NEW YORK (dpa-AFX) - Die Deutsche Telekom könnte einem Bericht zufolge bei der ohnehin bereits kritisch von Aufsehern beäugten Fusion des US-Mobilfunkgeschäfts mit Sprint auf eine weitere Hürde stoßen. Die New Yorker Generalstaatsanwältin Barbara Underwood prüfe die Folgen der geplanten Übernahme von Sprint durch die Telekom-Tochter T-Mobile US für den Markt mit sogenannten Prepaid-Verträgen, berichtete das "Wall Street Journal" (WSJ) am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Underwoods Behörde habe in den vergangenen Wochen zahlreiche Anbieter von jenen Prepaid-Angeboten kontaktiert, bei denen keine festen monatlichen Zahlungen anfallen, sondern im Voraus bezahlt wird. Dabei sei es vor allem um die Fragen der Preisfestsetzung und der Kundenstruktur gegangen. In die Untersuchung seien auch Generalstaatsanwaltschaften von zahlreichen weiteren Bundesstaaten eingebunden. Sprecher von Sprint und T-Mobile wollten die Informationen laut Zeitung nicht kommentieren.

T-Mobile US und Sprint verfügen laut einer Erhebung des auf den US-Mobilfunkmarkt spezialisierten Analysehauses Wave7 mit rund 30 Millionen Prepaid-Kunden über eine dominierende Position in diesem Segment, wie es in dem Bericht weiter hieß.

In den Unterlagen zu der Ende April angekündigten Milliarden-Transaktion gaben sich Sprint und T-Mobile zu möglichen Zugeständnissen in diesem Bereich wortkarg. Einige Analysten hatten zuletzt spekuliert, dass die beiden Konzerne womöglich einige oder alle Prepaid-Geschäfte verkaufen müssten, um vom US-Justizministerium, der für den Markt zuständigen Aufsicht FCC und anderen Behörden die Freigabe für die Transaktion zu bekommen.

Diese ist nach Einschätzung von Experten sehr fraglich - viele Analysten sehen die Wahrscheinlichkeit bei weniger als 50 Prozent. Viel hängt davon ab, wie die Behörden bei der Beurteilung die Grenzen des betrachteten Marktes ziehen. In den USA sind der Markt für Telekom-, Mobilfunk- und Internetangebote sowie der Mediensektor derzeit massiv in Bewegung, so dass die Abgrenzung oft schwer fällt. So hatte erst vor kurzem ein Gericht die Übernahme des Medienkonzerns Time Warner durch den Mobilfunkkonzern AT&T genehmigt. US-Präsident Donald Trump wollte dies verhindern.

Das Urteil könnte nach Einschätzung von Beobachtern Signalwirkung für andere Fusionsvorhaben im Medien- und Kommunikationssektor wie das von T-Mobile US und Sprint haben. Zudem könnte es den Kabelbetreiber Comcast ermutigen, doch noch bei der geplanten Übernahme von großen Teilen des Unterhaltungskonzerns 21st Century Fox durch den Konkurrenten Disney dazwischenzugrätschen. Kartellrechtliche Bedenken gelten als einer der Gründe für die bisherige Zurückhaltung von Comcast. Der Kabelbetreiber versucht wie auch Konkurrent Charter sein Geschäft auf eine breitere Basis zu stellen.

So waren beide im vergangenen Jahr auch einmal als mögliche Käufer von Sprint im Gespräch - zumindest hatte die japanische Sprint-Mutter Softbank die beiden ins Spiel gebracht. Nach langem Hin und Her hatten sich die Japaner dann aber doch mit der Telekom geeinigt. Am Mittwoch hatten die Chefs von T-Mobile US und Sprint, John Legere und Marcelo Claure, vor dem US-Kongress für die Fusion geworben. Dieser entscheidet zwar nicht über eine mögliche Fusion, aber für die öffentliche Wahrnehmung der geplanten Transaktion war der Auftritt wichtig. Die beiden Unternehmenslenker beteuerten, dass durch die Fusion mehr Stellen geschaffen als gestrichen werden und die Preise sinken werden./zb/tav/jha/