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ESSEN (dpa-AFX) - Die Schere zwischen den Versorgern Eon und RWE geht vor deren groß angelegten Geschäftetausch weiter auseinander. Während Eon in den ersten neun Monaten mehr verdiente und von einem guten Kundengeschäft in Deutschland sowie neuen Windparks profitierte, sinken die Gewinne von RWE wegen schwächerer Kohlegeschäfte weiter. Die Ergebnisse liegen jedoch im Rahmen der Markterwartungen, beide Unternehmen sehen sich zudem auf Kurs zu ihren Jahreszielen. Außerdem arbeiten Eon und RWE weiter an ihrer Transaktion. Die Aktien beider Versorger konnten daher am Mittwoch in einem schwachen Markt zulegen - Eon um 2,5 Prozent, RWE um 1,8 Prozent.

Eon steigerte das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) in den ersten neun Monaten um elf Prozent auf 2,35 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Essen mitteilte. Neben besseren Geschäften im Vertrieb sowie bei den erneuerbaren Energien erwiesen sich die Netze als Stabilitätsanker. Sie stehen für mehr als die Hälfte des operativen Ergebnisses bei Eon. Bereinigt stieg der Nettogewinn um ein Viertel auf 1,2 Milliarden Euro.

Für das Gesamtjahr bestätigte Eon seine Prognose, geht aber nun davon aus, das obere Ende der Spannen bei bereinigtem Ebit und Nettoergebnis zu erreichen. Das bereinigte Ebit soll von 3,1 Milliarden im Vorjahr auf voraussichtlich 2,8 bis 3,0 Milliarden Euro sinken. Der bereinigte Konzernüberschuss soll bei 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro liegen. Für das vergangene Jahr wies Eon rund 1,4 Milliarden aus.

Für das Kundengeschäft zeigte sich Eon aber pessimistischer und erwartet nun ein deutlich unter dem Vorjahresniveau liegendes Ergebnis. Dies liegt unter anderem an dem britischen Geschäft. Der britische Markt ist durch die strikte Regulierung problematisch, die Behörden haben nun die seit längerem angedrohte Preisgrenze eingeführt. Diese wird sich dann ab dem kommenden Geschäftsjahr noch stärker negativ auf das Ergebnis auswirken. Finanzvorstand Marc Spieker zeigte sich dennoch zuversichtlich, in dem Geschäft weiterhin Mittelzuflüsse erwirtschaften zu können. "Wir halten an dem britischen Markt fest", sagte er in einer Telefonkonferenz.

Insgesamt bleibe das Kundengeschäft "herausfordernd" und wettbewerbsintensiv, auch in Deutschland, wo der Konzern stetig Kunden dazugewinnt. Eon reagiere darauf mit neuen Produkten und Dienstleistungen, so der Manager.

Dagegen leidet RWE weiter unter einem rückläufigen Geschäft mit konventioneller Energie aus Braunkohle und Kernenergie. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) auf "Stand alone"-Basis sank von 1,7 Milliarden auf 1,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Essen mitteilte. Das entsprechende Nettoergebnis nahm von 930 Millionen auf 645 Millionen Euro ab. Die Jahresprognose und den Dividendenausblick bekräftigte RWE.

Wegen der bevorstehenden Übernahme von Innogy durch Eon hat RWE seine Finanzberichterstattung zum zweiten Quartal umgestellt. Innogy als Ganzes wird dabei nicht mehr wie bisher voll konsolidiert. Der Konzern zielt daher wegen der begrenzten Aussagefähigkeit künftig auf die Kennzahlen von "RWE alleine" (Stand alone) ab. Sie enthalten die Bereiche Braunkohle und Kernenergie, die europäische Stromerzeugung sowie den Energiehandel. Dazu kommt die Innogy-Dividende.

Derweil arbeiten die ewigen Konkurrenten weiter an ihrem Geschäftetausch. Im ersten Schritt will Eon die RWE-Tochter Innogy komplett übernehmen und im Gegenzug den Wettbewerber am eigenen Unternehmen mit knapp 17 Prozent beteiligen. Nach Auslaufen des Übernahmeangebots hält Eon inzwischen gut 86 Prozent an Innogy, RWE hat seine Anteile bereits angedient. Noch müssen aber die Behörden darüber entscheiden, die Übernahme soll Spieker zufolge demnächst angemeldet werden. RWE hofft weiter auf eine Freigabe für Sommer 2019, die gesamte Transaktion soll danach zügig abgeschlossen werden.

Eon will das Netzgeschäft und den Stromvertrieb von Innogy behalten, während die erneuerbaren Energien beider Konzerne unter dem Dach von RWE vereint werden sollen. Erst am Montag hatten Eon und Innogy mitgeteilt, dass das fusionierte Unternehmen keinen neuen Namen bekommen soll, sondern weiter Eon heißen werde. Beim Stromvertrieb sollen die Strukturen der Eon-Regionalversorger und der Innogy-Regionalgesellschaften erhalten bleiben. RWE hat unterdessen gemeinsame Integrationsteams ins Leben gerufen, die nun begonnen haben, die Einbindung des Geschäfts mit erneuerbaren Energien in die RWE-Gruppe vorzubereiten.

Die Transaktion soll RWE weg von der Braunkohle führen und fit für eine Zukunft nach einem absehbaren Ende der Kohleverstromung machen. Damit würde RWE zur Nummer drei in Europa im Geschäft mit erneuerbaren Energien insgesamt und zur Nummer zwei in der Windkraft. 60 Prozent des Ebitda sollen dann aus den Erneuerbaren kommen, 20 Prozent kommen aus der konventionellen Erzeugung. Der "Einstieg aus dem Ausstieg aus der Kohleverstromung" habe bei RWE längst begonnen, sagte Finanzvorstand Markus Krebber in einer Telefonkonferenz. So hat der Konzern bereits mehrere Kraftwerke stillgelegt.

RWE war zuletzt wegen der geplanten Rodung des Hambacher Forstes an seinem dortigen Braunkohletagebau in die Schlagzeilen geraten. Wegen eines gerichtlich angeordneten Rodungsstopp muss RWE nun die Förderung dort drosseln. Für RWE bedeutet dies empfindliche finanzielle Einbußen. Den wirtschaftlichen Schaden durch den Rodungsstopp bekräftigte Krebber mit 100 bis 200 Millionen Euro pro Jahr ab 2019. Müsste der Konzern kurzfristig komplett auf den Tagebau Hambach verzichten, könnte dies RWE insgesamt vier bis fünf Milliarden Euro kosten./nas/mne/mis