LONDON (dpa-AFX) - Der britische Telekomkonzern Vodafone ist im ersten Geschäftshalbjahr dank der Unitymedia-Übernahme in Deutschland zu Umsatzwachstum zurückgekehrt. Da es laut dem Konzern besser lief als erwartet, gibt dieser sich mit Blick auf den operativen Gewinn im Gesamtjahr nun zuversichtlicher. An der Börse notierte die Aktie gegen Mittag mit rund 1,6 Prozent im Plus.

Die Erlöse legten in den sechs Monaten bis Ende September gegenüber dem Vorjahr um 0,4 Prozent auf rund 22 Milliarden Euro zu, wie das Unternehmen am Dienstag in London mitteilte. Der Verkauf des Neuseeland-Geschäfts Ende Juli verhinderte dabei zwar ein noch stärkeres Wachstum - allerdings waren die Erlöse im ersten Quartal sogar noch um 2,3 Prozent zurückgegangen.

Der Serviceumsatz - also ohne Geräteverkäufe - stieg dabei um 0,3 Prozent, wobei er im wichtigsten Einzelmarkt Deutschland mit einem Plus von 0,1 Prozent quasi stagnierte. Das bereinigte Konzerergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg unter anderem wegen Kosteneinsparungen in Europa um 2,7 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Ohne Zukäufe und Verkäufe wäre Vodafone hier allerdings nur etwa halb so stark gewachsen.

Unter dem Strich fuhr der Konzern einen Verlust von 1,9 Milliarden Euro ein. Dieser sei vor allem auf einen für die Briten nachteiligen Richterspruch in Indien zurückzuführen, wo die zuletzt aus einer Fusion mit einem ehemaligen Rivalen hervorgegangene Vodafone Idea nun hohe Summen an die dortige Telekommunikationsbehörde entrichten muss. "Wir befinden uns mit der Regierung in intensiven Gesprächen, um für Vodafone Idea finanzielle Entlastung zu erwirken", erklärte das Unternehmen laut Mitteilung.

Im Rahmen der von Vodafone verfolgten Dividendenpolitik wurde die Zwischendividende mit 4,50 Eurocents je Aktie auf die Hälfte der im Vorjahr ausgezahlten Gewinnbeteiligung festgelegt. Mit den 9 Cents aus dem vergangenen Geschäftsjahr hatte Vodafone das erste Mal seit dem Start der Dividendenzahlungen im Jahr 1990 seine Ausschüttung an die Aktionäre gekürzt. Zuvor hatten die Anteilseigner noch 15,07 Cents erhalten - das war also ein Schnitt von gut 40 Prozent.

Der Konzern ringt auch mit hohen Kosten für die 5G-Frequenzauktion in Deutschland. Hier hatte Vodafone im Juni 1,88 Milliarden Euro berappt - das war die zweitgrößte Summe nach der Deutschen Telekom, die über 2 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt hatte.

Gemeinsam mit Telefonica Deutschland (O2) wollen die beiden Unternehmen nun den Netzausbau in Deutschland vorantreiben und dafür eng zusammenarbeiten. Das Ziel lautet, 6000 neue Mobilfunkstandorte zu errichten, womit vor allem eine bessere Versorgung auf dem Land und entlang der Verkehrswege auf Straßen, Schienen und Flüssen angestrebt ist. Die Unternehmen luden auch den Wettbewerber 1&1 Drillisch ein, sich an dem Ausbau zu beteiligen. Die United-Internet-Tochter besitzt noch kein eigenes Netz, hatte aber ebenfalls 5G-Frequenzen für gut eine Milliarde Euro ersteigert.

Das bereinigte Ebitda soll im laufenden Jahr nun allerdings zwischen 14,8 und 15 Milliarden Euro betragen, statt wie zuvor gedacht bei 13,8 bis 14, 2 Milliarden. Man sei auf gutem Wege, die obere Hälfte der früheren Prognose für das bereinigte operative Ergebnis zu erreichen, hieß es. Ohne Zu- und Verkäufe würde das ein organisches Ebitda-Wachstum von 2 bis 3 Prozent für das Jahr bedeuten.

Beim freien Barmittelzufluss wurde der Konzern dagegen etwas vorsichtiger. So erklärte das Management um den neuen Unternehmenschef Nick Read, nun rund 5,4 Milliarden Euro erzielen zu wollen - zuvor hieß es, die für Investoren zentrale Kennziffer solle sich auf mindestens diesen Wert belaufen. Damit weiter Geld in die Kassen kommt, will Vodafone sein europäisches Funkturmgeschäft nach wie vor bis zum Mai abspalten und je nach Marktlage auch an die Börse bringen. "Dies dürfte es uns ermöglichen, weiterhin erheblichen Wert aus unserer Funkturm-Infrastruktur zu schöpfen", sagte Read, der früher Finanzchef bei Vodafone war.

Mitte Juli hatte das Unternehmen die Genehmigung für den Kauf großer Teile der Kabelnetze von Liberty Global in Europa für 18,4 Milliarden Euro inklusive Schulden erhalten. Dazu zählt auch der deutsche Anbieter Unitymedia. Mit dem Kauf verfügt Vodafone nun über ein bundesweites Kabelnetz - und hält damit vor allem die Deutsche Telekom in Atem. Vorher waren diesbezüglich die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg weiße Flecken für den Konzern. Bereits 2013 hatte Vodafone Kabel Deutschland übernommen.

Mit Blick auf das neue Zahlenwerk hoben Analysten zwar die Rückkehr zum Umsatzwachstum sowie die zum Teil übertroffenen Erwartungen hervor. An ihren Einstufungen hielten die Experten jedoch fest. Lediglich JPMorgan-Akhil Dattani schraubte das Kursziel angesichts der derzeitigen Pfund-Stärke etwas herunter. Vodafone ist zwar ein britisches Unternehmen, bilanziert aber in Euro./kro/bgf/mis