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FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Aktien deutscher Immobilienkonzerne haben am Dienstag unter dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Mietpreisbremse gelitten und den gesamten europäischen Sektor mit nach unten gezogen. Dieser büßte zuletzt noch gut 0,8 Prozent ein und war damit der schwächste in der Stoxx-600-Branchenübersicht.

Die 2015 eingeführte Mietpreisbremse ist verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. Das hat das Bundesverfassungsgericht am Dienstag entschieden. Ein Händler sagte in einer ersten Reaktion, der Urteilsspruch könne die Regulierung des Immobilienmarktes durch die Politik noch forcieren.

Analyst Neil Green von der US-Bank JPMorgan betonte, das Urteil beziehe sich zwar nicht speziell auf die Situation in Berlin. Aber am Markt dürfte nun die Wahrscheinlichkeit steigen, dass in Berlin der Plan, die Mieten fünf Jahre lang einzufrieren, gebilligt werden könnte.

Der europäische Immobiliensektor steht seit Jahresbeginn noch deutlich im Plus, allerdings hat er die Gewinne seit April merklich eingedämmt - ungeachtet der weiter sehr expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Zinsen auf Rekordtief. Immobilienwerte profitieren für gewöhnlich von tiefen Zinsen, weil diese Haus- und Wohnungskäufern die Finanzierung erleichtern.

Die Debatte um die Mietpreisbremse und dazu die seit dem Frühsommer aufgekommenen Sorgen vor einem Mietendeckel in Berlin hatten hierzulande den Immobilienwerten zuletzt erheblich zugesetzt. So hat etwa der Konzern Deutsche Wohnen einen klaren Fokus auf die Hauptstadt. Dessen Aktien haben seit Anfang Juni rund 30 Prozent an Wert verloren. An diesem Dienstag büßten sie bislang 2 Prozent ein. Von der Ankündigung eines Verkaufs von über 6000 Wohneinheiten, den Analysten generell positiv werteten, konnten die Titel nicht profitieren.

"Der Markt hatte zwar bereits zuvor die Deckelung bei den Mieteinnahmen eingepreist, aber die Verfassungsklage trotzdem noch als mögliches Schlupfloch gesehen", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. "Mit dem aktuellen Urteil sind nun endgültig Fakten geschaffen worden und diese werden bei den Aktien der Immobilienunternehmen nun berücksichtigt."

So gaben als einer der schwächsten Dax-Werte die Papiere von Vonovia unter dem Eindruck des Urteils um 1,6 Prozent nach. Vonovia teilte unterdessen mit, die Mietpreisbremse habe keine Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung. In Sippenhaft genommen wurden die Aktien dennoch.

Im MDax waren neben Deutsche Wohnen die Anteile von Grand City Properties und Leg Immobilien sehr schwach mit Abschlägen von bis zu 3 Prozent. Adler Real Estate und Ado Properties LU1250154413 ließen im SDax ebenfalls Federn mit Verlusten von bis zu 2 Prozent./ajx/bek/jha/

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