Deutschland-Monitor

Unternehmensfinanzierung

18. September 2019

Kreditvergabe widersteht in Q2 2019 der schrumpfenden Wirt- schaftsleistung in Deutschland

Autoren

Jan Schildbach

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Marc Schattenberg +49 69 910-31875 marc.schattenberg@db.com

Editor

Stefan Schneider

Deutsche Bank AG Deutsche Bank Research Frankfurt am Main Deutschland

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Stefan Schneider

Unternehmensfinanzierung

Weiter robustes Kreditwachstum, aber starker Anstieg bei kurzen Laufzeiten. Die Kreditvergabe an Unternehmen und Selbstständige in Deutschland hat sich auch in Q2 sehr dynamisch entwickelt. Das ausstehende Volumen legte um EUR 25,5 Mrd. zu (+5,6% ggü. Vorjahr). Davon profitierten mit einer einzigen Ausnahme (Handel) sämtliche Branchen, insbesondere aber Wohnungsunter- nehmen, Telekom/Beratung/Werbung und Maschinenbau/Auto. Bei Letzteren und im ebenfalls gut laufenden Geschäft mit der Chemie entfiel allerdings ein Großteil des Anstiegs auf kurzfristige Kredite, mit denen manche Unternehmen aus diesen konjunktursensiblen Industriezweigen möglicherweise versuchen, zunehmende Cashflow-Problemezu kompensieren. Das deutet eine künftige Verlangsamung der Kreditexpansion an. Unter den Bankengruppen war eine gewisse Konvergenz zu verzeichnen - das Wachstum der Auslandsbanken schwächte sich ab, das der einheimischen Kreditbanken und Förderbanken be- schleunigte sich dagegen. An die Spitze schoben sich die Großbanken. Die Ein- lagen der Unternehmen nahmen weiterhin moderat zu (+2% ggü. Vorjahr).

Stabile Margen, kräftiges Plus auch bei den Finanzierungsalternativen. Der jah- relange Verfall der Kreditmargen scheint vorerst zum Stillstand gekommen zu sein. Die Banken wurden in der Kreditvergabe in Q2 insgesamt etwas vorsichti- ger. Trotzdem rutschte das Zinsniveau weiter ab und erreichte in manchen Seg- menten neue Allzeittiefs. Die anderen Finanzierungsquellen litten nicht wie so oft unter einem Substitutionseffekt und entwickelten sich ebenfalls allesamt stark.

Konjunktur

Die deutsche Volkswirtschaft schrumpfte im zweiten Quartal um 0,1% ggü. Vq. Binnenwirtschaftlich überwogen die positiven Impulse der privaten und staatli- chen Konsumausgaben sowie die der Vorratsveränderungen, wenngleich die Bauinvestitionen nach einem starken Vorquartal rückläufig waren. Angesichts schlechter Aussichten im Verarbeitenden Gewerbe und sinkender Kapazitäts- auslastung haben die Ausrüstungsinvestitionen nachgelassen, blieben aber auf- wärtsgerichtet. Der negative Wachstumsbeitrag des Außenhandels führte im Quartalsvergleich insgesamt zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in Q2.

BIP-Prognose für das Gesamtjahr 2019 auf 0,3% (0,7%) gesenkt. Der Rück- gang des BIP in Q2 und der negative Ausblick, der eine "technische Rezession" in Q3 erwarten lässt, haben uns dazu veranlasst, die Jahresprognose für 2019 zu senken. Da keine Hinweise auf eine schnelle Belebung in den kommenden Quartalen zu erkennen sind, haben wir zudem die Prognose für 2020 auf 0,7% (1,2%) gesenkt. Diesen Anpassungen liegen die Annahmen zugrunde, dass we- der die USA ihre Zölle auf europäische Autoimporte anheben, noch ein harter Brexit zu ernsthaften und lange anhaltenden Verwerfungen führt.

