DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Telekommunikationsanbieter United Internet erwägt laut einem Zeitungsbericht eine Netzausbaupartnerschaft mit dem chinesischen Telekomausrüster ZTE. Nachdem die Chinesen ihren größten Auftrag in Deutschland mit dem Mobilfunknetzbetreiber Telefonica Deutschland (O2) Ende des Jahres verlieren, verhandeln sie nun mit United-Internet-Chef Ralph Dommermuth über einen mögliche Allianz zum Aufbau eines Mobilfunknetzes, berichtete das "Handelsblatt" ("HB"/Freitag) unter Berufung auf eigene Informationen. Ein Sprecher bestätigte, dass United Internet sich derzeit mit einem chinesischen Anbieter und einem aus dem europäisch-amerikanischen Raum in engeren Verhandlungen befinde.

Dommermuths Konzern (1&1 Drillisch, Smartmobil, Yourfone) überlegt noch, ob er an der im Frühjahr stattfindenden wegweisenden Auktion von Mobilfunklizenzen für den neuen, schnelleren Datenfunkstandard 5G teilnimmt. Bisher hat das Unternehmen kein eigenes Mobilfunknetz, sondern mietet Kapazitäten von anderen Betreibern an, insbesondere Telefonica. Der Zeitung zufolge könnte Dommermuth mit den Chinesen vereinbaren, dass sie den Netzaufbau übernehmen würden und United Internet die Infrastruktur anschließend über einen Leasing-Vertrag nutzt. Der Plan mit ZTE würde ihm ermöglichen, ein Netz zu nutzen, ohne selbst die Risiken eines Netzausbaus tragen zu müssen.

Chinesische Technik in kritischer Infrastruktur wie Kommunikationsnetzen gilt als heikel. Der ZTE-Rivale Huawei kämpft derzeit mit der Inhaftierung seiner Finanzchefin Meng Wanzhou in Kanada, weil die USA ihr vorwerfen, gegen Iran-Sanktionen verstoßen zu haben, und ihre Auslieferung beantragt haben. Ob das Vorgehen gegen chinesische Hightech-Konzerne der Verfolgung vermeintlicher Gesetzesverstöße gilt, aus Schutz vor Spionage geschieht oder eher industriepolitischen Zwecken dient, ist umstritten.

Wegen des Vorwurfs von Sanktionsverstößen hatte Washington zuvor auch schon ZTE selbst bestraft, das dadurch schwere Geschäftseinbußen hinnehmen musste. Die Sanktionen gegen den chinesischen Konzern wurden im Juli aufgehoben, nachdem US-Präsident Donald Trump persönlich interveniert und das Unternehmen eine Milliardenstrafe gezahlt hatte. In Australien und Neuseeland sind Netzbetreiber dazu gezwungen, bei den künftigen 5G-Netzen auf chinesische Hardware zu verzichten.

Die Deutsche Telekom teilte am Donnerstagabend mit, ihre Beschaffungsstrategie angesichts der Kritik an chinesischer Hardware zu überdenken. Der deutsche Branchenführer kauft seine Technik bei mehreren Herstellern ein, unter anderem bei Huawei. Die Telekom nehme die weltweite Diskussion um die Sicherheit von Netzwerkausrüstung der chinesischen Hersteller sehr ernst, zitierte die Nachrichtenagentur Bloomberg aus einem Statement./men/gl