So hoch hinaus wollte die Telekom noch nie! Um Deutschlands höchstgelegene Gemeinde Balderschwang im Oberallgäu mit schnellem Internet versorgen zu können, war jetzt die (wahrscheinlich) höchste Breitbandbaustelle notwendig, die es in Deutschland je gab - und die es je geben wird.

Auf 1.044 Metern Höhe liegt der Ortskern von Balderschwang. Doch damit hatte das Projekt seinen Höhepunkt längst nicht erreicht. Denn um das Glasfaserkabel über die Allgäuer Alpen zu bekommen, musste sich die Telekom bis auf 1.540 Meter hocharbeiten.

Wir verraten, wie das Team um Projektleiter Michael Tröndle die ungewöhnlichen Herausforderungen in Sachen Geologie und Umweltschutz bewältigt hat.

Höchst anspruchsvoll

'Balderschwang hatte bislang noch keine Kabelanbindung ans Internet', erklärt Michael Tröndle, naturverbundener Allgäuer, Projektleiter und Trassenplaner der Telekom. Stattdessen wurde die vom Tourismus geprägte Ortschaft über eine Richtfunkstrecke vom Nebelhorn aus mit Internet versorgt, deren Kapazität aber längst nicht mehr ausreicht.

Deshalb beauftragte die Gemeinde die Telekom mit der Erstellung eines Breitbandanschlusses - was einfach klingen mag. Doch in der Bergwelt des Allgäus sind dafür im wahrsten Sinne des Wortes jede Menge Hindernisse zu überwinden.

So kommt Glasfaser über den Berg

Eines der zentralen Probleme ist schon beim ersten Blick auf die Landkarte zu erkennen. Denn Balderschwang befindet sich zwar (gerade noch) in Bayern. Doch das Hochtal, in dem es liegt, öffnet sich nach Österreich, Richtung Bregenzerwald, Richtung Westen - also genau entgegengesetzt von Sonthofen, von wo aus das neue Fernverbindungskabel verlegt wurde.

Hier hat der Schöpfer zweifellos mehr an die Schönheit der Natur als an die Leitungsbauer der Telekom gedacht. 'Wir müssen also über den Berg drüber, der dazwischenliegt, über die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau', erklärte Trassenplaner Tröndle während der Bauarbeiten.

Auf dem Weg durch das so genannte Nagelfluh-Gebiet wartete zudem extrem hartes Gestein auf das Telekom-Team. Wo sich die Felsen nicht umgehen ließen, musste hier notfalls - so umweltverträglich wie nur möglich - der Meißel zum Einsatz kommen.

Michael Tröndle hat alle Fragen rund um das Projekt in monatelanger Vorbereitung 'auseinandergefieselt', zahllose Gespräche mit Beteiligten wie Grundstückseigentümern, Gemeinden und Ämtern geführt. Dann war das erste Ziel erreicht, 'eine baubare, finanzierbare Trasse, mit der alle einverstanden sind'.

Eine von Tröndles Stärken: Wer den urwüchsigen Dialekt der Allgäuer, der Menschen vor Ort, 'schwätze' kann, so wie er, hat es bei der Zusammenarbeit leichter. 'Das sind so die Soft-Komponenten, die man berücksichtigen muss. An denen kann so ein Projekt manchmal scheitern.'

Verlegetechnik und Umweltschutz

Ohne Rücksicht auf die sensible Natur in den Allgäuer Bergen ließe sich ein Projekt wie 'Breitband für Balderschwang' niemals umsetzen. Michael Tröndle weiß genau: 'Das ist die Heimat der Menschen hier. Und das gilt es auch zu respektieren.' (Er sagt 'Hoimat' und 'reschpektieren').

'Wir können nicht einfach sagen, wir sind von der Telekom, und wir graben jetzt hier durch deine Alb. So geht's nicht.' Maximale Schonung der Umwelt in diesem Naturschutz- und teilweise auch Biotopgebiet stand deswegen bei Planung und Bauarbeiten im Vordergrund.

Die Telekom erstellte einen ökologischen Begleitplan, der exakt aufzeigte, welche Auswirkungen die Verlegung der Leitung auf die Natur hat. Und das bedeutete im Klartext: Möglichst überhaupt keine Auswirkungen. 'Die Oberfläche und die Bodenbeschaffenheit mussten wieder so hergestellt werden, wie sie vorher waren', erklärt Telekom-Planer Tröndle.

Zum Umweltschutz gehörte auch die enge Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt, um die unterirdischen Wasserquellen beim Verlegen nicht zu beeinträchtigen. Alle Baumaßnahmen wurden von einem externen und Telekom-unabhängigen Gutachter begleitet - und überdies von den Allgäuer Bergkühen, die die Arbeiten aus nächster Nähe kritisch muhend beobachteten.

In Sachen Technik ganz oben

Vom 'nur' 741 Meter hoch gelegenen Sonthofen verlegte die Telekom die Glasfaserleitung bis auf die 'Obere Wilhelmine Alpe' auf 1.540 Meter, und von dort aus wieder hinunter auf 1.044 Meter nach Balderschwang.

Um möglichst wenig in die Natur einzugreifen, kam ein Kabelpflug zum Einsatz, der einen nur wenige Zentimeter breiten Schlitz erzeugt. In diesen Schlitz kamen dann die beiden Lehrrohre, in die später das Glasfaserkabel eingezogen wurde. Durch dieses 'minimal invasive' und schonende Verfahren lässt sich die Oberfläche so schnell und umfassend wiederherstellen, dass Michael Tröndle verspricht: 'Ich garantiere, dass man nächstes Jahr im Frühjahr, wenn der Schnee weg ist, nichts mehr sieht - vielleicht sogar schon in diesem Herbst, je nachdem, wie die Vegetation weiterläuft.'

Auf dem Weg nach oben schaffte das Telekom-Team so rund 500 Meter pro Tag. Zurück nach unten, durch das Nagelfluh-Gestein, waren es dann teilweise nur mehr 50 bis 150 Meter pro Tag. Ein beinhartes Geschäft…

Wie Balderschwang profitiert

Deutschlands höchstgelegene und kleinste selbstständige Gemeinde hat zwar nur etwa 350 Einwohner - dafür aber 1.200 Urlauberbetten und 40.000 Übernachtungsgäste im Jahr. Sie, die einheimische Bevölkerung und der gesamte Tourismus vor Ort profitieren künftig vom schnellen und zeitgemäßen Internet mit Vectoring -Technik, das die Telekom zur Verfügung stellt.

Oder, wie es Michael Tröndle und die Menschen im Oberallgäu ausdrücken würden: 'Des isch spitze!'

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Deutsche Telekom AG veröffentlichte diesen Inhalt am 31 August 2018 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 30 August 2018 16:03:02 UTC.

Originaldokumenthttps://www.telekom.com/de/blog/netz/artikel/valderschwang-breitband-alpen-537824

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