"Das ist ganz klar auf unserem Radarschirm drauf", sagte Vorstandschef Theodor Weimer am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz des Finanzkonzerns. Allerdings müsse sich eine passende und vor allem bezahlbare Gelegenheit ergeben. Die Feuerkraft des Unternehmens liege bei rund 1,3 Milliarden Euro. Weimer geht davon aus, dass die Eigentümer des Konzerns auch Geld zuschießen könnten, etwa im Rahmen einer Kapitalerhöhung, sollte sich eine gute Option ergeben. "Allerdings fragen wir unsere Investoren da nicht vorab, das ist nicht unser Selbstverständnis."

Weimer, der den Betreiber der Frankfurter Wertpapierbörse und der Derivatebörse Eurex seit gut einem Jahr führt, sieht aktuell vor allem Zukäufe in einzelnen Geschäftsbereichen als sinnvoll an - etwa im Anleihen-, Devisen- oder Rohstoffhandel. Hier habe sich der Schwerpunkt in der Branche verschoben. Nachdem jahrzehntelang eine Konsolidierung der Börsen selbst das Geschehen bestimmt habe, gehe es nun um die Konsolidierung in einzelnen Anlageklassen. Eine Fusion mit einer anderen Börse sei deshalb nicht sein Ziel. Sollte es eines Tages doch zu einem solchen Deal kommen, käme das für ihn nur dann infrage, wenn die Deutsche Börse die Mehrheit hätte, sagte Weimer. Die Deutsche Börse war 2017 mit dem Versuch einer Übernahme der Londoner Börse LSE gescheitert.

In den laufenden Bieterkampf um die Osloer Börse ist Weimer seinen Worten zufolge ganz bewusst nicht eingestiegen. Diese passe von ihrem Geschäftsmodell nicht zur Strategie der Deutschen Börse. Um den norwegischen Marktbetreiber buhlen die europäische Mehrländerbörse Euronext und die US-Technologiebörse Nasdaq.

VIELE WACHSTUMSCHANCEN

Wachstumschancen sieht Weimer insbesondere darin, Geschäft aus Bereichen anzuziehen, in denen der Handel bislang zu einem Großteil an den Börsenunternehmen vorbeiläuft - im Jargon "over the counter" genannt. Das gilt beispielsweise für den Handel mit Währungen, wo täglich Transaktionen in einem Volumen von mehreren Trillionen Dollar weltweit abgewickelt werden; 60 Prozent davon allerdings nicht an organisierten Börsen, sondern zwischen Banken und anderen Marktteilnehmern.

Weiterhin extrem wichtig, vor allem auch mit Blick auf den nahenden Brexit, bleibt das Clearing von auf Euro lautenden Derivaten. Hier will Weimer dem Londoner Clearinghaus LCH Paroli bieten und Marktanteile abjagen. Ziel der Börse ist es, bis Ende 2020 ein Viertel des milliardenschweren Kuchens nach Frankfurt zu ziehen. Ende Januar lag ihr Anteil an dem von LCH seit langem monopolistisch dominierten Markt bei elf Prozent.

Geschäftlich lief des für die Börse 2018, dem ersten Jahr unter der Ägide des früheren Investmentbankers und Chefs der Münchener HypoVereinsbank, rund. Die Einnahmen erreichten mit knapp 2,8 Milliarden Euro ein Rekordniveau. Rechnet man Belastungen durch den Konzernumbau und den Abbau von mehreren hundert Stellen heraus, fuhr das Unternehmen einen Gewinn von gut einer Milliarde Euro ein. Unter dem Strich schrumpfte das Ergebnis deshalb um sechs Prozent auf 824 Millionen Euro. Die Dividende soll dennoch um zehn Prozent auf 2,70 Euro steigen. Die Anleger hielten sich dennoch bei den Aktien zurück, weil Weimer für die Zukunft ein etwas verhalteneres Gewinn- und Erlöswachstum ankündigte. Die Aktie gab um gut 1,2 Prozent nach.