Um von der EU-Kommission grünes Licht für die geplante milliardenschwere Übernahme des Kabelkonzerns Unitymedia zu erhalten, räumt Vodafone dem O2-Anbieter Telefonica Zugang zu seinem Kabelnetz ein. Eine entsprechende Vereinbarung gaben beide Konzerne am Dienstag bekannt. Telefonica Deutschland dürfe das dann fusionierte Kabelnetz in Deutschland aber nur mitbenutzen, wenn die Brüsseler Wettbewerbshüter die Unitymedia-Übernahme auch genehmigten. Die Telekom lehnte die vergangenes Jahr verkündete Kabel-Fusion ab und äußerte sich kritisch zu den nun vorgelegten Zugeständnissen der Briten.

Der Vorschlag von Vodafone sei offenbar der Versuch, eine Fusion zu retten, die bei der EU-Kommission auf große Bedenken stößt, teilte ein Telekom-Sprecher mit. Dadurch würde aber kein einziger zusätzlicher Breitbandanschluss in Deutschland gebaut und womöglich der Ausbau von Glasfaser bis ins Haus gebremst. Um dem ehemaligen Monopolisten besser Paroli bieten zu können, will Vodafone für 18,4 Milliarden Euro das Kabelgeschäft von Liberty Global in Deutschland und Osteuropa kaufen. Die Öffnung des schnellen Breitbandnetzes für den O2-Anbieter Telefonica soll nun die EU-Kartellwächter überzeugen.

Das Abkommen ermöglicht es Telefonica Deutschland, über die Kabelnetze von Vodafone und Unitymedia künftig 23,7 Millionen Kabelhaushalte außer mit Festnetz auch mit schnellem Internet und internetbasierten TV-Diensten versorgen zu können. Zwar liegt Telefonica Deutschland dem Telekommunikationsverband VATM zufolge beim Mobilfunk mit einem Marktanteil von knapp einem Viertel hierzulande auf Platz zwei hinter Marktführer Telekom und noch vor Vodafone. Bei Festnetz-Breitbandanschlüssen kommt der Anbieter dagegen bislang nur auf einen Anteil von unter sechs Prozent. Der Großhandelsvertrag mit Telefonica Deutschland werde den Wettbewerb in Deutschland nun weiter stärken, betonte Vodafone-Chef Nick Read.

Die Wettbewerbsaufseher der EU nehmen die bereits vor einem Jahr angekündigte Unitymedia-Übernahme durch Vodafone noch unter die Lupe und wollen ihre Entscheidung nun bis zum 9. Juli fällen. Sowohl die Deutsche Telekom als auch Telefonica hatten Bedenken gegen die Milliardenübernahme geäußert. Mit den Kabelnetzen von Unitymedia in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg könnte Vodafone ebenso wie der Platzhirsch Telekom mit dem eigenen Kabelnetz ein bundesweites Angebot bieten. Die Öffnung des Netzzugangs für Telefonica Deutschland sei als Versuch zu sehen, bestehende Bedenken auszuräumen, betonen die Analysten von Jefferies. Den Telefonica Deutschland-Kunden sollen mit dem Netzzugang Download-Geschwindigkeiten von bis zu 300 Megabit pro Sekunde geboten werden und damit ein schnellerer Zugriff als bei DSL-Anschlüssen der Telekom.

Die Öffnung des Kabelnetzes sei zwar Voraussetzung für den zukünftigen Wettbewerb im Festnetz, teilte der Chef des Rivalen United Internet, Ralph Dommermuth, mit. Die getroffene Vereinbarung zwischen Vodafone und Telefonica reiche aber nicht aus, weil Vodafone sein Kabelnetz innerhalb von drei Jahren auf Gigabit-Geschwindigkeiten aufrüsten werde und Telefonica nur Kabelanschlüsse mit maximal 300 Megabit pro Sekunde vermiete. Damit könne der Wettbewerb nicht belebt werden.

Investoren zeigten sich dennoch erfreut: Telefonica Deutschland-Aktien legten um mehr als zwei Prozent zu, Vodafone-Papiere lagen rund ein Prozent im Plus. Auch Aktien der Deutschen Telekom notierten knapp ein Prozent fester.