FRANKFURT (dpa-AFX) - In politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten kann die Deutsche Post weiterhin von einem boomenden Online-Handel profitieren. Während sich die Konjunktur abschwächt und Konkurrent Fedex im September seine Prognose gekappt hatte, hat der Bonner Logistikkonzern die Erwartungen der Analysten im dritten Quartal sogar übertroffen. Dabei gingen die Volumina im konjunktursensiblen Frachtgeschäft auch bei der Post zurück, erklärte Post-Finanzchefin Melanie Kreis in einer Telefonkonferenz am Dienstag, allerdings sorge ein breites Portfolio dafür, dass der Konzern auch in einem volatilen Marktumfeld große Fortschritte mache.

Die Anleger freuten sich über die gute Entwicklung. Die Aktie des Logistikkonzerns legte am späten Vormittag um mehr als vier Prozent zu. Gute Geschäftszahlen seien ohnehin erwartet worden, doch erschienen die Zahlen auf den ersten Blick hervorragend, sagte ein Händler.

Vor allem das internationale Express- und das deutsche Paketgeschäft trugen dank Online-Handel im dritten Quartal zum Wachstum bei. Die Paketmenge wachse weiter und dank höherer Preise steige auch der durchschnittliche Umsatz pro Paket. Die Erhöhung des Briefportos in diesem Jahr dagegen helfe eher, die steigenden Kosten abzufedern, erklärte Kreis. Die Briefsendungen gingen demnach im dritten Quartal weiter im erwarteten Rahmen zurück. Wegen des schwächelnden Welthandels habe sich aber auch das Wachstum in der Express-Sparte etwas verlangsamt.

Insgesamt stieg der Umsatz bei der Post zwischen Juli und September um 4,7 Prozent auf 15,6 Milliarden Euro, der operative Gewinn (Ebit) verbesserte sich sogar von 376 Millionen Euro im Vorjahr auf nun 942 Millionen Euro. Kreis verwies in diesem Zusammenhang aber auch darauf, dass Restrukturierungsmaßnahmen das Vorjahresquartal belasteten. Ohne diesen Effekt sei das Ebit aber noch um 23 Prozent angestiegen.

Unterm Strich hat sich der Gewinne deutlich auf 561 Millionen Euro nach 146 Millionen Euro im Vorjahr erhöht. Analysten hatten bei allen Kennzahlen etwas weniger erwartet. Zu dem Umsatz- und Ebit-Anstieg trugen alle fünf Sparten der Post bei, auch die noch relativ jungen "E-Commerce-Solutions" konnte erstmalig ein positives Ergebnis vorweisen. Mit dieser Sparte bietet die Post individuelle Services und maßgeschneiderte Lösungen für E-Commerce-Unternehmen.

Weiterhin nicht profitabel ist für die Post die Produktion ihres elektrischen Transporters Streetscooter. "Aber das beunruhigt uns nicht", führte Kreis weiter aus. Es ist bereits länger klar, dass die Post das Geschäft in der derzeitigen Form nicht weiterführen will und auch ein Verkauf eine Möglichkeit wäre. "Wir wollen nicht unbedingt verkaufen, wir brauchen aber ein Set-up für eine gute Entwicklung", so Kreis.

Eine Möglichkeit sei, durch Dritte Kapital für das junge Unternehmen zu beschaffen. Von den getätigten Investitionen sei der Teil, der in den Streetscooter fließe, daher auch sehr gering. Den größten Teil der 854 Millionen Euro gab die Post im dritten Quartal für das Kerngeschäft aus. Zum einen wurde die Paketinfrastruktur weiter ausgebaut, zum anderen wurden in der Sparte Express die Kontinentalflotte weiter erneuert und die Drehkreuze erweitert.

Zum Ende des Jahres erwartet die Post natürlich mit dem Weihnachtsgeschäft wieder ein sehr starkes Quartal. Die Zahl der Pakete steige dann zum Teil auf 11 statt 5 Millionen pro Tag. Allerdings stiegen auch die Kosten in dieser Zeit, betonte die Finanzchefin. "Es ist für uns das wichtigste Quartal aber auch das, das am schwersten zu managen ist." In den Wochen vor Weihnachten seien 10 000 zusätzliche Mitarbeiter im Einsatz und mehr als 12 000 zusätzliche Fahrzeuge auf der Straße.

An den Zielen für das laufende und die kommenden Jahr hält der Konzern fest. Für dieses Jahr erwarten die Bonner ein operatives Ergebnis von 4,0 bis 4,3 Milliarden Euro. Wobei Finanzchefin Kreis darauf hinwies, dass das Bestreben des Managements natürlich nicht sei, am unteren Ende der Spanne herauszukommen. Für das kommende Jahr will die Post weiterhin ein Ebit von mehr als 5 Milliarden erreichen. Analysten hatten daran lange Zweifel, wobei die Stimmen in letzter Zeit etwas optimistischer wurden.

Mit Blick auf den Welthandel und die Unsicherheiten, die sich durch den Handelsstreit zwischen den USA und China ergeben, erklärte Kreis, dass es zwar wieder Hoffnung bei dem ein oder anderen Thema gebe, "Wir fokussieren uns aber weiter auf die Dinge, die wir kontrollieren können." Das Management habe gezeigt, dass es auch in schwierigen Zeiten das operative Ergebnis verbessern könne. Es sei schön, wenn sich die allgemeine Situation wieder verbessere, "aber wir verlassen uns nicht darauf"./knd/bgf/jha/