(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz mit Unternehmenschef Buch, Aktienkurs und Analystenstimme)

BOCHUM (dpa-AFX) - Steigende Mieten und Zukäufe im Ausland haben Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia im Auftaktquartal deutlich mehr Gewinn beschert. Zudem profitierte Vonovia von geringeren Kosten bei der Bewirtschaftung der Wohnungen. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr hob Vonovia aufgrund der "dynamischen Entwicklung" im deutschen, österreichischen und schwedischen Wohnungsmarkt leicht an.

Die Quartalszahlen und erhöhte Prognose kamen am Aktienmarkt gut an. Die Vonovia-Aktie legte im Vormittagshandel um 3,8 Prozent zu und war damit größter Gewinner im Leitindex Dax. Analyst Georg Kanders vom Bankhaus Lampe sprach von starken Ergebnissen im ersten Quartal mit einem höheren operativen Ergebnis als erwartet. "Es gibt nichts zu meckern und einigen Grund zum Jubeln", fasste Kanders zusammen.

Der Dax-Konzern wies Forderungen nach einer Enteignung von Wohnungsunternehmen zurück. "Enteignung schafft keinen neuen Wohnraum, der Bau neuer Wohnungen schon", betonte das Unternehmen am Dienstag in Bochum. Überschüsse würden in den Bestand investiert.

Vorstandschef Rolf Buch sicherte zu, Vonovia werde sich an einer Lösung beteiligen, könne die angespannte Situation für Wohnungssuchende aber nicht alleine lösen. "Ich habe großes Verständnis für die Sorge, sich einen Umzug in das bevorzugte Quartier nicht mehr leisten zu können und auch für die Emotionen, die derzeit spürbar sind", sagte er. "Wir brauchen einen konstruktiven gesellschaftlichen Dialog und gemeinsame Kraftanstrengung." Buch betonte, bundesweit seien "außerordentliche Investitionen" von schätzungsweise bis zu 800 Milliarden Euro bis 2030 nötig.

Im Kampf gegen steigende Mieten und Wohnungsnot waren zuletzt vor allem im Großstädten Forderungen nach einer Enteignung von Immobilienkonzernen wie Vonovia oder Deutsche Wohnen laut geworden. In Berlin werden Unterschriften für ein Volksbegehren gesammelt. Die Grünen-Bundestagsfraktion setzt sich für "in letzter Konsequenz eine Enteignung gegen Entschädigung" ein. Als Kosten für die Enteignung alleine in Berlin seien zunächst 36 Milliarden Euro ermittelt worden, sagte Buch. Dieses Geld, das der Stadt in dieser Form gar nicht zur Verfügung stehe, könne stattdessen in Bildung, Infrastruktur und Neubau investiert werden.

In den ersten drei Monaten 2019 erhöhte sich das operative Ergebnis von Vonovia im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 303,6 Millionen Euro. Die Mieteinnahmen stiegen im ersten Quartal bei einem weiterhin geringen Leerstand um ein Fünftel auf 505 Millionen Euro. Die durchschnittliche Miete erhöhte sich auf 6,56 Euro pro Quadratmeter - das waren sechs Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Buch führte die Mietsteigerung vor allem darauf zurück, dass Vonovia Wohnungen in Städten mit geringeren Mieten verkauft und gleichzeitig Wohneinheiten in Städten mit höheren Mieten gekauft habe.

Gleichzeitig steckte Vonovia mit 242 Millionen Euro rund 75 Prozent mehr in Modernisierung und Neubau. Der Überschuss erhöhte sich um fast 60 Prozent auf 201 Millionen Euro.

Für das laufende Jahr peilt der Dax-Konzern nun ein operatives Ergebnis (FFO) in Höhe von 1,17 bis 1,22 Milliarden Euro an. Bislang war Vonovia für das laufende Jahr von 1,14 bis 1,19 Milliarden Euro nach 1,13 Milliarden Euro im Vorjahr ausgegangen. 2019 sei der Bau von 3000 Wohnungen geplant, "davon ein Teil als öffentlich geförderter Wohnraum", so Buch.

Wegen seiner Modernisierungsumlagen steht Vonovia schon seit längerem in der Kritik, und Konzernchef Buch kündigte deshalb im Dezember einen Strategieschwenk an. Zukünftig steckt Vonovia deutlich weniger in energetische Modernisierungen deutscher Wohnungen, wie Dämmung oder den Austausch alter Fenster, sondern nimmt unter anderem mehr Geld für den Neubau und für die zugekauften Wohnungen in Schweden in die Hand./mne/bvi/fba