Kreditvergabe widersteht in Q2 2019 der schrumpfenden Wirtschaftsleistung

Kredite an inländische Unternehmen

1

und Selbstständige*

%

6

5

4

3

2

1

0

-1

-2

14

15

16

17

18

19

ggü. Vorjahr

ggü. Vorquartal

* ohne sonstige Finanzinstitute

Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research

... nach Branche

2

  • ggü. Vorjahr 10
    8
    6
    4
    2
    0 -2-4

-6

14

15

16

17

18

19

Verarbeitendes Gewerbe

Dienstleistungssektor

Selbstständige

Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research

... nach Fristigkeit*

3

  • ggü. Vorjahr 12

9

6

3

0

-3

-6

14

15

16

17

18

19

Kurzfristige Kredite

Mittelfristige Kredite

Langfristige Kredite

* ohne sonstige Finanzinstitute

Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research

... nach Bankengruppe*

4

  • ggü. Vorjahr 20

15

10

5

0

-5

-10

14

15

16

17

18

19

Kreditbanken

darunter Auslandsbanken

Landesbanken

Sparkassen

Kreditgenossenschaften

* ohne sonstige Finanzinstitute

Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research

Unternehmensfinanzierung in Deutschland

Kreditvolumen

Die Kreditvergabe an Unternehmen und Selbstständige in Deutschland hat auch im zweiten Quartal allen Konjunktursorgen zum Trotz kräftig zugelegt. Das aus- stehende Volumen kletterte um sehr starke 1,9% bzw. EUR 25,5 Mrd. gegen- über dem Stand von Ende März. Auf 12-Monats-Sicht stand damit ein Plus von (um statistische Brüche bereinigte) 5,6% zu Buche. Das ist der beste Wert seit der Dotcom-Blase vor 20 Jahren, auch wenn sich das Expansionstempo auf die- sem hohen Niveau in den letzten Quartalen nicht mehr so stark beschleunigt hat wie in den Jahren 2017 und 2018. Das lag auch am sich immer weiter eintrü- benden Wirtschaftsklima mit einer Schrumpfung des BIP im zweiten Quartal und einer schon länger anhaltenden Rezession in der Industrie (zu den Details des aktuellen Konjunkturverlaufs und -ausblicks siehe Teil 2 im Anschluss).

Im Euroraum als Ganzes lief das Kreditgeschäft mit nichtfinanziellen Unterneh- men in Q2 ebenfalls so rund wie seit der Finanzkrise nicht mehr (+1,0% bzw. EUR 45,5 Mrd. ggü. Vorquartal). Der Vorjahresvergleich verbesserte sich auf 2,4%; so hoch war auch er zuletzt vor einem Jahrzehnt. Die Dichotomie zwi- schen Deutschland und Frankreich einerseits und den nächstgrößeren Ländern Italien, Spanien und Niederlande andererseits blieb dabei bestehen - während auf Erstere fast der gesamte Anstieg entfiel, stagnierte das Kreditvolumen bei Letzteren oder war sogar rückläufig. In Spanien, immerhin, scheint sich erstmals seit 2008 eine Stabilisierung abzuzeichnen. Und in Frankreich setzt sich der langfristige Wachstumstrend ungebrochen fort; hier hat sich das Kreditvolumen seit 2004 sogar verdoppelt.

Hinsichtlich der verschiedenen Branchen lässt sich in Deutschland weiterhin flä- chendeckend ein robustes Kreditwachstum feststellen. Der Anstieg im Verarbei- tenden Gewerbe erhöhte sich nochmals auf 8% ggü. Vj. (den besten Wert seit 2008), im Dienstleistungssektor blieb er nahezu stabil bei starken 6,6% und bei Selbstständigen nahm er auf 3,4% zu, sogar das kräftigste Plus seit Einführung des Euro.

