(Neu: Prognosen für 2016, Details zu A320neo, A350 und A380)

PARIS (dpa-AFX) - Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat seinen US-Rivalen Boeing beim Rennen um Neuaufträge im vergangenen Jahr deutlich abgehängt. Airbus-Chef Fabrice Brégier konnte sich über Aufträge für 1036 neue Flugzeuge freuen - 268 mehr als die Amerikaner. "Wir haben die meisten unserer Ziele erreicht", sagte er am Dienstag in Paris. Boeing produzierte allerdings weiter deutlich mehr Flugzeuge, obwohl die Europäer für sich einen neuen Lieferrekord aufstellten. Airbus will hier in den kommenden Jahren deutlich aufholen.

Im abgelaufenen Jahr lieferte der europäische Hersteller 635 Flieger aus, so viele wie nie zuvor in der Firmengeschichte. Beim großen US-Konkurrenten, der seine Zahlen vergangene Woche vorgelegt hatte, waren es 762 Jets. Im laufenden Jahr sollen über alle Modellreihen hinweg mehr als 650 Flugzeuge aus den Werkhallen rollen, wie Brégier ankündigte. Die Zahl der Neubestellungen soll noch einmal darüber liegen. Airbus kann bereits von einem komfortablen Auftragsbestand ausgehen. Zum Jahresende hatten die Europäer insgesamt 6787 bestellte Flugzeuge in den Büchern, 401 mehr als ein Jahr zuvor und ein Branchenrekord.

Auf Basis der Preisliste von 2015 entsprach der Auftragsbestand einem Gesamtwert von 996,3 Milliarden US-Dollar (rund 915 Mrd Euro). Allerdings liegen einige Bestellungen schon Jahre zurück und bei Flugzeugbestellungen sind Nachlässe im zweistelligen Prozentbereich üblich.

Unter den ausgelieferten Flugzeugen sollen im laufenden Jahr mindestens 50 Exemplare des neuen Großraumjets A350 sein, von dem voriges Jahr nur 14 Stück den Weg zu den Käufern fanden. Zudem haben sich die Europäer ehrgeizige Ziele zum Produktionsausbau bei den Mittelstreckenjets gesetzt. Von der A320-Modellfamilie und deren Neuauflage A320neo sollen ab Anfang 2017 pro Monat rund 50 Stück und ab Mitte 2019 etwa 60 Stück fertig werden.

Ein Problem bleibt das kaum gefragte Flaggschiff A380. Wegen magerer Neubestellungen drosselt Airbus die Produktion des doppelstöckigen Großraumfliegers, von zwischenzeitlich 30 Stück im Jahr 2014 in Richtung 20 Stück pro Jahr. Zum Ende des Jahres konnte Airbus immerhin eine Order für drei Flugzeuge verbuchen, musste aber zugleich die Stornierung einer Maschine hinnehmen. Noch im Sommer hatte sich Verkaufschef John Leahy 25 A380-Bestellungen für das Gesamtjahr zum Ziel gesetzt. Eine neue Prognose wollte er jetzt nicht abgeben.

Der zum Jahresende verbuchte Auftrag für drei A380 stammt Insidern zufolge von der japanischen Fluglinie All Nippon Airways (ANA) . ANA ist bei der insolventen Fluglinie Skymark eingestiegen, die sechs A380 bestellt hatte. Laut der japanischen Zeitung "Nikkei" ist der ANA-Airbus-Deal ein Kompromiss mit dem Flugzeugbauer, um einer Vertragsstrafe aus der stornierten Skymark-Bestellung zu entgehen.

Auch bei zwei weiteren Modellen blieb Airbus knapp hinter seinem Plan zurück. Vom neuen Großraumjet A350 konnte der Hersteller wegen Lieferproblemen des Sitzherstellers nur 14 statt 15 Maschinen ausliefern. Und die Erstauslieferung des modernisierten Mittelstreckenjets A320neo wurde einen Tag vor Silvester überraschend ins neue Jahr verschoben. "Die erste A320neo wird im Januar ausgeliefert, also in den kommenden zwei Wochen", konkretisierte Brégier nun. Das erste Modell mit spritsparenden neuen Triebwerken soll an die Lufthansa gehen.

Vom Mittelstreckenjet A320 und seiner Neuauflage A320neo will Airbus ab Anfang 2017 pro Monat rund 50 Stück und ab Mitte 2019 etwa 60 Stück fertigstellen. Verkaufschef Leahy betonte, damit nicht zu üppig zu planen. "Wir bauen die Produktion aus, um mit dem Auftragsbestand mitzuhalten."/stw/sku/mne/stb