Die Deutsche-Börse-Tochter Clearstream erwirbt 51 Prozent an der in Zürich ansässigen Fondsvertriebsplattform Fondcenter AG, wie die beiden Unternehmen am Dienstag mitteilten. Die Deutsche Börse zahlt dafür nach eigenen Angaben 389 Millionen Franken (362 Millionen Euro). UBS habe die Option, zu einem späteren Zeitpunkt auch die restlichen Anteile an Clearstream zu verkaufen.

Durch die Übernahme baut Clearstream seine Fondsdienstleistungen für institutionelle Kunden aus. Durch die Zusammenlegung der Fondcenter AG mit dem bestehenden Clearstream Fund Desk entstehe ein Vertriebsgeschäft mit einem verwahrten Vermögen ("Assets under Administration") von über 230 Milliarden Dollar. Es werde rund 340 Vertriebspartner mit mehr als 450 Fondsanbietern und mehr als 75.000 Fonds umfassen. Die Fondcenter AG rechnet für die nächsten Jahre mit zweistelligen Wachstumsraten, wobei die Deutsche Börse deutliche Erlössynergien aus dem Cross-Selling an bestehende Clearstream-Kunden erwartet.

Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer bezeichnete die Übernahme als einen "strategisch wichtigen Schritt". Er ist seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren auf der Suche nach Zukäufen im Fondsservicegeschäft, im Anleihen-, Devisen- und Rohstoffhandel sowie im Datengeschäft. Für Übernahmen standen dem Dax-Konzern nach eigenen Angaben zuletzt rund zwei Milliarden Euro zur Verfügung, dennoch sind Weimer bislang kaum Zukäufe gelungen. So scheiterte das Vorhaben, sich die Devisenhandelsplattform FXall von Refinitiv einzuverleiben, an der Übernahme des Datenanbieters durch die LSE.

"Durch diese Transaktion und unsere langfristige Zusammenarbeitsvereinbarung können wir das Angebot für unsere Kunden sowohl erweitern als auch vertiefen und erheblichen Mehrwert für unsere Aktionäre schaffen", sagte UBS-Chef Sergio Ermotti. Das größte Schweizer Geldhaus erwartet aus dem Verkauf, dessen Vollzug für das zweite Halbjahr geplant ist, einen Gewinn nach Steuern von rund 600 Millionen Dollar. Das harte Kernkapital werde sich um etwa 400 Millionen Dollar erhöhen.