BERLIN (dpa-AFX) - Trotz hoher Nachfrage erlahmt der Wohnungsbau in Berlin. Von Juli bis September wurde der Bau von nur noch 3978 Wohnungen genehmigt. Das waren gut 28 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, wie aus Zahlen hervorgeht, die das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am Donnerstag veröffentlichte.

Der Senat hatte im Juni erste Pläne bekannt gegeben, die Mieten in der Stadt für fünf Jahre einzufrieren. Bis dahin waren die Baugenehmigungszahlen nur leicht rückläufig. Sie lagen im ersten Halbjahr mit 11 346 wie im Vorjahr gut zwei Prozent unter dem Vergleichszeitraum.

"Der Einbruch bei den Baugenehmigungszahlen sollte ein Weckruf für Berlin sein. Wohnungsbau und Wachstum werden ins Umland abgedrängt. Das ist die Folge von neubauhemmenden Strukturen in Politik und Verwaltung insgesamt", kritisierte Maren Kern aus dem Vorstand des BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen am Donnerstag. "Es ist aber auch Folge des Mietendeckels, der hier seinen Schatten weit vorauswirft. Wir sagen es nochmal: Ein Mietendeckel baut keine neuen Wohnungen."

Der Berliner Mieterverein sieht das ganz anders: Den Trend zu weniger Baugenehmigungen habe es schon 2018 gegeben - und es gebe ihn bundesweit. Der Rückgang habe daher rein gar nichts mit dem Mietendeckel zu tun, so Mieterverein-Geschäftsführer Reiner Wild. "Im Übrigen ist der Neubau vom Mietendeckel komplett ausgenommen."

Die Initiative Neue Wege für Berlin fordert vom Senat einen Richtungswechsel beim Wohnungsbau. "Bei der Anzahl der Baugenehmigungen ist der Senat inzwischen in einer Abwärtsspirale, die die Stadt in Sachen Wohnungsbau weiter um Jahre zurückwerfen wird", so der Vorsitzende der Initiative, Heiko Kretschmer. Der Regierende Bürgermeister solle den Wohnungsbau zur Chefsache machen und eine Taskforce für den Wohnungsbau einsetzen.

Christian Gräff, Sprecher für Bauen und Wohnen der CDU-Fraktion Berlin, erklärte, die Zahlen seien ein Armutszeugnis für die Koalition der Bauverhinderer. "Senat und Koalition tragen damit die Verantwortung für die größte Neubaukrise unserer wachsenden Stadt seit der Wiedervereinigung."/bf/DP/zb