ESSEN (dpa-AFX) - Schwächere Geschäfte mit Braunkohle und Kernenergie haben den Energiekonzern RWE im vergangenen Jahr belastet. 2019 geht der Konzern bestenfalls von einem stabilen Ergebnis aus. Die Gerichtsentscheidung zum Rodungsstopp im Braunkohlerevier Hambacher Forst ist dabei einer der belastenden Faktoren. Den Aktionären stellte RWE dabei dennoch eine höhere Dividende als für das vergangene Jahr in Aussicht. Das kommt für Experten allerdings nicht überraschend - anders als der Ausblick. Dieser wird als enttäuschend eingestuft. Die im Dax notierte Aktie gab in den ersten Handelsminuten deutlich nach.

Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) von RWE sank 2018 um gut ein Viertel auf 1,5 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Essen mitteilte. Das bereinigte Nettoergebnis nahm von 973 Millionen auf 591 Millionen Euro ab. Beide Kennziffern lagen im Rahmen der Unternehmensprognose. Diese Zahlen beziehen sich dabei auf RWE alleine, die vor dem Verkauf und der Zerschlagung stehende Tochter Innogy ist darin nicht mehr konsolidiert.

So produzierte RWE 2018 weniger Strom, auch wegen des steigenden Anteils an erneuerbaren Energien. Außerdem schaltete der Konzern Block B des Kernkraftwerks Gundremmigen ab. Im vierten Quartal wurden zudem zwei Blöcke im Kohlekraftwerk Niederaußem in die Sicherheitsreserve überführt, das heißt, sie wurden vorläufig stillgelegt und stehen dem Strommarkt nur noch in Ausnahmesituationen zur Verfügung.

An den höheren Stromgroßhandelspreisen konnte RWE nur bedingt teilhaben. Das Essener Unternehmen hat die Strommenge aus seinen Braunkohle- und Kernkraftwerken zu niedrigeren Preisen zu einem früheren Zeitpunkt auf Termin verkauft. Die Sparte mit konventioneller Energie warf daher geringere Renditen ab.

"Das operative Geschäft läuft nach Plan und unsere finanzielle Basis ist sehr gut", kommentierte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz. Die Aktionäre sollen daher wie angekündigt eine Dividende von 70 Cent je Aktie erhalten. Ein Jahr zuvor hatten Aktionäre insgesamt 1,50 Euro je Aktie bekommen, allerdings war darin eine Sonderdividende von einem Euro im Zusammenhang mit Rückzahlungen zu Unrecht gezahlter Atomsteuern enthalten. Für das neue Geschäftsjahr kündigte RWE eine Ausschüttung von 80 Cent je Aktie an.

Für 2019 erwartet der Energiekonzern bestenfalls ein stabiles Ergebnis. Das bereinigte Ebitda für RWE alleine soll in der Bandbreite von 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro liegen, das bereinigte Nettoergebnis zwischen 300 und 600 Millionen Euro. Zwar sieht RWE eine leichte Erholung bei den Strompreisen, dagegen belastet der Rodungsstopp im Hambacher Forst. Zudem wirke sich die Entscheidung, den britischen Kapazitätsmarkt auszusetzen, negativ aus. Schmitz bezifferte die Belastungen in diesem Zusammenhang auf etwa 180 Millionen Euro.

Die Innogy-Transaktion mit Eon gehe gut voran, erklärte Schmitz weiter. RWE wolle sie im zweiten Halbjahr abschließen. Eon will die RWE-Tochter Innogy übernehmen. Dazu haben Eon und RWE einen umfangreichen Tausch von Geschäften vereinbart. Am Ende soll die gesamte Stromproduktion aus fossilen und erneuerbaren Energien zu RWE gehen, Eon will sich künftig auf die Stromnetze und den Vertrieb konzentrieren. RWE beteiligt sich zudem an Eon. Den RWE betreffenden Teil der Transaktion hat die EU-Kommission bereits genehmigt. Für den Eon-Teil wurde eine vertiefte Prüfung eingeleitet.

RWE wird durch die Transaktion zur Nummer drei in Europa im Geschäft mit erneuerbaren Energien insgesamt und zur Nummer zwei in der Windkraft.

Das Portfolio soll dabei durch jährliche Investitionen von rund 1,5 Milliarden Euro um zwei bis drei Gigawatt pro Jahr von aktuell rund neun Gigawatt ausgebaut werden. Dabei will sich RWE auf Windkraft an Land und auf dem Wasser sowie Photovoltaik und Speicher konzentrieren. So will sich das Unternehmen unabhängiger von der Braunkohle machen. Damit erschlössen sich RWE auch wieder Wachstumsperspektiven, sagte Schmitz in einem am Donnerstag veröffentlichen Video-Interview.

Deutschland diskutiert derzeit einen Ausstieg aus der Braunkohle bis 2038. Die Kohlekommission hat zudem vorgeschlagen, als schnellen Einstieg in den Kohleausstieg bis 2022 insgesamt sieben Gigawatt Kohlekapazität zusätzlich vom Netz zu nehmen, davon drei Gigawatt Braunkohle. In dem Bericht werden aber keine konkreten Kraftwerke für die Stilllegung genannt. In dem Video-Interview sagte der RWE-Chef, man könne davon ausgehen, dass ein Großteil der Stilllegungen auf Nordrhein-Westfalen entfallen werde, allein wegen der höheren wirtschaftlichen Kraft der Region im Vergleich zu den Bundesländern im Osten. Er setzt jetzt auf direkte Gespräche mit der Bundesregierung./nas/elm/zb