BONN (awp international) - Die Deutsche Telekom geht nach weiteren Fortschritten vorsichtig in ein möglicherweise wegweisendes Jahr. 2019 steht für den Dax -Konzern die erste Lizenzauktion für den künftigen Mobilfunkstandard 5G an, ausserdem will Vorstandschef Tim Höttges mit dem geplanten milliardenschweren Kauf des US-Mobilfunkrivalen Sprint sein Meisterstück unter Dach und Fach bringen. Im Tagesgeschäft steht die Telekom auch immer besser da - nimmt sich aber beim operativen Gewinn nicht ganz so grosse Schritte vor wie zuletzt.

Die T-Aktie lag am Donnerstagmittag trotz einer Dividendenerhöhung um 5 auf 70 Cent je Papier rund ein Prozent im Minus. Analysten wie Akhil Dattani von JPMorgan störten sich an der zuletzt etwas weniger starken Umsatzentwicklung im deutschen Mobilfunk - und am wenig inspirierenden Ausblick. Der neue Finanzchef Christian Illek sagte, bei der Ergebnisprognose gehe der Konzern vorsichtig vor. In den vergangenen 12 Monaten hat die Aktie rund 8 Prozent gewonnen und damit auch deutlich besser abgeschnitten als der europäische Branchenindex.

Im Gesamtjahr stieg das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 5 Prozent auf 23,3 Milliarden Euro, getragen von allen Sparten ausser der schwächelnden T-Systems. Für das neue Jahr hat die Telekom zunächst rund 3 Prozent Anstieg eingeplant. Dazu soll nun auch die seit Jahren im Umbau steckende Grosskundentochter beitragen.

Allerdings rutschte die Telekom vor Jahresschluss wegen Abschreibungen vor allem in Polen in die roten Zahlen, und auf Jahressicht ging der Überschuss um über ein Drittel auf 2,2 Milliarden Euro zurück. Im Vorjahr hatte die US-Steuerreform einen milliardenschweren Sonderertrag geliefert. Zudem wurden rund 300 Millionen Euro für den Personalabbau fällig. Der Umsatz wuchs vom starken Euro gebremst um 0,9 Prozent auf 75,7 Milliarden Euro.

Die Telekom steht in diesem Jahr vor der ersten und möglicherweise kostspieligen Versteigerung von deutschen Frequenzen für den neuen, schnelleren Mobilfunkstandard 5G. Der Konzern kritisiert wie seine deutschen Rivalen die für die Auktion formulierten Ausbaubedingungen - und reicht nun wie Telefonica Deutschland und Vodafone einen Eilantrag bei Gericht ein, um das Verfahren noch zu ändern, wie Höttges in Bonn sagte. Allerdings bereite sich die Telekom mit ihren Teams in Probeauktionen bereits auf die für Ende März angesetzte Versteigerung vor.

Im zweiten Quartal rechnet Höttges auch mit einer richtungsweisenden Entscheidung der Aufseher in den USA. Dort will die US-Tochter T-Mobile US den Rivalen Sprint für 26 Milliarden Dollar in Aktien übernehmen und damit in den kommenden Jahren Milliarden an Kosten einsparen. Derzeit liefen in den entsprechenden Gremien die Prüfungen, sagte Höttges. Erst vergangene Woche sei er zu Gesprächen in den USA gewesen.

In den USA schrauben die Bonner in diesem Jahr schon die Investitionen in die Höhe, insgesamt sollen 12,7 Milliarden Euro konzernweit vor allem in Glasfaserleitungen und Mobilfunknetze fliessen. Im Vorjahr waren es 12,2 Milliarden. In Europa hingegen bleiben die Investitionsausgaben etwa stabil. Der am Kapitalmarkt viel beachtete freie Geldzufluss dürfte 2019 um vergleichbar rund 12 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro wachsen.

Im letzten Quartal konnte der Konzern im Heimatmarkt Deutschland mit Mobilfunkdienstleistungen 2,0 Prozent mehr Umsatz machen. Beim Konkurrenten Telefonica Deutschland (O2) waren es plus 0,2 Prozent gewesen, bei Vodafone 0,9 Prozent. Allerdings ging der Schwung bei der Telekom nach dem starken dritten Quartal merklich zurück./men/mis/fba