(Neu: Aktienkurs aktualisiert, weitere Analystenstimme, mehr Hintergrund.)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Essenslieferant Delivery Hero enttäuscht die Erwartungen seiner Anleger abermals. Das Berliner Unternehmen kündigte am Donnerstag an, dass es in diesem Jahr wegen seiner Investitionen mit einem deutlich höheren operativen Verlust als noch 2017 rechnet. An der Börse rutschten die Papiere zuletzt mit mehr als 8 Prozent Kursabschlag auf 42,70 Euro, den tiefsten Stand seit gut drei Monaten.

Damit sind die Gewinne seit der Zeit des MDax-Aufstiegs Mitte Juni nahezu dahin. Mit den Verlusten durchbrachen die Papiere zudem eine Unterstützungszone um 45 Euro, die in den vergangenen Wochen noch mehrfach gehalten hatte.

Delivery Hero, hinter dem die Start-up-Schmiede Rocket Internet als Anteilseigner steht, wollte ursprünglich zum Jahresende erstmals auf Monatsbasis einen operativen Gewinn ausweisen. Doch bereits zur Vorlage der vorläufigen Zahlen im August kassierte Unternehmenschef Niklas Östberg dieses Ziel mit der gleichzeitigen Ankündigung weiter Investitionen in das Geschäft. Zur Vorlage der endgültigen Bilanz am Donnerstag wurde Delivery Hero nun nochmals deutlicher und offenbarte, dass es diesmal im Gesamtjahr anstatt weniger sogar noch mehr Minus geben werde.

Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten rechnen bislang jedoch für 2018 noch mit deutlich weniger Verlust als 2017. Analystin Sherri Malek vom US-Analysehaus RBC geht deshalb davon aus, dass der Markt seine Margenerwartungen zurückschrauben dürfte. Sie wies insbesondere darauf hin, dass die operativen Ergebnisse (Ebitda) des Unternehmens in den Märkten Nordamerika und Europa hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben seien.

Delivery Hero betreibt Marken wie "Lieferheld", "Foodora" und "Pizza.de" und ist in Deutschland Marktführer. Das Unternehmen ist auch in vielen anderen Ländern aktiv, steht aber durch den zunehmenden Wettbewerb unter Druck. Deshalb hatte der Konzern bereits vor Wochen weitere hohe Investitionen angekündigt, die etwa in Produkte, Marketing und technische Verbesserungen fließen. Daraus erhofft sich Unternehmenslenker Östberg bereits in diesem Jahr zusätzliche Erlöse durch wiederkehrende Kunden und hatte deswegen seine Umsatzziele hochgeschraubt.

Analyst Rob Joyce von Goldman Sachs verwies nun allerdings darauf, dass der Markt dem Unternehmen hier aktuell für 2018 weniger zutraue als Delivery Hero selbst. Von den endgültigen Zahlen zeigte er sich indes nicht sonderlich überrascht.

Delivery Hero war im Juni vom SDax in den MDax aufgestiegen. Die knapp dreimonatige Mitgliedschaft im Index der mittelgroßen deutschen Werte war zunächst für die Aktie von Erfolg gekrönt, Ende Juli erreichte sie ein Rekordhoch bei 52,35 Euro - doch danach setzte ein Abwärtstrend ein. Seit Jahresbeginn beträgt der Kursgewinn aber immer noch knapp 30 Prozent./tav/ajx/fba