BIETIGHEIM-BISSINGEN (dpa-AFX) - Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr hat im vergangenen Jahr unter den Problemen im Geschäft mit Maschinen für die holzbearbeitende Industrie gelitten. Während das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 16 Prozent auf 196 Millionen Euro absackte, brach der Überschuss sogar um rund ein Fünftel auf 130 Millionen Euro ein, wie der MDax-Konzern am Donnerstag in Bietigheim-Bissingen bei der Vorlage vorläufiger Jahreszahlen mitteilte. Die Ebit-Marge sank im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt auf 5,0 Prozent ab.

Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten dennoch gut an. Wohl auch deshalb, da Dürr 2019 sowohl beim Umsatz als auch beim Auftragseingang zulegen konnte. Mit einem Plus von zuletzt 2 Prozent gehörte die Dürr-Aktie am Mittag zu den besten Werten im MDax. 2019 hatten die Papiere allerdings ein leichtes Minus von einem halben Prozent verzeichnet, während der Index der mittelgroßen Unternehmen im selben Zeitraum rund ein Drittel zugelegt hatte. Auf längere Sicht sieht die Entwicklung noch negativer aus: In den zurückliegenden 5 Jahren beziffert sich der Kursverlust bei Dürr auf rund 40 Prozent.

Die Erlöse stiegen 2019 auch dank guter Geschäfte in der Umwelttechnik und im Bereich Elektromobilität um etwas mehr als ein Prozent auf 3,9 Milliarden Euro, lagen aber unter den Erwartungen der Analysten, die etwas mehr auf dem Zettel hatten. Bei den Auftragseingängen verzeichnete das Unternehmen ein Plus von 3,7 Prozent auf knapp 4,1 Milliarden Euro.

Konzernchef Ralf Dieter betonte, dass die Elektromobilität für Dürr eine "große Chance" sei und verwies darauf, dass der Konzern von Effizienzsteigerungen im Automobil-Anlagenbau profitiert habe. Bei der Tochter Homag würden Optimierungsprojekte vorangetrieben. Daher erwartet Dieter ab 2021 deutliche Ertragssteigerungen und Wachstumschancen.

Im vergangenen Jahr hatte Dürr verkündet, dass bei Homag rund 350 von 4100 Stellen gestrichen werden und die Produktion im niedersächsischen Hemmoor eingestellt wird. Nach außerordentlich starken Vorjahren sei die Nachfrage aus der Möbelindustrie nun deutlich geringer. Ein Programm zur Effizienzsteigerung soll einmalig rund 40 Millionen Euro kosten, der größte Teil davon fiel bereits 2019 an. Die Homag Group stellt Maschinen und Anlagen für die Möbel- und Holzbauindustrie her.

Im Umwelttechnik-Geschäft profitierte Dürr dagegen vor allem vom Zukauf der 2018 erworbenen Megtec/Universal-Gruppe aus den USA. Im Lackierrobotergeschäft verzeichnete das Unternehmen aus Baden-Württemberg laut eigenen Angaben einen Rekordauftragseingang.

Der Auftragseingang habe insgesamt die Markterwartungen übertroffen, befand Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank. Zudem sei die Prognose für den Auftragseingang in diesem Jahr "fundiert" und der Ausblick für 2020 vorsichtig optimistisch, ergänzte er. Aus Sicht von Stefan Augustin vom Analysehaus Pareto Securities hat der Maschinen- und Anlagenbauer das Jahr 2019 stark abgeschlossen und der Ausblick sei besser als befürchtet.

Für das Jahr 2020 peilt Dürr eine Ebit-Marge von 5,2 bis 5,7 Prozent an und damit weniger als ursprünglich geplant. Der Konzern hatte aber bereits im Sommer ein dickes Fragezeichen hinter sein ursprüngliches Renditeziel von 7 bis 8 Prozent gesetzt und angekündigt, es zu überprüfen. Der Umsatz soll 2020 zwischen 3,9 und 4,1 Milliarden Euro liegen.

Für die weitere Zukunft hat sich Dürr eine deutliche Ergebnisverbesserung zum Ziel gesetzt. 2021 soll die operative Ebit-Marge 7,0 bis 7,5 Prozent betragen, mittelfristig liegt das Ebit-Margen-Ziel dann bei mindestens 8 Prozent.

Die momentan abschätzbaren Auswirkungen des Coronavirus seien im Ausblick für 2020 berücksichtigt, hieß es. Im ersten Quartal rechnet der Konzern wegen des Coronavirus mit einer deutlichen Ergebnisbelastung. Sollte sich die Lage im zweiten Quartal wieder normalisieren, sollten die Einbußen im weiteren Jahresverlauf aber wieder aufgeholt werden können. Die endgültigen Zahlen für 2019 will Dürr am 20. März veröffentlichen./eas/mne/jha/