Dax und EuroStoxx50 legten am Mittwoch vor dem entscheidenden EU-Sondergipfel jeweils 0,4 Prozent auf 11.903 und 3432 Punkte zu. Die Staats- und Regierungschefs der EU dürften Großbritannien unter Bedingungen eine Fristverlängerung einräumen, wie aus einem Entwurf der Abschlusserklärung hervorgeht. Positiv sei, dass das Risiko eines chaotischen No-Deal-Brexit zunächst vom Tisch sei, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners. Negativ sei, dass es immer noch keine Klarheit gebe: "Das einzig Gewisse beim Brexit ist und bleibt die Unsicherheit."

Die EU will Großbritannien eine Gnadenfrist einräumen, wenn das Vereinigte Königreich an der Europawahl Ende Mai teilnimmt. "Das dürfte bei vielen Leuten nicht gut ankommen und könnte die britische Politik noch stärker vergiften als sie es ohnehin ist", sagte Michael Hewson, Chefanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. Wie viel zusätzliche Zeit den Briten eingeräumt wird, ist offen. Die verbleibenden 27 EU-Staaten müssen einstimmig entscheiden. Sollte es keine Einigung geben, droht am Freitag ein harter Brexit. Die Pfund-Anleger blieben gelassen: Die britische Währung stagnierte bei 1,3068 Dollar.

EXPERTEN ERWARTEN VON EZB ENTLASTUNG FÜR GESCHÄFTSBANKEN

Auch die neusten Beschlüsse der Europäischen Zentralbank werden mit Spannung erwartet. Den Schlüsselzins werden EZB-Präsident Mario Draghi und seine Kollegen dabei wohl nicht antasten. Allerdings könnte Draghi Entlastungen für die Geschäftsbanken signalisieren, die unter der Niedrigzinspolitik der vergangenen Jahre leiden. Zudem könnten die Währungshüter neue Anleihekäufe für den Fall andeuten, dass die Konjunktur in der Euro-Zone weiter an Fahrt verlieren sollte. Draghi werde sicherlich auf die wenigen verbliebenen Stimulus-Möglichkeiten der EZB verweisen, sagte QC-Experte Altmann: "Allerdings wird sich die EZB über kurz oder lang eingestehen müssen, dass sie ihre Munition zum größten Teil verschossen hat."

THYSSENKRUPP UND SIEMENS IM PLUS

Zu den größten Gewinnern im Dax gehörten konjunkturabhängige Werte wie die Industriekonzerne ThyssenKrupp und Siemens mit einem Kursplus von 1,5 und 0,9 Prozent. Der Internationale Währungsfonds schraubte zwar seine weltweite Wachstumsprognose für das laufende Jahr herunter, rechnet aber ab der zweiten Jahreshälfte wieder mit einer Belebung. "Unterstützt wird die Wirtschaftsentwicklung von den großen Notenbanken und ihrer lockeren Geldpolitik, den fiskalischen Impulsen in China sowie günstigeren Aussichten im Handelsstreit zwischen den USA und China", schrieben die Fachleute der LBBW.

Die Metro-Aktien gaben leicht nach. Der Handelsriese könnte Insidern zufolge beim geplanten Verkauf der Supermarktkette Real die Immobilien und das operative Geschäft getrennt abgeben. Dabei könnte das Unternehmen dem "Handelsblatt" zufolge noch Geld drauflegen: Der Kaufpreis liege zwar bei 99 Millionen Euro, Metro würde vor dem Verkauf aber 300 Millionen an Kapital einbringen.