die Gewinnziele zurück. Für den Zeitraum 2020 bis 2022 peilt das Institut auf dem harten Kernkapital nun eine Rendite von zwölf bis 15 Prozent an. Bisher hatte sich die Bank bis 2021 einen Wert von 17 Prozent vorgenommen. Auch beim Verhältnis von Kosten zum Aufwand gibt sich Ermotti weniger ambitioniert. Auf ein Neugeld-Wachstumsziel verzichtet die UBS ganz. "Wir wollen nicht auf Kosten des Gewinns wachsen", erklärte der Schweizer.

Neuen Schub erhofft sich die Bank von einem Chefwechsel im Kerngeschäft Vermögensverwaltung. Auf den glücklosen ehemaligen Commerzbank-Chef Martin Blessing folgte im Oktober Iqbal Khan. Zusammen mit Co-Divisionsleiter Tom Naratil will er sich dabei an das Drehbuch halten, mit dem er bereits bei seinem letzten Arbeitgeber Credit Suisse Erfolg hatte.. Die beiden wollen die Division straffen, den reichen Privatkunden mehr Kredite geben und das Geschäft stärker mit der Investmentbank verzahnen. Bei Credit Suisse konnte Khan den Vorsteuergewinn innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppeln. Zudem schaffte Khan deutlich höhere Wachstumsraten als das vergleichbare Geschäft der UBS.

Auch andere europäischen Banken stehen im Gegenwind. Im Dezember hatte bereits Erzrivale Credit Suisse die Ziele eingedampft. Europas größtes Geldhaus, die britische HSBC, kappte Ende Oktober die Prognosen. Auch die Deutsche Bank ist mit Blick auf ihr Renditeziel von acht Prozent bis 2022 vorsichtiger geworden. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte dies zuletzt als "ambitionierter" bezeichnet. Klar ist hingegen bereits, dass Deutschlands größtes Geldhaus wegen des teueren Konzernumbaus 2019 einen Verlust von mehreren Milliarden Euro eingefahren hat. In deutlich besserer Verfassung sind die US-Banken. So hob Morgan Stanley nach einem Gewinnsprung im Schlussquartal vergangene Woche die Ziele für die nächsten Jahre an. Bei der Eigenkapital-Rendite liegen gleich vier US-Banken an der Spitze der Branchen. Immerhin: An fünfter Stelle kommt die UBS.