Bei den einzelnen Industriebranchen ging es in Q2 überall aufwärts. Maschinen- bau/Auto lagen mit EUR +2,6 Mrd. an der Spitze, gefolgt von der Chemie (EUR +1,5 Mrd.), während es auch in allen anderen Wirtschaftszweigen teils substan- zielle Zuwächse gab. Darunter erzielte Textil mit EUR +0,4 Mrd. das beste Quartalsergebnis seit 2001.

Auch im Dienstleistungssektor gab es Wachstum auf breiter Front. Die immobi- liennahen Branchen legten kräftig zu (Wohnungsunternehmen um EUR 4,5 Mrd., Gewerbeimmobilienfirmen etwas moderater um EUR 1,8 Mrd.), ebenso wie Telekom/Beratung/Werbung, d.h. die unternehmensnahen Dienstleistungen (EUR +3,4 Mrd.), und die Beteiligungsgesellschaften (EUR +2,9 Mrd.). Gesund- heit überzeugte ebenfalls (EUR +1 Mrd.).

Unter den übrigen Branchen schnitten Bau (EUR +2,1 Mrd.) und Versorger/ Bergbau (EUR +1,7 Mrd.) sehr gut ab, die Landwirtschaft kam auf gute EUR +0,9 Mrd. und der Verkehr drehte erstmals seit 17 Quartalen wieder ins Plus (EUR +0,4 Mrd.). Lediglich der Handel verzeichnete als einziger Wirtschafts- zweig überhaupt - wie saisonal üblich - ein schrumpfendes Kreditvolumen (EUR -0,5 Mrd.).

Obwohl die Dynamik im Kreditgeschäft insgesamt sehr stark ist, zeigt sich nach Fristigkeiten doch ein recht differenziertes (und weniger rosiges) Bild. Kurz- so- wie mittelfristige Ausleihungen entwickeln sich weiterhin wesentlich schwungvol- ler als langfristige Kredite. Erstere verbuchten ein sehr hohes Quartalsplus von EUR 8,2 Mrd. und lagen damit 9,3% höher als im Juni 2018. Bei Laufzeiten zwi- schen 1 und 5 Jahren blieb die Expansionsrate sogar noch höher (+10,6% ggü. Vj.), während sie sich bei langfristigen Darlehen nur leicht auf 4,3% verbesserte.

2 | 18. September 2019

Deutschland-Monitor

Kreditvergabe widersteht in Q2 2019 der schrumpfenden Wirtschaftsleistung

Commercial Paper inländischer

5

Nichtbanken, Nettoemission

Mrd. EUR

6

4

2

0

-2

-4

-6

-8

14

15

16

17

18

19

Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research

Anleihen inländischer nichtfinanzieller

6

Unternehmen, Nettoemission

Mrd. EUR

10

8

6

4

2

0

-2

14

15

16

17

18

19

Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research

Leasinggeschäft, Neuvolumen*

7

Mrd. EUR

16

14

12

10

8

6

4

2

0

14

15

16

17

18

19

Mobilien

Immobilien

  • statistischer Bruch in Q1 2017 Quelle: BDL

Aktienemissionen inländischer

Unternehmen (einschl. Finanzinstitute)

8

Mrd. EUR 12

10

8

6

4

2

0

14

15

16

17

18

19

Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research

Dies ist umso mehr ein Warnsignal, als der Großteil der neu aufgenommenen Kredite in Branchen wie Maschinenbau/Auto und Chemie, die dem Konjunk- turzyklus üblicherweise vorauslaufen, kurzfristiger Natur war. Das deutet auf Cashflow-Probleme hin: Vor allem viele kleinere Unternehmen und Zulieferer bekommen die schon seit einem Jahr andauernden Schwierigkeiten der Auto- branche zunehmend zu spüren, die für die deutsche Volkswirtschaft besonders wichtig ist. Gleichzeitig spiegelt sich darin ein Stück weit die Zweiteilung der Realwirtschaft in einen immer noch robusten Dienstleistungssektor und eine in der Rezession steckende, exportabhängige Industrie wider.

