(neu: Aussagen aus der Bilanzpressekonferenz, aktueller Aktienkurs)

ESSEN (dpa-AFX) - Schwächere Geschäfte mit Braunkohle und Kernenergie haben den Energiekonzern RWE im vergangenen Jahr belastet. 2019 wird ein Jahr des Übergangs. RWE stellt die Weichen für die geplante Wandlung zu einem kompletten Stromanbieter mit einem großen Anteil an erneuerbaren Energien. Auch der von Deutschland angestrebte Kohleausstieg treibt den Konzern um - er erhofft sich in seinem derzeitigen Brot- und Buttergeschäft Entschädigungen in Milliardenhöhe. Die Aktie startete an der Börse zu Handelsbeginn mit Verlusten, drehte dann aber ins Plus.

"Wir sind im Aufbruch", sagte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Essen. Die Innogy-Transaktion mit Eon gehe gut voran. RWE wolle sie im zweiten Halbjahr abschließen. Am Ende der komplizierten Vereinbarung soll die gesamte Stromproduktion aus fossilen und erneuerbaren Energien von Eon und Innogy zu RWE gehen.

Eon will sich künftig auf die Stromnetze und den Vertrieb konzentrieren. RWE beteiligt sich zudem an Eon. Den RWE betreffenden Teil der Transaktion hat die EU-Kommission bereits genehmigt. Für den Eon-Teil wurde eine vertiefte Prüfung eingeleitet. Die RWE-Tochter Innogy wird damit zerschlagen.

RWE wird durch die Transaktion zur Nummer drei in Europa im Geschäft mit erneuerbaren Energien insgesamt und zur Nummer zwei in der Windkraft. Das Portfolio soll dabei durch jährliche Investitionen von rund 1,5 Milliarden Euro um zwei bis drei Gigawatt pro Jahr von aktuell rund neun Gigawatt ausgebaut werden.

RWE will sich auf Windkraft an Land und auf dem Wasser sowie Photovoltaik und Speicher konzentrieren. So will sich das Unternehmen unabhängiger von der Braunkohle machen. Damit erschlössen sich auch wieder Wachstumsperspektiven, sagte Schmitz. Nach Deutschland werden diese Investitionen jedoch kaum fließen. Erneuerbare-Energien-Projekte seien hierzulande derzeit "nicht attraktiv".

Gleichzeitig soll die Profitabilität des Geschäfts mit konventioneller Energie stabil gehalten werden. Dies werde angesichts vielfältiger Herausforderungen "ein Kraftakt", sagte Finanzvorstand Markus Krebber. Dabei treibt RWE der avisierte Kohleausstieg in Deutschland um, den die Kohlekommission bis 2038 empfohlen hat.

Dabei wurde auch vorgeschlagen, bis 2022 insgesamt sieben Gigawatt Kohlekapazität zusätzlich vom Netz zu nehmen, davon drei Gigawatt Braunkohle. RWE sei bereit, seinen Beitrag zu leisten, so Schmitz. "Wir sind auch bereit, für den ersten großen Schritt bis 2023 weitere Braunkohlekraftwerke vom Netz zu nehmen."

Ihm sei klar, dass RWE "den Löwenanteil der rund drei Gigawatt", die allein in der Braunkohle vom Netz gehen sollen, schultern solle. "Darauf müssen wir uns einstellen." Klar sei aber auch, dass RWE das nicht alleine stemmen "kann und wird". Deswegen forderte Schmitz höhere Entschädigungen als in der Vergangenheit. Dabei nannte er Summen von 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro pro Gigawatt. Es müsse jetzt direkte Gespräche mit der Bundesregierung geben.

RWE hat dabei in der Vergangenheit bereits Kapazitäten aus dem Markt genommen. Auch 2018 produzierte der Konzern weniger Strom, auch wegen des steigenden Anteils an erneuerbaren Energien. Außerdem schaltete der Konzern Block B des Kernkraftwerks Gundremmigen ab. Im vierten Quartal wurden zudem zwei Blöcke im Kohlekraftwerk Niederaußem in die Sicherheitsreserve überführt, das heißt, sie wurden vorläufig stillgelegt und stehen dem Strommarkt nur noch in Ausnahmesituationen zur Verfügung.

An den höheren Stromgroßhandelspreisen konnte RWE nur bedingt teilhaben. Das Essener Unternehmen hat die Strommenge aus seinen Braunkohle- und Kernkraftwerken zu niedrigeren Preisen zu einem früheren Zeitpunkt auf Termin verkauft. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) sank daher 2018 um gut ein Viertel auf 1,5 Milliarden Euro. Das bereinigte Nettoergebnis nahm von 973 Millionen auf 591 Millionen Euro ab.

Beide Kennziffern lagen im Rahmen der Unternehmensprognose. Diese Zahlen beziehen sich dabei auf RWE alleine, die vor dem Verkauf und der Zerschlagung stehende Tochter Innogy ist darin nicht mehr konsolidiert.

"Das operative Geschäft läuft nach Plan und unsere finanzielle Basis ist sehr gut", sagte Schmitz. Die Aktionäre sollen daher wie angekündigt eine Dividende von 70 Cent je Aktie erhalten. Ein Jahr zuvor hatten Aktionäre insgesamt 1,50 Euro je Aktie bekommen, allerdings war darin eine Sonderdividende von einem Euro im Zusammenhang mit Rückzahlungen zu Unrecht gezahlter Atomsteuern enthalten. Für das laufende Geschäftsjahr kündigte RWE eine Ausschüttung von 80 Cent je Aktie an.

Die Innogy-Transaktion mit Eon soll sich auch für die Aktionäre auszahlen. Dabei will der Konzern die Dividendenpolitik umstellen und wieder zu einer definierten Ausschüttungsquote zurückkehren. Die Dividende soll aber auch dann "mindestens das Niveau von 2019 halten", so Schmitz. Zu den wichtigen Aktionären gehören Städte und Kommunen, die annähernd ein Fünftel der Aktien halten.

Für 2019 erwartet der Energiekonzern bestenfalls ein stabiles Ergebnis. Das bereinigte Ebitda für RWE alleine soll in der Bandbreite von 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro liegen, das bereinigte Nettoergebnis zwischen 300 und 600 Millionen Euro. Zwar sieht RWE eine leichte Erholung bei den Strompreisen, dagegen belastet der Rodungsstopp im Hambacher Forst./nas/bgf/zb