Europas größter Zuckerkonzern Südzucker rechnet nicht mit einem nachhaltigen Corona-Effekt auf sein Geschäft.

In den vergangenen Wochen der Ausgangsbeschränkungen habe die Nachfrage nach Zucker und Tiefkühl-Pizza sowie nach Desinfektionsmitteln der Tochter CropEnergies angezogen, sagte Vorstandschef Niels Pörksen am Donnerstag in Mannheim. Weniger gefragt waren dagegen Bioethanol für Auto-Kraftstoffe sowie Nahrungsmittel-Zusatzstoffe für Restaurants. Nach dem Ende der Hamsterkäufe und mit der Wiederöffnung der Gastronomie in Deutschland und anderswo werde sich das normalisieren, sagte der Vorstandschef. Hoffnung macht dem Konzern in diesem Jahr das angestammte Zucker-Geschäft.

Nach einem operativen Verlust von 236 Millionen Euro seien in der größten Sparte im laufenden Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende Februar) zwischen 40 Millionen Verlust und 60 Millionen Gewinn zu erwarten, wenn sich in der zweiten Jahreshälfte die Kostensenkungen und höhere Umsätze wie erwartet in den Zahlen niederschlagen. Die Branche war in den vergangenen Jahren doppelt getroffen worden: Die Zuckerpreise am Weltmarkt sanken, während die EU den europäischen Markt liberalisierte, der die heimischen Hersteller lange geschützt hatte. Nun geht es wieder in die andere Richtung: Wurden 2019 in der EU gut 300 Euro pro Tonne bezahlt, waren es Ende Februar bereits wieder 370 Euro. "Und der Preisanstieg setzt sich fort", betonte Pörksen.

Gleichzeitig schrumpft das Angebot: Die Ernte dürfte 2020 schlechter ausfallen, glaubt Südzucker. Das trockene Wetter im Frühjahr habe der Saat geschadet. Die EU werde in diesem Jahr deshalb wohl zum Netto-Importeur von Zucker werden. Südzucker hatte fünf Zuckerfabriken in Deutschland, Frankreich und Polen geschlossen und damit eine Kapazität von 700.000 Tonnen aus dem Markt genommen. Weitere Schließungen seien nicht geplant, sagte der Vorstandschef.

Das operative Ergebnis im Konzern soll sich 2020/21 auf 300 bis 400 (116) Millionen Euro vervielfachen, wie das Mannheimer Unternehmen bekräftigte. Die Prognose stehe aber unter dem Vorbehalt unerwarteter Entwicklungen in der Coronakrise.