Unter den großen Bankengruppen war eine gewisse Konvergenz festzustellen: Das Jahreswachstum der Auslandsbanken, die zuletzt erheblich an Marktanteil gewonnen hatten, verringerte sich im zweiten Quartal trotz einer immer noch kräftigen Kreditvergabe weiter auf 8,8% (der erste einstellige Wert seit Sommer 2017). Gleichzeitig gewann das Kreditgeschäft der inländischen Kreditbanken und der Förderbanken (einschließlich DZ Bank) an Tempo (jeweils +5,2% ggü. Vj.). Lediglich die Landesbanken fielen wieder etwas zurück auf nur noch +2,3%. Seit einem Jahr wird in der Statistik die Kategorie der Großbanken rea- listisch abgebildet - diese schnitten sehr stark ab (+10,2%) und überholten gleich auf Anhieb die Auslandsbanken. Dahinter folgen die Genossenschafts- banken (+7,1%, das größte Plus seit 1995), während die Sparkassen mittler- weile leicht unter dem Marktdurchschnitt liegen (+5,3%).

Von dem Anstieg zwischen April und Juni bei den (überwiegend kurzfristigen) Krediten an Maschinenbau/Auto und die Chemie entfiel der größte Teil auf die Großbanken. Es bleibt abzuwarten, wie nachhaltig dies ist. Gleichzeitig hielt die markante Schwäche der Landesbanken im Geschäft mit Verkehrsunternehmen an. Sparkassen und Kreditgenossenschaften expandierten insbesondere am Bau und bei den unternehmensnahen Dienstleistungen, wohingegen sie bei Wohnungsunternehmen unterschiedlich erfolgreich waren: Hier hatten die Ge- nossenschaftsbanken eindeutig die Nase vorn, während die Sparkassen etwas enttäuschten. Die Auslandsbanken legten in drei Branchen klar zu: Maschinen- bau/Auto, Versorger/Bergbau und Beteiligungsgesellschaften.

Andere Finanzierungsquellen

Im Gegensatz zum schon mehrfach beobachteten Muster gab es im Frühlings- quartal keinen deutlichen Substitutionseffekt zwischen den verschiedenen Fi- nanzierungsarten. D.h., das robuste Kreditwachstum ging nicht zulasten der Al- ternativen zum Kredit, die sich ebenfalls allesamt stark entwickelten.

Commercial Paper von Nichtbanken konnten in Q2 mit einer Nettoemission von guten EUR 1,7 Mrd. den durchwachsenen Start ins Jahr wettmachen.

Auch bei Unternehmensanleihen setzte sich der jüngste Aufwind fort. Das Emis- sionsvolumen betrug netto EUR 4,2 Mrd. und dürfte von dem erneuten Rück- gang des Zinsniveaus angesichts einer sich abzeichnenden weiteren Lockerung der Geldpolitik profitiert haben. Ähnlich sah es im Euroraum insgesamt aus. Hier übertraf die Q2-Emission mit EUR 17,3 Mrd. sogar das ordentliche Vorquartal.

Im Leasing lief es in Deutschland im zweiten Quartal unverändert rund. Der Lö- wenanteil, das Mobiliengeschäft, erzielte mit Neuabschlüssen in Höhe von EUR 14 Mrd. ein Rekordergebnis, angetrieben von einem starken Pkw-Bereich. Aber auch Lkw & Busse sowie Büroelektronik erreichten ein deutliches Plus, während das Volumen bei Maschinen erneut schrumpfte. Das viel kleinere und volatilere Immobiliensegment verzeichnete einen sprunghaften Anstieg auf EUR 426 Mio.

Die Ausgabe neuer Aktien überzeugte mit einem Umfang von EUR 3,3 Mrd. im vergangenen Vierteljahr ebenfalls. Zwar blieb es bei Börsengängen ruhig, dafür fand eine Reihe mittelgroßer Kapitalerhöhungen statt, ganz überwiegend zur Fi- nanzierung von weiterem Wachstum. Branchenseitig lag der Technologiesektor vorn, gefolgt von mehreren Transaktionen von Immobilienunternehmen.

