Der schärfere Gegenwind durch die niedrigen Zinsen und die Eintrübung der Konjunktur belasten vor allem das Privatkundengeschäft, wie die Bank am Dienstag auf ihrem Investorentag in Frankfurt einräumte. Im Investmentbanking, das Sewing gerade verkleinert, läuft es dagegen besser als erwartet. An der Börse herrschte gedämpfte Stimmung. Nach einem Hoch kurz nach Handelsstart verlor die Deutsche-Bank-Aktie im Tagesverlauf gut ein Prozent.

"Die Konjunktur hat sich eingetrübt, auch wenn es zuletzt wieder positivere Signale gab, und in der Eurozone sind die Zinsen jetzt noch niedriger als im Sommer erwartet", schrieb Sewing in einem Brief an die rund 90.000 Mitarbeiter der Bank. "Das geht nicht spurlos an uns vorbei." Das Renditeziel von acht Prozent bis 2022 sei "ambitionierter" geworden. Um es dennoch zu erreichen, wollen die Frankfurter unter anderem Strafzinsen an Firmenkunden und reiche Privatkunden weiterreichen und das Kreditvolumen erhöhen.

Den Konzernumbau, dem weltweit rund 18.000 Stellen zum Opfer fallen, will Sewing ohne fremde Hilfe schaffen. "Wir werden für unsere Transformation ohne weiteres Kapital von unseren Aktionären auskommen", bekräftigte er. Alles andere wäre auch kaum durchsetzbar bei einem aktuellen Kurs von 6,50 Euro. Seit 2010 hat sich die Bank von ihren Anteilseignern mehr als 26 Milliarden Euro besorgt. Die Neuausrichtung der Bank nach den vielen Krisenjahren läuft nun nach Aussagen von Sewing aber besser als gedacht. "Wir liegen mit der Umsetzung unserer Strategie nicht nur im Plan, sondern sind in mehreren Bereichen sogar schneller vorangekommen als erwartet." So lägen etwa die Erträge in der Sparte Anleihe- und Devisenhandel im laufenden Quartal über dem vierten Quartal 2018. Im Sommerquartal hatte dieser Bereich, der ehemals das Aushängeschild der Bank war, noch Federn lassen müssen.

"AN GLAUBWÜRDIGKEIT VERLOREN"

Insgesamt erwartet Sewing in der Investmentbanksparte nun ein Ertragswachstum von zwei Prozent pro Jahr. Bisher war er von stagnierenden Einnahmen ausgegangen. Dagegen ist er für andere Bereiche skeptischer: Im Privatkundengeschäft werden die Erträge bis 2022 stagnieren und nicht um zwei Prozent zulegen. Auch in der Vermögensverwaltung dürften die Einnahmen weniger stark steigen als prognostiziert. Nur für die Unternehmensbank prognostiziert das Management wie bereits im Juli verkündet ein Ertragswachstum von drei Prozent pro Jahr. Insgesamt erwartet der Konzern bis 2022 Erträge von rund 24,5 Milliarden Euro. Das sind etwa 500 Millionen Euro weniger als noch im Juli vorhergesagt. Gleichzeitig sieht sich die Bank im Plan bei ihren Kostensenkungen.

Seit Sewing im April 2018 das Ruder beim größten deutschen Geldhaus übernommen hat, kämpft er um das Vertrauen der Aktionäre - bisher ohne Erfolg. Die Aktie verharrt seit Monaten zwischen sechs und sieben Euro. Bei seinem Antritt hatte das Papier noch rund zwölf Euro gekostet. "Das Problem ist, dass die Bank an Glaubwürdigkeit verloren hat", sagte ein Händler. "Sie steckt in einer Abwärtsspirale aus schrumpfenden Erträgen und einem Sparkurs fest, der wiederrum zu schrumpfenden Erträgen führt." Positiv sei, dass zum Teil die Prognose im Investmentbanking erhöht worden sei. Die Stabilität der ehemals kriselnden Sparte müsse die Bank aber erst noch unter Beweis stellen, sagte Portfoliomanager Andreas Thomae vom Fondshaus Deka, das Anteile an dem Geldhaus hält.

GEMEINSAME IT-PLATTFORM FÜR POSTBANK UND DEUTSCHE BANK

Im Firmenkundengeschäft rechnet das Institut besonders in Asien mit starkem Wachstum. Um die Erträge der wichtigen Sparte wie geplant zu steigern, will das Institut auch die Negativzinsen, die an die EZB gezahlt werden müssen, an reiche Kunden weitergeben. Den Ottonormal-Sparer will die Bank aber verschonen. "Ich kann mir Strafzinsen für die breite Privatkundschaft so nicht vorstellen", sagte Sewing in einem Interview mit dem Fernsehsender ntv.

In der schwächelnden Privatkundensparte mit ihren rund 20 Millionen Kunden geht es vor allem darum, die Kosten zu senken. Dabei helfen soll unter anderem die Verschmelzung der DB Privat- und Firmenkundenbank AG auf den Konzern. Außerdem sollen die Filialen der vor elf Jahren übernommenen Postbank enger mit denen der Deutschen Bank verwoben werden. Bis 2022 wird eine gemeinsame IT-Plattform gebaut, durch die es möglich werden soll, dass Kunden beider Geldhäuser im jeweils anderen Institut etwa Ein- und Auszahlungen und Überweisungen vornehmen können.