Im operativen Geschäft solle der Gewinn (Ebit) bis 2022 mindestens 5,3 Milliarden Euro erreichen, teilte die Post am Dienstag in Frankfurt bei der Vorstellung ihrer neuen Strategie 2025 mit. Mit dieser will sich der Bonner Konzern nicht neu erfinden - vielmehr setzt er weiter auf sein Kerngeschäft und will massiv in die Digitalisierung investieren. Rund zwei Milliarden Euro sollen unter anderem in eine umfassende Modernisierung der IT-Systeme fließen. Die Investitionen in die Digitalisierung sollen bis 2025 einen jährlichen Ergebnisbeitrag von mindestens 1,5 Milliarden Euro liefern. "Wir werden uns digitalisieren", kündigte Post-Chef Frank Appel an. Die bisherige, über fünf Jahre angelegte Strategie 2020 zielte unter anderem darauf ab, im kommenden Jahr den operativen Gewinn auf über fünf Milliarden Euro zu schrauben. Dieses Ziel bekräftigte der Post-Chef.

Mit der neuen Strategie gibt die Post indes keine mittelfristigen Finanzziele mehr über einen Zeitraum von fünf Jahren aus. Handelskonflikte und politische Unsicherheiten schränkten die Sicht ein. "Angesichts der zunehmenden Volatilität (..) werden wir unsere mittelfristigen Finanzziele zukünftig in einem flexibleren Prozess entwickeln", sagte Finanzchefin Melanie Kreis: "Wir kommunizieren dabei jeweils für die nächsten drei Jahre." Neben einer Steigerung des operativen Gewinns auf mindestens 5,3 Milliarden Euro bis 2022 plant Kreis, von 2020 bis 2022 einen kumulierten Free Cashflow von 4,5 bis 5,5 Milliarden Euro zu erreichen. Die Investitionen sollen in dem Zeitraum 8,5 bis 9,5 Milliarden Euro betragen. Wesentlicher Wachstumstreiber in allen Kerngeschäften werde weiter der E-Commerce sein.

Appel hatte die nun auslaufende Strategie 2020 im April 2014 vorgestellt. Das operative Ergebnis (Ebit) sollte dem Plan zufolge im Durchschnitt mehr als acht Prozent pro Jahr zulegen. Die Post-Aktie katapultierte Appel mit seiner Strategie indes nicht in ungeahnte Höhen: Das Papier kostete zum Jahresende 2014 27,05 Euro, vor der Vorstellung der neuen Strategie notierte es am Montag bei 30,23 Euro. Während des vergangenen fünf-Jahre-Zeitraums hatte die "Aktie Gelb" unter anderem wegen einer Gewinnwarnung für das Paket-Geschäft aus dem Jahre 2018 Federn lassen müssen, eine fehlgeschlagene Umstellung der Datenverarbeitung im Fracht-Bereich bremste, Pläne für eine rasante internationale Expansion des Paket-Geschäfts oder eigene globale Internet-Shops verschwanden in der Versenkung. "Wird der schlafende Riese erwachen?" fragten Bernstein-Analysten nun mit Blick auf Appels neuen Plan.

Doch erst einmal muss Appel für 2020 liefern. Dann soll der operative Ertrag auf mehr als fünf Milliarden Euro klettern, im laufenden Jahr sollen es bis zu 4,3 Milliarden Euro werden. Es bleibt also noch ein weiter Weg bis zum Ziel von mehr als fünf Milliarden Euro 2020. Dabei sollen auch Preiserhöhungen helfen - vom Brief über das Paket bis hin zu Express-Sendungen dreht die Post an der Preisschraube. Die lahmende Weltkonjunktur und die Verunsicherung durch den Handelskonflikt zwischen China und den USA geben Appel keinen Rückenwind. Rivale FedEx hatte erst im September wegen der Handelsstreitigkeiten seine Erwartungen für 2019 zusammengestrichen.