Die Ermittlungen hätten am Dienstag begonnen und dauerten an, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch.

Die Deutsche Bank war jahrelang als Korrespondenzbank für die dänische Danske Bank tätig, die im Zentrum des weltgrößten Geldwäscheskandals steht. Die Frankfurter Ermittler gehen nun dem Verdacht nach, ob Deutschlands größtes Kreditinstitut Geldwäscheverdachtsmeldungen zu spät abgegeben hat. Es gebe einen Durchsuchungsbeschluss, die Deutsche Bank kooperiere aber mit den Behörden, sagte der Behördensprecher. Ein Ende der Untersuchungen sei noch nicht absehbar angesichts der Menge an Unterlagen, die sichergestellt würden.

Die Deutsche Bank erklärte, sie habe den Sachverhalt selbst umfassend aufgearbeitet und die angeforderten Unterlagen soweit möglich freiwillig herausgegeben. Der Behörde zufolge richten sich die Ermittlungen gegen eine Person, die im relevanten Zeitraum - von 2014 bis 2018 - für die Deutsche Bank gearbeitet hat. Einem Insider zufolge ist die Person inzwischen nicht mehr für die Bank tätig. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" über den Vorgang berichtet.

Erst im November des vergangenen Jahres hatte es bei der Deutschen Bank eine Razzia gegeben wegen des Verdachts auf Geldwäsche, damals im Zusammenhang mit den sogenannten "Panama Papers". Diese Durchsuchungen waren aber ungleich größer als jetzt: Rund 170 Beamte der Staatsanwaltschaft, des Bundeskriminalamts, der Steuerfahndung und der Bundespolizei hatten mehrere Gebäude in Frankfurt, Eschborn und Groß-Umstadt durchkämmt. Im Rahmen der aktuellen Ermittlungen sind nach Angaben der Behörde nur neun Mitarbeiter des Bundeskriminalamts und drei der Staatsanwaltschaft vor Ort.

WELTGRÖSSTER GELDWÄSCHESKANDAL

Die Bank selbst habe proaktiv 1,1 Millionen Transaktionen als verdächtig gemeldet, erklärte der Behördensprecher. Bei einer zweistelligen Anzahl von Transaktionen im Gesamtvolumen von 12,5 Millionen Euro gebe es den Verdacht, dass die Deutsche Bank die Verdachtsmeldungen zu spät abgegeben habe oder die Zahlungen von vornherein hätte stoppen müssen. Eine förmliche Untersuchung gebe es nicht, da das Geldhaus die angeforderten Dokumente freiwillig herausgebe.

Die Danske Bank ist den größten Geldwäsche-Skandale der vergangenen Jahre verwickelt. Über die Filiale in Estland waren in den Jahren 2007 bis 2015 verdächtige Zahlungen in einem Volumen von 200 Milliarden Euro gelaufen. Dass die Deutsche Bank in den Skandal verstrickt ist, ist schon länger bekannt. Sie war jahrelang als Korrespondenzbank für das größte dänische Geldhaus tätig und hat rund 150 Milliarden Euro der verdächtigen Zahlungen über ihre Systeme abgewickelt. Das Frankfurter Institut steht auf dem Standpunkt, man habe als sogenannte Korrespondenzbank keine Kenntnis der Danske-Kunden und ihrer Machenschaften gehabt und auch nicht haben müssen.

In mehreren Ländern, darunter in den USA, laufen Ermittlungen gegen die Danske Bank. Dass deutsche Behörden gegen die Deutsche Bank ermitteln, war bisher nicht bekannt. Sie untersuchen nur den Zeitraum ab 2014, da Geldwäsche in Deutschland nach fünf Jahren verjährt.

ERTRÄGE DER DEUTSCHEN BANK UNTER DRUCK

Zeitgleich mit den Ermittlungen in Frankfurt wurde bekannt, dass der frühere Chef der estnischen Danske-Filiale, Aivar Rehe, von der Polizei tot aufgefunden wurde. Sie hatte den 56-Jährigen seit Montag gesucht. Die Polizei sagte, es gebe keinen Verdacht auf Gewaltanwendung oder auf einen Unfall. Sein Tod werde die Ermittlungen in dem Geldwäscheskandal erschweren, da er als ein wichtiger Zeuge und nicht als Verdächtiger galt. Rehe hatte die Niederlassung in Estland in dem Zeitraum geleitet, in den die verdächtigen Zahlungen fallen.

Auch an anderer Front kommt die Deutsche Bank nicht zur Ruhe: Finanzchef James von Moltke räumte in London bei einer Bankenkonferenz ein, dass es einige Erträge, die für 2022 bisher in Aussicht gestellt worden seien, nicht geben werde. "Wie viel, bleibt abzuwarten." Die Bank hatte ursprünglich Erträge von rund 25 Milliarden Euro geplant, wegen der anhaltend niedrigen Zinsen aber Anfang September das Ziel auf 24 bis 25 Milliarden Euro zurückgenommen.