3 | 18. September 2019

Deutschland-Monitor

Kreditvergabe widersteht in Q2 2019 der schrumpfenden Wirtschaftsleistung

Sicht- und Termineinlagen von inländi-

schen Unternehmen & Selbstständigen*

9

Mrd. EUR

40

1.325

30

1.300

20

1.275

10

1.250

0

1.225

-10

1.200

-20

1.175

-30

1.150

14

15

16

17

18

19

Termineinlagen, ggü. Vorquartal (links) Sichteinlagen, ggü. Vorquartal (links) Volumen insgesamt** (rechts)

  • einschließlich sonstiger Finanzinstitute
  • Enthält Anstieg um EUR 9,4 Mrd. in Q4 2014 aufgrund statistischer Umklassifizierungen.

Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research

Einlagenvolumen

Bei den Einlagen von Unternehmen und Selbstständigen behielt der in den letz- ten Jahren etablierte Standard einer Umschichtung von Termingeldern in täglich verfügbare Sichteinlagen auch in Q2 seine Gültigkeit. Erstere wurden um EUR 8,1 Mrd. reduziert, Letztere um EUR 15,3 Mrd. erhöht. Auch am insgesamt mo- deraten Wachstum von 2% ggü. Vj. änderte sich praktisch nichts. Damit über- trifft das Expansionstempo der Kredite das der Einlagen seit nunmehr zwei Jah- ren deutlich, nicht zuletzt aufgrund des immer weiter absinkenden Zinsniveaus (s. unten).

Ergebnisse des Bank lending surveys der EZB

Wie im Vorquartal verschärften im zweiten Quartal erneut 3% der Banken die allgemeinen Kreditstandards für Unternehmen. Dabei gab es keine nennens- werten Unterschiede zwischen den verschiedenen Kreditarten. Wichtigster Grund für die Verschärfung waren die branchen- und firmenspezifische Lage und Aussichten. Nicht anders sah es bei den konkreten Konditionen für tatsäch- lich vergebene Kredite aus. Dazu gehörte ein minimaler Anstieg der Marge so- wohl für durchschnittliche als auch für riskantere Kredite, den netto jeweils 3% der Banken berichteten - spürbar allerdings nur bei Krediten an große Unter- nehmen. Damit scheint der generelle Margenverfall im Firmenkreditgeschäft, der im Jahr 2014 eingesetzt hatte, zumindest vorerst zu einem Stillstand gekom- men zu sein. Immerhin 6% der Banken verzeichneten einen gestiegenen Anteil abgelehnter Kreditanträge. In Euroland als Ganzes verschärften unter dem Strich 5% der Banken die allgemeinen Kreditstandards; höher war dieser Wert das letzte Mal Anfang 2013. Auch hier nahm die Marge für durchschnittliche (3%) ebenso wie für riskantere (7%) Kredite zu. Zwar waren das absolut nur be- scheidene Werte, jedoch ebenfalls die höchsten seit 2013. Bei den durchschnitt- lichen Krediten war es sogar der erste Anstieg nach 24 (!) Quartalen hinterei- nander mit Margenrückgängen im Vergleich zum Vorquartal.

Die Nachfrage nach Krediten legte in Deutschland weiter zu, allerdings vermel- deten dies netto nur noch 9% der Institute. Der angebliche Rückgang der Nach- frage nach kurzfristigen Krediten (3%) erscheint angesichts der ausgesprochen positiven tatsächlichen Volumenentwicklung unplausibel. Unternehmen fragten mehr Kredite vor allem zur Finanzierung von Investitionen nach, wohingegen die Verfügbarkeit eigener Mittel den Kreditbedarf dämpfte. Im Euroraum ging es mit der Nachfrage ebenfalls leicht aufwärts, was ausschließlich auf KMU zurück- zuführen war, während sie bei großen Firmen erstmals seit fünf Jahren rückläu- fig war.

