(Neu: Aktienkurs, LBBW-Studie)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse hat im ersten Quartal trotz eines für den Börsenbetreiber mauen Aktienmarktumfelds dank der breiten Aufstellung deutlich mehr verdient. Der um Sondereffekte wie Kosten für den Stellenabbau und Übernahmen bereinigte Gewinn sei um acht Prozent auf fast 292 Millionen Euro geklettert, teilte der im Dax gelistete Börsenbetreiber am Montag in Frankfurt mit. Unter dem Strich verdiente die Deutsche Börse 275 Millionen Euro und damit elf Prozent mehr als vor einem Jahr.

Die Nettoerlöse stiegen um vier Prozent auf 721 Millionen Euro. Damit erfüllte die Deutsche Börse die Erwartungen der Experten beim Erlös, übertraf aber die durchschnittliche Prognose der Analysten beim Gewinn deutlich. Der Konzern bestätigte zudem seine Prognose für 2019 - demnach soll der bereinigte Gewinn um rund zehn Prozent steigen und die Erlöse aus eigener Kraft um mindestens fünf Prozent zulegen.

Im ersten Quartal konnte die Deutsche Börse die stagnierenden Erlöse in der Derivatesparte Eurex, dem größten Bereich, und dem Rückgang im Aktienhandel mit Zuwächsen in anderen Bereichen mehr als kompensieren. "In einem schwachen Aktienmarktumfeld konnten wir unsere Stärken wie das planmäßige Wachstum der strukturell bedingten Nettoerlöse in Höhe von 5 Prozent und ihr diversifiziertes Geschäftsmodell voll ausspielen", sagte Finanzvorstand Gregor Pottmeyer.

Die Deutsche-Börse-Aktie legte in den ersten Handelsminuten in einem trüben Umfeld um 1,4 Prozent auf 118,55 Euro zu und näherte sich damit wieder dem im vergangenen Sommer erreichten Mehrjahreshoch von 121,15 Euro. Die Deutsche Börse sei gut in das Jahr gestartet, schrieb LBBW-Analyst Jürgen Graf in einer Studie. Er erhöhte zudem das Kursziel um drei auf 125 Euro. Das Papier gehört seit einiger Zeit zu den Standardwerten mit den höchsten Kursgewinnen. Seit dem Amtsantritt des Konzernchefs Theodor Weimer zog der Börsenwert um rund ein Fünftel auf knapp 22,5 Milliarden Euro.

Weimer hat das Unternehmen nach dem Krisenjahr 2017 mit der wieder einmal gescheiterten Übernahme der Londoner Börse und dem Insiderskandal um den Ex-Chef Carsten Kengeter wieder in ein ruhigeres Fahrwasser geführt. Er setzt nicht mehr auf große Übernahmen, sondern auf selektive Zukäufe vor allem in Bereichen, die das Unternehmen unabhängiger vom volatilen Aktienmarkt machen - wie dem Devisenhandel oder dem Indexgeschäft

Zudem drückt Weimer auf die Kosten. Das half der Deutschen Börse auch im ersten Quartal - so gingen die operativen Aufwendungen trotz des anziehenden Geschäfts um 1 Prozent auf 273 Millionen Euro zurück. Der frühere HVB-Chef will die jährlichen Fixkosten bis Ende 2020 um um rund 100 Millionen Euro drücken.

Die Hälfte dieser Einsparungen soll aus dem Personalbereich kommen. Dafür sollen Stellen in Frankfurt wegfallen und an Billigstandorten wie Cork (Irland) oder Prag entstehen. Am Ende soll das Unternehmen größer sein als zuletzt. "Bis Ende 2020 wollen wir nicht nur ein effizienteres Unternehmen sein, sondern auch ein größeres mit mehr Mitarbeitern als heute", hatte Weimer bei der Ankündigung des Sparprogramms gesagt.

Bis dahin sollen auch im Aufsichtsrat die Konsequenzen aus dem Krisenjahr 2017 gezogen sein. Denn das Unternehmen hatte bereits am Montagnachmittag mitgeteilt, dass der in der Kritik stehende Aufsichtsratschef Joachim Faber sein Amt mit Ablauf der Hauptversammlung 2020 niederlegt. Er hatte bereits bei dem Aktionärstreffen vor einem Jahr einen vorzeitigen Abtritt im Laufe seiner dritten dreijährigen Amtszeit angedeutet.

Über die Nachfolge werde "zu gegebener Zeit" informiert. Die vielen Probleme im Jahr 2017 hatten den heute 68-jährigen Faber, der seit Mitte 2012 an der Spitze des Aufsichtsgremiums steht, in die Kritik gebracht. Die geplante Fusion mit der Londoner Börse LSE scheiterte auch deshalb, weil den Verantwortlichen der Deutschen Börse ein Plan B für den Fall des Brexits zu fehlen schien.

Zudem brachte der Aufsichtsrat unter Fabers Vorsitz ein auf den inzwischen zurückgetretenen Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter zugeschnittenes Vergütungsprogramm auf den Weg, das Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen möglichen Insiderhandels nach sich zog./zb/jha/he