Innogy sei gut aufgestellt gewesen, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer, am Dienstag auf der Hauptversammlung in Essen. "Die Ernte werden andere einfahren. Man wird verraten, man wird verkauft, man wird um die Zukunft gebracht." Innogy-Chef Uwe Tigges gab sich trotz des sicher erscheinenden Ende seines Konzerns selbstbewusst. "Fakt ist: Innogy ist Stand heute ein wirtschaftlich eigenständiges, starkes Energieunternehmen", hob er hervor. Der Vertrag mit Tigges' Vorgänger Peter Terium wurde gegen eine millionenschwere Abfindung aufgelöst.

Nur rund 300 Aktionäre waren in die Essener Grugahalle gekommen, um in der vermutlich vorletzten Hauptversammlung Details zu dem geplanten Mega-Deal der Innogy-Mutter RWE und E.ON zu erfahren. "Die meisten Detailfragen sind aber weiterhin noch offen", dämpfte Tigges gleich zu Beginn die Erwartungen. Der Aufsichtsrat hatte den früheren Konzernbetriebsratschef kurz zuvor auch offiziell zum Vorstandschef ernannt. Ruhig, kontrolliert, trocken, aber kaum mitreißend hob der Manager in seiner weniger als 20-minütigen Rede den Wert seines Unternehmens hervor. Der ehemalige Verdi-Vertreter forderte E.ON-Chef Johannes Teyssen erneut auf, betriebsbedingte Kündigungen verbindlich auszuschließen. Tigges beißt damit bislang allerdings auf Granit.

Mitarbeiter von Innogy befürchten, bei dem geplanten Abbau von etwa 5000 Stellen gegenüber den E.ON-Kollegen den Kürzeren zu ziehen. RWE und E.ON hatten im März angekündigt, Innogy aufzuteilen. RWE gibt dafür sein 77-Prozent-Paket an der Tochter ab. E.ON übernimmt das Netz- und Vertriebsgeschäft von Innogy, RWE das Ökostromgeschäft der Tochter und das von E.ON. Zudem soll RWE künftig knapp 17 Prozent an E.ON halten. Den freien Innogy-Aktionären will E.ON etwa 40 Euro je Anteilsschein bieten - 36,76 Euro je Aktie sowie den Zahlungen aus unterstellten Dividenden von Innogy für die Geschäftsjahre 2017 und 2018 von insgesamt EUR 3,24 je Aktie.

GOLDENER HANDSCHLAG FÜR EX-CHEF TERIUM

Damit wollen sich einige Anleger aber nicht abfinden. "Wir sollen uns mit Almosen abfinden", kritisierte Innogy-Aktionär Rudolf Landrock. Mit den 36 Euro liege der Wert gerademal auf dem Niveau des Angebotspreises beim Börsengang 2016. Es gebe keinen Grund zur Eile, mahnte Anlegerschützer Hechtfischer. E.ON werde voraussichtlich nachlegen, wenn der Konzern die restlichen Aktionäre später herausdrängen wolle. Dann könne es auch zu Spruchverfahren gegen die Höhe kommen. Am Ende sei ein Preis von 46 Euro plus X möglich. "Das ist aus unserer Sicht ein halbwegs angemessener Ausgleich für die entgangenen Zukunftschancen." Joachim Kregel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) setzte noch einen drauf: "Wir gehen davon aus, dass der Wert mindestens bei 50 Euro je Aktie liegt."

Der im Dezember geschasste frühere RWE- und Innogy-Chef Terium muss sich darüber keine Gedanken mehr machen. Der eigentlich noch bis März 2021 laufende Vertrag mit dem Niederländer sei zum Ende des Jahres 2017 aufgelöst worden, berichtete Innogy-Aufsichtsratschef Erhard Schipporeit. Terium hätten bis zum Ablauf seines Vertrages noch Zahlungen von etwa 17,3 Millionen Euro zugestanden - für rund zwölf Millionen sei er nun vorzeitig verabschiedet worden.