Für das laufende Quartal gehen die deutschen Banken nicht von einer Ände- rung der Kreditstandards aus und auch nicht mehr von einer spürbaren Steige- rung der Kreditnachfrage. Das Aggregat der EWU-Banken sieht es, abgesehen von einem leicht besseren Nachfrageausblick (5%), nicht wesentlich anders.

Zinssätze

Das Zinsniveau geriet von März bis Juni angesichts der sich abzeichnenden noch expansiveren Geldpolitik der EZB einmal mehr unter Druck. Die Zinsen für neue Kredite sowohl an Selbstständige und Personengesellschaften als auch an Kapitalgesellschaften mit einer Zinsbindung von über fünf Jahren erreichten neue Rekordtiefstände von 1,9% bzw. 1,4%. Zinsen für Kredite mit einer Zins- bindung von 1-5 Jahren fielen im Durchschnitt auf 1,6%, für große Kredite

(> EUR 1 Mio.) auf 1%.

Der Zins für Sichteinlagen verharrte im gleichen Zeitraum bei -3 Bp., der für Ter- mineinlagen rutschte wieder unter null, auf -7 Bp.

Jan Schildbach (+49 69 910-31717, jan.schildbach@db.com)

4 | 18. September 2019

Deutschland-Monitor

Kreditvergabe widersteht in Q2 2019 der schrumpfenden Wirtschaftsleistung

Bank lending survey: Kreditstandards

10

für Unternehmen*

6

... verschärft

4

2

0 -2-4-6-8

-10

... gelockert

-12

Q3 16

Q1 17

Q3 17

Q1 18

Q3 18

Q1 19

Q3 19

Deutschland

Euroraum

  • Q3 19 erwarteter Wert Quellen: Bundesbank, EZB

Bank lending survey: Margen für

11

durchschnittliche Unternehmenskredite

5

... gestiegen

0 -5-10-15-20-25

-30

... gesunken

-35

Q2 16

Q4 16

Q2 17

Q4 17

Q2 18

Q4 18

Q2 19

Deutschland

Euroraum

Quellen: Bundesbank, EZB

Bank lending survey: Nachfrage nach

Unternehmenskrediten*12

30

... gestiegen

25

20

15

10

5

0

Q3 16

Q1 17

Q3 17

Q1 18

Q3 18

Q1 19

Q3 19

Deutschland

Euroraum

  • Q3 19 erwarteter Wert Quellen: Bundesbank, EZB

Ø-Zins im Kredit-Neugeschäft, nach

Kredithöhe

13

... nach Zinsbindungsfrist

14

%

%, Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften

3,5

3,5

3,0

3,0

2,5

2,5

2,0

2,0

1,5

1,5

1,0

1,0

0,5

0,0

0,5

14

15

16

17

18

19

0,0

Kredite an nichtfinanzielle

14

15

16

17

18

19

Kapitalgesellschaften, ≤ EUR 1 Mio.

Kredite mit Zinsbindung ≤ 1 Jahr

Kredite an nichtfinanzielle

Kredite mit Zinsbindung von 1-5 Jahren

Kapitalgesellschaften, > EUR 1 Mio.

Kredite mit Zinsbindung > 5 Jahre

Kredite an Selbstständige und

Personengesellschaften

Quelle: EZB

Quelle: EZB

Ø-Zins auf Einlagen von nichtfinanziellen

Kapitalgesellschaften (Neugeschäft)

15

%

0,4

0,3

0,2

0,1

0,0

-0,1

-0,2

14

15

16

17

18

19

Sichteinlagen Termineinlagen

Quelle: EZB

5 | 18. September 2019

Deutschland-Monitor

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Deutsche Bank AG veröffentlichte diesen Inhalt am 18 September 2019 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 18 September 2019 08:27:09 UTC.

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