SASSNITZ/BERLIN (awp international) - Der spanische Energiekonzern Iberdrola will nach Inbetriebnahme seines ersten Offshore-Windparks in deutschen Gewässern weiter in den Erneuerbare-Energien-Sektor in Deutschland investieren. Konzernchef Ignacio Galán kündigte den Bau eines weiteren Windparks in der Ostsee an. Der Windpark "Baltic Eagle", für das die Bundesnetzagentur im April den Zuschlag erteilt hatte, befinde sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium des Genehmigungsverfahrens, sagte Galán der Deutschen Presse-Agentur. "Wir sehen keine Risiken."

Am Montag nimmt Europas drittgrösster Stromversorger mit "Wikinger" in der Ostsee seinen ersten Offshore-Windpark in deutschen Gewässern offiziell in Betrieb. Ein Engagement in Deutschland biete drei wesentliche Vorteile, nämlich Sicherheit, Stabilität und Berechenbarkeit, sagte der Konzernchef. Die Windausbeute in der Ostsee werde auch das neue Iberdrola-Projekt "Baltic Eagle" zu einem starken Geschäft machen.

Mit einer Leistung von 350 Megawatt ist "Wikinger" der bislang grösste Windpark in der deutschen Ostsee. Er kann Strom für rund 350 000 Haushalte liefern und ging bereits Ende 2017 in den Probebetrieb. Iberdrola investierte rund 1,4 Milliarden Euro in den Bau. "Wir haben den Windpark termingerecht und im Rahmen des Budgets gebaut und wertvolle Erfahrungen gesammelt", sagte Galàn. Dies helfe bei den anderen Offshore-Projekten wie "Wikinger Süd" - eine Erweiterung des "Wikinger"-Parks um zehn Megawatt - und "Baltic Eagle". Letzterer soll über eine Leistung von 476 Megawatt verfügen.

In der deutschen Ostsee wird immer mehr grüner Strom erzeugt. Seit 2011 und 2015 sind mit "Baltic 1" (48,3 Megawatt - vor dem Darss) und "Baltic 2" (288 Megawatt - nordwestlich von Rügen) zwei kommerzielle Windparks des Karlsruher Energiekonzerns EnBW am Netz. Die Energieriesen Eon und Equinor (früher Statoil ) errichten derzeit in unmittelbarer Nähe des "Wikinger"-Feldes den Windpark "Arkona" mit einer Leistung von 385 Megawatt.

Nach Einschätzung von Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD) bietet die Offshore-Windenergie erhebliche beschäftigungs- und industriepolitische Chancen für Mecklenburg-Vorpommern. Projekte wie "Wikinger" steigerten die Bedeutung der Ostsee als Offshore-Standort und wirkten sich positiv auf die Auftragslage der Branche aus. Neben den Anlagenherstellern profitierten auch die maritime Industrie, Zulieferer, Dienstleister und Häfen - vor allem Sassnitz. Dort haben Iberdrola wie auch Eon/Equinor ihre Betriebsgebäude errichtet und schaffen jeweils rund 50 Dauerarbeitsplätze.

Die Bauarbeiten für "Wikinger" begannen im Frühjahr 2016. Teilweise wurden die Fundamente der 70 Anlagen bis zu 40 Meter tief im Boden der Ostsee verankert. Die Rotoren der 5-Megawatt-Turbinen haben einen Durchmesser von 135 Metern - und damit etwa die doppelte Höhe der Berliner Siegessäule. Der Strom wird über die etwa 90 Kilometer lange Stromtrasse "Ostwind 1" des Netzbetreibers 50Hertz nach Lubmin abgeführt, wo er ins deutsche Netz eingespeist wird.

Beim Baustart 2016 hatte das Unternehmen angekündigt, den Betriebssitz der deutschen Tochter Iberdrola Renovables Offshore Deutschland von Berlin nach Sassnitz zu verlegen. Galán betonte, dass die Vorteile, die sich aus dem langfristigen Betrieb von "Wikinger" ergäben, auch Sassnitz, der Insel Rügen und Mecklenburg-Vorpommern zugute kommen sollen. Dafür würden alle rechtlichen Aspekte, einschliesslich der Verlagerung der Firmenregistrierung von Berlin nach Sassnitz analysiert. Man sei zuversichtlich, dass die Projektzentrale bald nach Sassnitz verlegt werde. Minister Pegel begrüsste die Ankündigung. "Sollte sich das Unternehmen entscheiden, seinen Firmensitz komplett nach Sassnitz zu verlegen, wird die Landesregierung dies nach allen Möglichkeiten unterstützen."/mrt/DP/he