BONN/TOKIO (dpa-AFX) - Der japanische Mischkonzern Softbank will einem Pressebericht zufolge einen bedeutenden Anteil am gerade fusionierten US-Mobilfunker T-Mobile US an die Deutsche Telekom verkaufen. Dazu befänden sich Softbank und die Deutsche Telekom in Gesprächen, berichtete das "Wall Street Journal" ("WSJ") am Montag unter Berufung auf informierte Personen. Mit einem möglichen Deal würde die Telekom ihren Anteil von derzeit knapp 44 Prozent auf über 50 Prozent erhöhen. Das Geschäft würde dabei milliardenschwer ausfallen, denn T-Mobile US ist derzeit an der Börse insgesamt rund 120 Milliarden US-Dollar wert (111 Mrd Euro). Ein Telekom-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.

T-Mobile US und der von Softbank dominierte Rivale Sprint waren am 1. April zusammengegangen. Die Deutsche Telekom hatte sich dabei rund 43 Prozent der Anteile gesichert, kontrolliert das neue Unternehmen aber bereits über eine Stimmrechtsvereinbarung mit Softbank und konsolidiert die US-Tochter damit weiter in den eigenen Zahlen. Zudem hatten die Telekom und Softbank weitreichende Haltefristen für ihre Anteile an der neuen T-Mobile vereinbart. Ohne Zustimmung aus Bonn können die Japaner also keine Aktien verkaufen.

Wie viele Aktien Softbank genau an die Telekom abgeben wolle, sei noch Gegenstand der Gespräche, hieß es im "WSJ" weiter. Softbank hielt nach dem Zusammenschluss rund 24 Prozent der Aktien. Der Konzern war Mehrheitseigentümer von Sprint. Sprint war ursprünglich der Telekom auf dem US-Markt eine Nasenlänge voraus, musste sich in den vergangenen Jahren aber dem aggressiven Wachstumskurs von Ex-T-Mobile-Chef John Legere geschlagen geben. Die von Softbank angedachte Führungsrolle bei der damals schon ins Auge gefassten Konsolidierung auf dem US-Markt mussten die Japaner nach einigem Zögern damit schließlich an die Bonner abgeben.

Softbank ist derzeit dabei, in großem Stil Beteiligungen loszuschlagen, um mit den freiwerdenden Mitteln Schulden zu senken und über einen Aktienrückkauf Geld an die eigenen Aktionäre auszuschütten. Die Japaner um Konzernchef und Tech-Mogul Masayoshi Son waren in der Corona-Pandemie deutlich unter Druck geraten, weil sie milliardenschwer in Tech-Unternehmen und Start-Ups rund um den Erdball investiert haben, der Marktwert dieser Beteiligungen aber in der Krise deutlich fiel./men/mis