Die Deutsche Post (WKN: 555200 / ISIN: DE0005552004) feiert auf der einen Seite mit dem Streetscooter einen Erfolg nach dem anderen, auf der anderen Seite sind die Probleme im Paketgeschäft DHL durchaus ernst. Der Aktie hat dies bisher eher geschadet – bleibt es dabei?

Der Erfolg des Elektro-Lieferwagens Streetscooter kam durchaus unterwartet. Doch die Zahlen des Projekts sprechen für sich. Kürzlich mussten die Produktionskapazitäten auf bis zu 20.000 E-Transporter jährlich verdoppelt werden. Dazu wurde in Düren ein zweiter Produktionsstandort eröffnet.

Achim Kampker, Geschäftsführer der StreetScooter GmbH, erklärte bei der Eröffnung: „Mit unseren zwei Produktionsstandorten in NRW können wir den großen Post-internen Bedarf und die hohe Nachfrage von Drittkunden nach unseren E-Fahrzeugen nun noch schneller bedienen. Doch die Quantität ist nur die eine Seite der Medaille. Was StreetScooter besonders auszeichnet, ist die Fähigkeit, für unsere Kunden aus den verschiedensten Branchen und Ländern für ihre Zwecke maßgeschneiderte Elektrofahrzeuge zu erschwinglichen Preisen zu produzieren.“

Welchen Erfolg Streetscooter tatsächlich hat, zeigt der Blick nach Großbritannien. Dort hat der britische Milchlieferant Milk & More in einem ersten Schritt 200 dieser Elektrofahrzeuge geordert. Damit will das Unternehmen die Lieferung von Milch und weiteren Frischprodukten, die in der Regel nachts oder in den frühen Morgenstunden stattfindet, leiser und umweltfreundlicher gestalten. Der Streetscooter steht damit in der Tradition der englischen Milchmänner, die für ihre Lieferungen seit 1930 elektrische Fahrzeuge eingesetzt haben. Eine echte Institution also.

Erfolg führt bekanntlich zum Nachdenken und so denkt die Deutsche Post offenbar über einen Börsengang von Streetscooter nach. Da die Post ein Logistikunternehmen ist, macht die Abspaltung eines Nutzfahrzeugherstellers, besonders bei diesem Erfolg durchaus Sinn. Doch noch sind das nur Planspiele ohne Chance auf baldige Realisierung. Das ist auch gut so, denn in ihrem Kerngeschäft läuft es alles andere als rosig.

Anfang Juni hat die Deutsche Post ein „Programm zur Verbesserung der Produktivität und Senkung der indirekten Kosten“ in der Post – eCommerce – Parcel Division (PeP) gestartet. Dazu wurde ein zusätzliches jährliches Kostenbudget von 100 bis 150 Mio. Euro für betriebliche Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung der Produktivität und Servicequalität eingerichtet. Dies hatte zur Folge, dass die EBIT-Prognose für 2018 im Bereich PeP auf 1,1 Mrd. Euro (vor Einmalaufwendungen in Höhe von 500 Mio. Euro) gesenkt wurde. Die Prognose für das Konzern-EBIT wurde für 2018 auf rund 3,2 Mrd. Euro gesenkt. Doch damit nicht genug. Wenige Tage später hat Jürgen Gerdes, Vorstand für diesen Bereich, sein Mandat niedergelegt. Die Restrukturierung dieses wichtigen Geschäftsbereiches wird nun übergangsweise von Personalvorstand Thomas Ogilvie übernommen.

FAZIT. Während die Post mit Streetscooter ein ökonomisch und medial sehr erfolgreiches Thema hat, sorgt das eigentlich Kerngeschäft eher für Unruhe. Dank der hohen Rabatte an die großen Online-Händler von Amazon bis Zalando leidet der Geschäftsbereich unter wirtschaftlichen Problemen. Zwar stimmt die Masse der Pakete, aber die Marge leider nicht. Die Restrukturierung liegt nun in den Händen des Übergangs-Chefs und Personalvorstands. Ob das gelingt? Wohl kaum. Es müssen dringend Lösungen her. Operative und personelle. Die Aktie sollte man dennoch nicht abschreiben. Durch die Korrektur um ein Viertel vom Hoch im Januar ist die Aktie inzwischen fast günstig zu haben.

Anleger, die steigende Kurse der Deutsche-Post-Aktie erwarten, könnten mit einem Vontobel Long Mini Future (WKN: VFP6ZB / ISIN: DE000VFP6ZB1) auf ein solches Szenario setzen. Wer aber als eher short-orientiert ist, könnte mit einem Vontobel Short Mini Future (WKN: VA2EKX / ISIN: DE000VA2EKX1) auf fallende Kurse der Deutsche-Post-Aktie setzen.

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Bildquelle: Pressefoto Deutsche Post