LÜBECK (dpa-AFX) - Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk investiert schon seit längerem kräftig in den Ausbau von Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung. Damit wollen die Lübecker ihr Geschäft wieder flott machen. Die Kosten hierfür und die starke Abwertung von Währungen in Schwellenländern belasten aber zunehmend das Konzernergebnis. Deshalb ruderte die im SDax notierte Gesellschaft bei der Prognose für das Gesamtjahr zurück. Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft.

DAS IST LOS BEI DRÄGERWERK:

Das 1889 gegründete Familienunternehmen Drägerwerk steckt seit mehreren Jahren im Umbau, um wieder profitabler zu werden. Zwischenzeitlich hatte sich die Ertragslage auch wieder verbessert. Doch höher als geplante Kosten für den Ausbau von Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung drücken kräftig auf den Gewinn. Gegenwind kommt zudem von der Währungsseite. Dabei macht Drägerwerk vor allem der rasante Wertverfall der türkischen Lira und des argentinischen Peso zu schaffen.

Nach ersten Berechnungen brach das operative Ergebnis (Ebit) im dritten Quartal deutlich ein. Unterm Strich steht voraussichtlich ein Verlust von 4,4 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte Drägerwerk noch einen Gewinn von 24,4 Millionen Euro erzielt.

Für das laufende Jahr kappte Drägerwerk deshalb das Ergebnisziel. Die operative Marge (Ebit), die angibt wie viel vom Umsatz als operativer Gewinn beim Unternehmen bleibt, soll 2018 nun nur noch zwischen 2,0 und 3,5 Prozent liegen. Zuvor war der Konzern von einem Wert am unteren Ende der Brandbreite von 4,0 bis 6,0 Prozent ausgegangen. Aufgrund der aktuellen Währungskurse rechnen die Lübecker auch im kommenden Jahr mit keiner Besserung bei der Profitabilität.

Die Umsatzprognose für das laufende Jahr behält Drägerwerk bei und geht weiterhin von einem währungsbereinigten Anstieg von 2 bis 5 Prozent aus. Drägerwerk stellt in der größeren Sparte Medizintechnik etwa Anästhesie- und Beatmungsgeräte für die Intensivmedizin her. Im Sicherheitstechnikgeschäft produziert das Unternehmen unter anderem Atemschutzmasken für den Bergbau.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die Mehrzahl der Analysten, die den Wert beobachten, war bereits vor der aktuellen Prognosesenkung skeptisch. Die LBBW und das Bankhaus Metzler votieren mit "Verkaufen".

Auch die britische Investmentbank HSBC gibt mit "Reduce" ein negatives Votum ab und senkte nach der Gewinnwarnung ihr Kursziel von 54 auf 41 Euro. Das dritte Quartal habe an ein enttäuschendes erstes Halbjahr angeknüpft, schrieb Analyst Daniel Grigat. Die Aussichten bleiben seiner Ansicht nach schwach. Die operative Gewinnmarge habe wohl ihren Zenit für die kommenden Jahre erreicht, und steigende Investitionen dürften sich frühestens ab 2020 auszahlen.

Analyst Bernhard Weininger vom Analysehaus Independent Research zeigte sich ebenfalls von dem gekappten Gewinnziel enttäuscht und reduzierte das Kursziel für die Dräger-Aktie von 54 auf 48 Euro mit einem "Halten"-Urteil. Drägerwerk schaffe es nach wie vor nicht, den währungsbereinigt positiven Auftragseingang auf die Umsatzentwicklung zu übertragen, moniert er.

Und Alexander Neuberger vom Bankhaus Metzler empfiehlt dem Dräger-Management, die geschäftlichen Aktivitäten ernsthaft zu überdenken, um zu einer nachhaltigen Profitabilität zurückzukehren. Das gelte vor allem für die geografische Aufstellung, die Drägerwerk nicht zum ersten Mal zu schaffen mache.

Die Privatbank Hauck & Aufhäuser hat derweil am Mittwoch das bisherige Verkaufsvotum aufgegeben und die Aktie aus Gründen der niedrigen Bewertung auf "Hold" hochgestuft.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Prognosekürzung hat die Aktien des Medizin- und Sicherheitstechnik-Anbieters weiter auf Talfahrt geschickt. Die Aktie sackte nach Veröffentlichung der vorläufigen Quartalszahlen am Montag mit 43,66 Euro auf ihren tiefsten Stand seit 2010 ab. In diesem Jahr haben die im SDax notierten Titel nun schon knapp ein Drittel ihres Börsenwertes verloren. Innerhalb eines Jahres hat sich dieser sogar halbiert. Zuletzt zeigt das Papier sich etwas erholt von seinem Tief und notiert bei etwas unter 48 Euro./mne/tih/fba