FRANKFURT (dpa-AFX) - Aktien des Krisenverlierers Lufthansa kommen nicht zur Ruhe: Am Freitag rutschten sie vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate weiter in Richtung ihres Rekordtefs vom März 2003 bei 6,80 Euro. Zuletzt kosteten die Papiere der im Zuge des Corona-Shutdowns immer schneller in Geldnot geratenden Kranich-Linie mit 7,556 Euro über 3 Prozent weniger als am Vortag.

Am Vorabend hatte der Konzern die Anleger mit der Aussage beunruhigt, dass er sich nicht mehr aus eigener Kraft aus der Corona-Krise retten kann. Im ersten Quartal hätte man im operativen Geschäft 1,2 Milliarden Euro verloren und für das laufende zweite Quartal wird ein noch deutlich höheres Minus erwartet.

Der Strom negativer Analystenkommentare wurde entsprechend noch reißender. So stampften die Experten von Kepler Cheuvreux ihr Kursziel mit Blick auf für die kommenden Wochen zu knappe Liquiditätsreserven auf 2 Euro ein. Eigenen Angaben zufolge verfügt der Konzern aktuell nach erneuten Kreditaufnahmen insgesamt über 4,4 Milliarden Euro flüssige Mittel, die allerdings deutlich abnehmen würden. "Der Konzern rechnet nicht damit, den entstehenden Kapitalbedarf mit weiteren Mittelaufnahmen am Markt decken zu können", hieß es. Daher wird "intensiv" mit den Regierungen der Airline-Heimatländer Deutschland, Schweiz, Österreich und Belgien verhandelt.

Analyst Michael Kuhn von der französischen Societe Generale drehte seine Kauf- in eine Verkaufsempfehlung um und pulverisierte sein Kursziel von 11 auf 3 Euro. Er reagiert damit auf die Abwärtsdynamik des Geschäfts der drei größten europäischen Netzwerk-Fluggesellschaften Lufthansa, Air France-KLM und IAG. Eine Erholung dürfte länger auf sich warten lassen als bislang gedacht. Morgan-Stanley-Expertin Analystin Carolina Dores hatte tags zuvor geschätzt, dass bei den Airlines erst 2022 das Niveau von 2019 wieder erreicht wird. Veränderungen im Kundenverhalten könnten dieses Ziel noch weiter in die Zukunft verschieben./ag/fba