(neu: Schlusskurse und Einschätzung von RBC)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Wie eine Rakete ist die Aktie von Dialog Semiconductor nach richtungweisenden Vereinbarungen mit dem iPhone-Hersteller Apple in die Höhe geschossen. Mit einem Kursplus von zeitweilig 34 Prozent sprang das Papier des Chipherstellers am Donnerstag so stark nach oben wie noch nie zuvor an einem einzigen Tag.

Auslöser war Börsianern zufolge, dass Dialog seine Abhängigkeit von dem US-Großkunden reduziert, und dies auch noch zu sehr guten Konditionen. Denn nachdem vor rund einem Jahr in der Presse spekuliert worden war, dass Apple künftig in Eigenregie Powermanagement-Chips (PMIC) herstellen könnte, hatte die Dialog-Aktie massiv gelitten. Bislang ist Dialog ein Apple-Großlieferant für diese Technologie.

Nun feierten Investoren das Ende der seither schwelenden Unsicherheit. Zwar kam das im SDax notierte Papier bis Handelsschluss etwas zurück, wurde dabei aber immer noch mit einem Plus von rund 27 Prozent auf 21,00 Euro gehandelt. Vergangenen November noch, als die Gerüchte zu Apple verstärkt aufgekommen waren, war die Dialog-Aktie innerhalb weniger Tage um mehr als ein Drittel eingebrochen. Auch seither hatte sie sich nicht mehr wieder erholt: Trotz des aktuellen Kursgewinns ist das Dialog-Papier immer noch nicht ganz halb soviel wert wie Anfang November 2017.

"Der Deal mit Apple ist für Investoren sehr positiv", lobte nun JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande die von Dialog mitgeteilte Zahlung in bar durch Apple von insgesamt 600 Millionen US-Dollar. Er nennt die Lizenzierung von bestimmten Powermanagement-Technologien an Apple letztlich einen "Verkauf" des auf Apple ausgerichteten PMIC-Geschäftsfeldes an den iPhone-Hersteller. "Dieses Geschäft von Dialog ist rückläufig und der Markt zugleich nicht bereit, ihm einen echten Wert beizumessen", begründete er.

Dialog hatte zuvor mitgeteilt, an Apple entsprechende Lizenzen zu vergeben. Der Umsatz von Dialog mit Apple in diesem Bereich, der 2018 noch auf etwa 875 Millionen Dollar geschätzt wird, soll sich zugleich ab der zweiten Hälfte 2019 rückläufig entwickeln und 2022 dann ganz aufhören. Außerdem wurde auch die Übertragung bestimmter Vermögenswerte vereinbart. Zudem sollen mehr als 300 Dialog-Mitarbeiter zu Apple wechseln und dort im Bereich Forschung & Entwicklung mitarbeiten. Apple zahlt für die Transaktion 300 Millionen Dollar in bar und weitere 300 Millionen Dollar in Form einer Vorauszahlung für Dialog-Produkte, die in den nächsten drei Jahren geliefert werden.

Deshpande hob auch hier positiv hervor, dass es durch die Vereinbarungen "keine substanziellen Entlassungen" geben werde. Zudem könne sich Dialog endlich darauf konzentrieren, die Abhängigkeit vom Großkunden Apple zu verringern. Der Halbleiter-Hersteller könne nun seine anderen Geschäftsfelder, die über ein gesundes Wachstumspotenzial verfügten, ohne größere Störungen oder zusätzliche Kostenbelastungen ausbauen. Die so verbesserte Sicht in die Zukunft, die für mehr Sicherheit sorge, sei positiv für Investoren.

Das sieht auch Veysel Taze so, Analyst bei Oddo BHF. Die Vereinbarung "nimmt viel Unsicherheit heraus", sagte er und nannte die von den beiden Konzernen ausgearbeitete Vereinbarung für das Powermanagement-Geschäft eine "saubere Lösung".

Die Führung von Dialog habe nun mehr Zeit, um über strategische Alternativen nachzudenken, urteilte RBC-Analyst Mitch Steves. Die zusätzlichen Umsätze und die Verringerung der Betriebskosten dürften zudem dazu beitragen, eine starke Bilanz aufzubauen, die für Zukäufe genutzt werden könnte. Sobald eine Synergien und Wertsteigerung bringende Akquisition getätigt ist, will er die momentan neutral eingestufte Aktie neu bewerten. Insbesondere durch die Vereinbarungen mit Apple über die Übertragung von Teilen der Belegschaft seien nun zwar einige Kostensorgen vom Tisch, doch wünsche er sich noch einen klaren Weg hin zu nachhaltigem Umsatzwachstum, schrieb Steves.

DZ-Bank-Analyst Harald Schnitzer, der die Kursreaktion der Dialog-Aktie von in der Spitze 34 Prozent für übertrieben hält, änderte indes prompt sein bisheriges Anlageurteil "Halten". Er sieht nun eine gute Verkaufsgelegenheit./ck/nas/men/ck/he