Die deutschen Nettoimporte von Energieträgern sind in den letzten Jahren tendenziell gesunken. Die gesamten Nettoimporte lagen 2018 um 11,6% unter dem Wert von 2000 und auf dem niedrigsten Niveau seit 1991.

Mineralöl: Wichtigster Energieträger verzeichnet rückläufige Importe

Mineralöl ist nach wie vor der mit Abstand wichtigste Energieträger, den Deutschland importiert. Im Jahr 2018 entfielen hierauf 47,5% aller Nettoenergieimporte. Gleichwohl gehen die absoluten Ölimporte seit vielen Jahren recht stetig zurück. 2018 importierte Deutschland rd. 17% weniger Mineralöl als im Jahr 2000. Dafür gibt es mehrere Gründe: In erster Linie hat Heizöl im Wärmemarkt an Bedeutung verloren. So wurden 2000 noch 32,6% aller Wohnungen im Bestand mit Öl beheizt. Bis 2018 sank dieser Anteil auf knapp 26%. Bei Wohnungsneubauten spielt Heizöl als Wärmequelle seit etwa zehn Jahren keine große Rolle mehr. Hinzu kommt die in den letzten Jahren tendenziell wärmere Witterung, die den Heizölbedarf senkt. In Deutschland ist zudem zwischen 2010 und 2018 die Herstellung von chemischen Grundstoffen, bei der Rohöl ein wesentlicher Rohstoff ist, um ca. 10% gesunken (gemessen am Produktionsindex). Die Nachfrage des Verkehrssektors nach Mineralölprodukten ging zwar zwischen 2000 und 2009 um 12% zurück. Seither stieg sie aber wieder um rd. 8%. In Summe trug der Verkehr damit kaum zu den rückläufigen Importen von Mineralöl bei.

Erdgas: Steigende Nettoimporte

Umgekehrt sieht das Bild bei Erdgas aus, dem zweitwichtigsten importierten Energieträger (Anteil an allen Nettoimporten 2018: 32%). Hier lagen die Nettoimporte 2018 um 25% über dem Wert des Jahres 2000. Der Anteil der Wohnungen im Bestand, die mit Erdgas beheizt werden, ist in diesem Zeitraum um rd. 5%-Punkte auf 49,4% gestiegen. Zwar verliert Erdgas als Energieträge im Neubau seit Jahren an Bedeutung (zugunsten von Elektro-Wärmepupen und Fernwärme). Der Anteil im Wohnungsbestand ist dennoch seit einigen Jahren recht konstant. Hinzu kommt, dass der Einsatz von Erdgas in der Stromerzeugung im langfristigen Vergleich gestiegen ist. Im Jahr 2000 entfielen erst 8,5% der Bruttostromerzeugung auf Erdgas; 2018 waren es knapp 13%. Die auf Erdgas basierende Bruttostromerzeugung nahm in dieser Zeit absolut um rd. 70% zu. Schließlich ist die inländische Förderung von Erdgas im genannten Betrachtungszeitraum tendenziell gesunken, weshalb höhere Nettoimporte zur Deckung der Nachfrage nötig wurden. Deutschland ist inzwischen ein wichtiges Transitland für den Transport von Erdgas (neue Pipelines), weshalb nicht nur die Einfuhren, sondern auch die Ausfuhren zuletzt stark gestiegen sind.

Steinkohle: Zweigeteilte Entwicklung

Bei der Steinkohle (Anteil an gesamten Nettoenergieimporten 2018: 13,6%) mag es auf den ersten Blick überraschend sein, dass die Nettoimporte 2018 das Niveau von 2000 um 39% übertrafen. Das liegt aber vor allem daran, dass die inländische Steinkohlenförderung stetig zurückging (und Ende 2018 eingestellt wurde), während die Bedeutung der Steinkohle für die Stromerzeugung sehr viel langsamer abnahm. Die Lücke durch den Wegfall der heimischen Kohle musste demnach durch mehr Importe geschlossen werden. 2017 und 2018 sanken die Nettoimporte von Steinkohle jedoch deutlich, weil in diesen beiden Jahren auch die Bruttostromerzeugung auf Basis von Steinkohle stark zurückging. Gründe hierfür sind der gestiegene Preis für CO2-Zertifikate im Rahmen des EU-Emissionshandels, die Kohle im Vergleich zu Erdgas belastet, sowie der anhaltende Zubau von erneuerbaren Energien.

Geplanter Kernenergieausstieg hinterlässt Spuren

Die Nettoimporte von Kernenergie (Uran) sanken zwischen 2000 und 2018 um etwa 55%. Der geplante Ausstieg aus der Kernenergie ist hierfür der maßgebliche Grund. Zudem verfügen die Kraftwerksbetreiber über Vorräte an Kernbrennstoffen in Deutschland, die bis zum Ende der Kernenergienutzung aufgebraucht werden können. Diese Lagerbestände verringern den Bedarf an zusätzlichen Importen.

Importabhängigkeit kaum gesunken

Ein Ziel der Energiewende ist es, die Importabhängigkeit von Energierohstoffen zu verringern. Zwar sind die absoluten Nettoenergieimporte seit 2000, wie bereits erwähnt, um 11,6% gesunken. Bei der Importabhängigkeit fallen die Fortschritte jedoch geringer aus. Im Jahr 2000 lag der Anteil der Nettoenergieimporte am inländischen Primärenergieverbrauch bei 72,6%. 2018 betrug dieser Wert immer noch 70,6%. Seit 2010 sind zudem keine wesentlichen Veränderungen mehr zu verzeichnen. Lässt man die Kernenergie außen vor, deren Nutzungsende kurz bevorsteht, liegt die Importabhängigkeit 'nur' bei 64%. Bei Rohöl (99%) und Erdgas (96%) fällt die Importabhängigkeit besonders groß aus. Die erneuerbaren Energien sowie die Braunkohle sind demnach die einzigen heimischen Energieträger.

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