(neu: Schlusskurse, Stimmen von NordLB, Kepler und DZ Bank)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger von RWE haben die Enttäuschung über ein schwaches Energiehandelsgeschäft am Donnerstag schnell verdaut. Nachdem die Papiere des Versorgers mit mehr als 5 Prozent im Minus gestartet waren, drehten sie innerhalb der ersten Handelsstunde ins Plus und bauten ihre Gewinne immer weiter aus. Am Ende gingen sie mit einem Aufschlag von 4,05 Prozent auf 15,655 Euro auf ihrem Tageshoch aus dem Handel. Sie waren damit der zweitbeste Wert im Dax , der mit fast 0,9 Prozent im Plus schloss.

"Die Marktteilnehmer schauen bei RWE nach vorne und positionieren sich nun für das kommende Abspaltungsszenario der neuen Tochter Innogy", sagte Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner. Alles Negative werde im Aktienkurs bereits entsprechend berücksichtigt. In dem neuen Unternehmen Innogy bündelt RWE das Geschäft rund um Ökostrom, Netze und Vertrieb. Es soll noch in diesem Jahr an die Börse gehen und dann die Muttergesellschaft mit satten Dividenden stützen.

REAKTION AUF KURSSCHWÄCHE VOM VORTAG

Der Einbruch im Energie-Handelsgeschäft hatte RWE das erste Halbjahr verdorben. Das sei aber die einzige negative Überraschung gewesen, wobei das Handelsgeschäft ohnehin nicht mehr so sehr im Fokus stehe, erklärte ein Börsianer. Positiv sei, dass RWE keine Liquiditätsschwierigkeiten mehr sehe und in Großbritannien auch keine Probleme durch den Brexit habe. Analyst Holger Fechner von der NordLB hob bei RWE unter anderem das planmäßig verlaufende Effizienzsteigerungsprogramm hervor. Er erhöhte sein Kursziel nach den Zahlen von 14 auf 19 Euro und blieb bei seiner Einstufung mit "Kaufen".

Ein Börsianer verwies angesichts der positiven Kursentwicklung zudem auf die Schwäche der RWE-Aktien am Vortag, als sie im Sog der Resultate des Rivalen Eon bereits deutlich Federn gelassen hatten. Nach den Verlusten griffen nun die Investoren wieder verstärkt zu, so der Händler. Auch die Eon-Aktien erholten sich von ihrem Kursrutsch vom Vortag ein wenig. Am Ende legten sie um 1,22 Prozent zu.

EINIGE ANALYSEN RATEN ZUM VERKAUF

Anleger sollten den aktuellen Kursgewinn bei RWE aber nicht überbewerten und angesichts der Gefahr von weiterhin schlechten Nachrichten auf der Hut bleiben, mahnte der Börsianer. Mit Ingo Becker von Kepler Cheuvreux und Werner Eisenmann von der DZ Bank rieten zwei Analysten am Donnerstag nach den Zahlen dazu, die Aktien des Energieversorgers weiterhin zu meiden beziehungsweise zu verkaufen.

Seit Jahresbeginn haben die RWE-Anteile mehr als 33 Prozent dazugewonnen, was sie hinter Adidas zum derzeit attraktivsten Dax-Wert machen. Allerdings war das RWE-Papier im Jahr zuvor auch der größte Verlierer mit einem Abschlag von mehr als 50 Prozent gewesen. Hintergrund war die Sorge vor den Auswirkungen der Energiewende und den Kosten des Atomausstiegs./ajx/tih/he

Unternehmen im Artikel: E.ON SE, RWE AG