Bosch übernehme die in Hildesheim und Stuttgart angesiedelte Firma EM-motive vollständig, teilte der weltweit größte Autozulieferer am Donnerstag mit. "Für Bosch ist der vollständige Erwerb von EM-motive der nächste konsequente Schritt auf dem Weg zur Marktführerschaft bei der Elektromobilität", erklärte der neue Chef der Autozuliefersparte von Bosch, Stefan Hartung. Mit der Übernahme könne Bosch stärker am Markt auftreten und wolle weitere Kunden gewinnen. Der Stiftungskonzern konkurriert dabei unter anderem mit ZF Friedrichshafen, Valeo-Siemens und dem japanischen Anbieter Nidec.

Daimler teilte mit, das Ziel der Kooperation, kleine Stückzahlen von E-Motoren wirtschaftlich zu produzieren, sei erreicht. Der Dax-Konzern bleibe Kunde von EM-motive.

Das seit 2011 bestehende Joint Venture hat 340 Mitarbeiter. Bis heute habe es rund 450.000 Elektromotoren für E-Autos gebaut, erklärte Bosch weiter. Neben Daimler gehören auch Porsche, Fiat, Volvo, Peugeot und die Post-Tochter Streetscooter zu den Kunden. Zum Kaufpreis machten die Unternehmen keine Angaben. Bosch will die Produktion nun ausbauen. "Wir planen derzeit, neue Fertigungslinien für die nächste Generation der Elektromotoren in Hildesheim zu installieren", erklärte Hartung gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Bei der Planung gehe man bis 2030 von einem Anstieg des Anteils der E-Fahrzeuge an allen neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen auf 25 Prozent aus. Bosch hat sich auf die Fahnen geschrieben, für sämtliche Strom-Fahrzeuge vom E-Bike bis zum Lastwagen alle Bauteile aus einer Hand zu liefern. Damit wollen die Schwaben billiger anbieten können als die Konkurrenz.

Daimler stellt mit dem Ausstieg keine eigenen E-Motoren mehr her. Der Betriebsrat des Dax-Konzerns fordert seit längerem, Daimler müsse den gesamten elektrischen Antriebsstrang einschließlich des Motors künftig selbst produzieren. Die Arbeitnehmervertreter wollen erreichen, dass bei der Umstellung von Verbrennungs- auf Elektroantrieb so viel Beschäftigung wie möglich gesichert wird. Die Fertigung von Elektroantrieben erfordert weitaus weniger Personal als die von Benzin- oder Dieselmotoren. Nach der jüngsten Einschätzung der IG Metall gehen in dem Sektor bis 2030 rnd 150.000 Jobs verloren, wenn die Autohersteller den Absatzanteil der Stromer auf die Hälfte hochtreiben sollten, damit sie die strengeren Klimaschutzauflagen zu Kohlendioxid in Europa und China einhalten. Dazu erklärte Daimler: "Aus heutiger Sicht wird Mercedes-Benz Elektromotoren - unter inzwischen guten Wettbewerbsbedingungen - am Weltmarkt kaufen." Damit werde der Zugang zur neuesten Technologie gesichert.