DÜSSELDORF/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Deutsche Telekom könnte beim schnellen Internet einen weiteren bundesweiten Konkurrenten erhalten. Vodafone will sein Kabelnetz dem Rivalen Telefónica Deutschland (O2) öffnen, um die Zustimmung der EU-Kommission zur milliardenschweren Übernahme von Unitymedia zu erreichen, wie der Konzern am Dienstag in Düsseldorf mitteilte.

Vodafone hatte im Frühjahr 2018 angekündigt, die Kabelnetze von Liberty Global - in Deutschland unter dem Namen Unitymedia im Geschäft - auch in Ungarn, Tschechien und Rumänien für insgesamt etwa 18,4 Milliarden Euro inklusive Schuden übernehmen zu wollen. Die EU-Kommission hatte Bedenken gegen den Zusammenschluss in Deutschland geäußert und eine vertiefte Prüfung des Deals eingeleitet.

Vodafone habe einen Großhandelsvertrag mit Telefónica geschlossen, sagte Vorstandschef Hannes Ametsreiter. Wenn die EU-Kommission die Unitymedia-Übernahme frei gebe, könne Telefónica eigene Kabelprodukte über das Vodafone Netz an 23,7 Millionen Haushalte in Deutschland verkaufen und zu einem "weiteren starken, bundesweiten Wettbewerber" der Telekom werden.

Telefónica bekomme Zugang zu Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 300 Megabit pro Sekunde. Das sei schneller als die aktuell schnellsten VDSL-Angebote im Markt. "Unser Maßnahmenpaket in Deutschland hebt den Wettbewerb auf eine ganz neue Stufe", sagte Ametsreiter. Es sei gut für Verbraucher, Wettbewerb und TV-Kanäle.

Die Telekom sieht die Ankündigungen von Vodafone kritisch. "Der Vorschlag von Vodafone ist offenbar der Versuch, eine Fusion zu retten, die bei der EU-Kommission auf große Bedenken stößt", teilte der Bonner Konzern mit. Durch den Vertrag zwischen Vodafone und Telefónica werde kein einziger zusätzlicher Breitbandanschluss gebaut. "Problematisch könnte sein, dass der Ausbau von Glasfaser bis ins Haus gebremst wird", sagte ein Sprecher. Ein intensiverer Infrastrukturwettbewerb zum Ausbau von Glasfaser wäre aber gerade für Deutschland besonders wichtig.

United-Internet-Chef Ralph Dommermuth sprach von einem ersten Schritt in die richtige Richtung. Allerdings müssten bei einer Fusion alle Wettbewerber "fairen Zugang" zum fusionierten Kabelnetz erhalten.

Der Wettbewerbsrechtler Justus Haucap von der Universität Düsseldorf beurteilt die Vereinbarung zwischen Vodafone und Telefónica dagegen positiv. "Das wird den Wettbewerb erheblich beflügeln", sagte der ehemalige Vorsitzende der Monopolkommission. Für die Telekom werde es durch einen dritten nationalen Anbieter nicht einfacher.

Vodafone kommt Brüsseler Bedenken auch beim Fernsehen entgegen. Fernsehsender könnten künftig Kundenbeziehungen über das Internet völlig unabhängig von Vodafone und seiner TV-Plattform eingehen. Vodafone verpflichte sich zudem, Sendern die Verbreitung ihrer Inhalte im Internet nicht einzuschränken.

Vodafone gehört seit 2014 das Netz von Kabel Deutschland. Der Konzern würde mit der Übernahme auch das verbliebene Kabelfernsehnetz in Deutschland kontrollieren, da Unitymedia große Teile der Kabelnetze in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg gehören./men/mis/DP/men