FRANKFURT (dpa-AFX) - RWE hat seine Anleger in diesem Jahr einmal mehr positiv überrascht. Nachdem der Energiekonzern am Dienstag unerwartet gute Geschäftszahlen präsentiert hatte, zogen die Aktien an der Spitze des freundlichen Dax um mehr als 2 Prozent auf 21,47 Euro an. Seit Jahresbeginn gerechnet sind die Papiere damit bereits um gut ein Viertel in die Höhe geschnellt, während sich der deutsche Leitindex immer noch im Minus bewegt.

RWE verdiente zwar im ersten Halbjahr weniger als im Vorjahr. Der Grund war eine sinkende Profitabilität in der konventionellen Stromerzeugung sowie geringere Mengen bei Braunkohle und Kernenergie. Dennoch übertrafen die Essener mit ihrem Zahlenwerk insgesamt die Erwartungen der Analysten.

So nannte der Experte John Musk vom Analysehaus RBC die Zahlen des Versorgers stark. Musk sieht nun für den Ausblick und die Dividende noch Luft nach oben.

Analyst Alberto Gandolfi von der US-Bank Goldman Sachs ergänzte, dass die Nettoverschuldung dem Konzern zufolge bis zum Jahresende relativ konstant bleiben könnte. Auch dies wäre eine positive Überraschung.

Skeptischer äußerte sich der Experte Ahmed Farman vom Analysehaus Jefferies. Der Energiekonzern habe zwar im ersten Halbjahr die Erwartungen beim operativen Ergebnis übertroffen - dies aber nur durch die Schwankungen im Energiehandelsgeschäft. Den Verlust im zweiten Quartal bei der Stromerzeugung aus Braunkohle und Kernkraft wertete Farman als Enttäuschung.

Die RWE-Aktien hatten insbesondere Mitte März Fahrt aufgenommen, als RWE und der Branchenkollege Eon die Neuordnung des deutschen Energiemarktes verkündet hatten. Kern der Transaktion ist die Übernahme der damaligen RWE-Tochter Innogy durch den Branchenkollegen Eon.

Nach Auslaufen des Übernahmeangebots hält Eon inzwischen gut 86 Prozent an Innogy, RWE hat seine Anteile bereits angedient. Nach der Übernahme soll RWE das Geschäft mit erneuerbaren Energien von Eon und Innogy erhalten. Damit würde RWE zur Nummer drei in Europa im Geschäft mit erneuerbaren Energien insgesamt und zur Nummer zwei in der Windkraft.

Langgediente RWE-Aktionäre allerdings blasen trotz des Kurssprungs seit Jahresbeginn weiter Trübsal. So leiden die Papiere seit Jahren unter schwachen Strompreisen auch durch die Energiewende sowie dem Atomausstieg Deutschlands. Zum Vergleich: Vor dem Umdenken der Politik in Sachen Atomkraft infolge der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 hatten die Anteilsscheine noch mehr als 50 Euro gekostet./la/nas/jha/