FRANKFURT (dpa-AFX) - Zuversichtlich haben sich Anleger am Dienstag zum europäischen Reise- und Freizeitsektor gezeigt. Die Sommerferien rücken immer näher und der Sektor legte am Vormittag um 1,8 Prozent zu. Investoren setzen darauf, dass in der für die Branche enorm wichtigen Sommersaison wieder gereist werden kann - und sich dies in den Zahlen zum dritten Quartal positiv niederschlägt. Angeführt wurde der Sektor von der Lufthansa-Aktie, nachdem deren Aufsichtsrat den Auflagen der EU-Kommission für ein milliardenschweres Hilfspaket zugestimmt hat.

Zu den größten Profiteuren der jüngsten Lockerungen für das öffentliche Leben zählt die Tui-Aktie. Der Kurs hatte sich Ende Mai in nur zwei Börsentagen in der Spitze mehr als verdoppelt, anschließend hatten Anleger Kursgewinne eingestrichen. Seit Wochenbeginn beträgt der Aufschlag wieder rund 8 Prozent. "Mit der Lockerung von Reisebeschränkungen durch die Regierungen in Europa haben sich die düsteren Wolken für Tui zerstreut", schrieb Analyst Stuart Gordon von der Berenberg Bank.

Schon zum Wochenbeginn waren die Aktien von Fluggesellschaften, Hotelbetreibern und Kreuzfahrtreedereien gesucht: In London waren International Consolidated Air (IAG) um 5,9 Prozent gestiegen und die Papiere von Carnival Cruise um 7,3 Prozent. IAG bauten die Gewinne an diesem Dienstag um 3,4 Prozent aus und Carnival Cruise stiegen um weitere 3 Prozent. Die in Paris notierte Aktien der Hotelgruppe Accor hatten am Montag um 3,1 Prozent zugelegt und stiegen nun um weitere 2,5 Prozent.

Grundsätzlich sind viele Analysten jedoch skeptisch: Felix Schlueter von Goldman Sachs etwa rechnet im laufenden Jahr mit einem Rückgang des Flugverkehrs um 30 Prozent. "Das wäre zwei bis drei Mal so schlimm wie in den Krisenjahren seit 2001", schrieb der Experte. Berenberg-Analyst Gordon prognostiziert, dass die Menschen zwar wieder reisen werden, ihre Budgets dafür aber kleiner ausfallen dürften - nicht zuletzt wegen einer steigenden Arbeitslosigkeit.

Die Pandemie des Coronavirus hatte Europas Reise- und Freizeitsektor schwer gebeutelt. Vom 24. Februar bis zum Tief nur knapp vier Wochen später hatte sich der Branchenindex mehr als halbiert. Seitdem konnte er knapp die Hälfte dieses Einbruchs wieder aufholen./bek/ag/fba