(neu: Schlusskurse, Angaben zur Bewertung von Uniper)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien der von Eon abgespaltenen Kraftwerks- und Energiehandelssparte Uniper sind am Montag zum Handelsende wie erwartet unter Druck geraten. Die Papiere schlossen mit einem Kurs von 10,30 Euro, nachdem sie am Morgen mit 10,015 Euro gestartet und in der Spitze bis auf 11,05 Euro gestiegen waren.

Der Handelsumsatz bei Uniper hatte wie von Experten vorhergesagt vor dem Börsenschluss noch einmal kräftig angezogen. Bestimmte Aktienfonds müssen die Uniper-Titel verkaufen, weil sie nach der Abspaltung von Eon ab Dienstag nicht mehr im wichtigsten deutschen Börsenindex Dax vertreten sein und dann zunächst im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden.

BÖRSIANER MIT BÖRSENDEBÜT ZUFRIEDEN

Marktteilnehmer sprachen insgesamt von einem ordentlich verlaufenen Börsendebüt. Die Aktien der Muttergesellschaft Eon schlossen bereinigt um die Abspaltung 3,21 Prozent tiefer bei 6,95 Euro. Eon hatte die Mehrheit am Unternehmen Uniper an seine Aktionäre abgegeben und hält jetzt noch rund 47 Prozent.

Der Uniper-Schlusskurs entspricht etwa 3,7 Milliarden Euro Börsenwert des Unternehmens und damit nur etwa einem Drittel des bisherigen Wertes in den Eon-Büchern. Analysten hatten eine solche Bewertung aber erwartet.

"Dafür, dass Uniper von bösen Zungen als Reste-Rampe oder 'E.Off' bezeichnet wurde, ist zumindest der Börsenstart gelungen", kommentierte Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank.

UNIPER KURZZEITIG DER 31. DAX-WERT

Uniper war am Montag vorübergehend der 31. Wert im Leitindex Dax, der um 1,34 Prozent nachgab. Es ist das dritte Mal in der 28-jährigen Dax-Geschichte, dass das wichtigste deutsche Börsenbarometer kurzzeitig um einen weiteren Wert wächst. 2005 hatte es der Pharma- und Chemiekonzern Bayer mit der Abspaltung seiner Spezialchemietochter Lanxess vorgemacht. 2013 war die Abspaltung der Lichtsparte von Siemens erfolgt, womit auch Osram ein Tag im Leitindex gewährt worden war.

Eon will sich mit der Abspaltung seiner konventionellen Energie fit machen für die Energiewende. Der verbleibende Konzern - ohne die Gas- und Kohlekraftwerke - will sich ganz auf das Geschäft mit erneuerbarer Energie, Netzen und modernen Kundenlösungen konzentrieren. Analyst Werner Eisenmann von der DZ Bank steht wegen der Ausrichtung des Geschäftsmodells auf stabile und zukunftsträchtige Bereiche der Aufspaltung grundsätzlich positiv gegenüber.

ANALYSTEN OPTIMISTISCH FÜR UNIPER-ZUKUNFT

Analyst Peter Crampton von der australischen Investmentbank Macquarie ist für die Uniper-Aktien generell optimistisch. Er nahm sie mit dem Votum "Outperform" und einem Kursziel von 16 Euro in die Bewertung auf. Gemessen am Schlusskurs traut er den Anteilen damit einen Zuwachs von 5,70 Euro zu. Anlegern biete der Börsengang der deutlich unterbewerteten Eon-Kraftwerkssparte eine günstige Einstiegsgelegenheit, schrieb er in einer aktuellen Studie. Entscheidender seien aber die positiven mittelfristigen Perspektiven. So rechnet der Experte für den Zeitraum 2016 bis 2020 mit einem durchschnittlichen Dividendenanstieg von 28 Prozent pro Jahr.

Auch Baader-Bank-Experte Halver ist für die Zukunft von Uniper zuversichtlich. Während die Dax-Indexfonds Uniper verkaufen müssten, dürften sich viele Anleger für den Wert interessieren, vermutet er. Der Kurs erscheine optisch günstig und es würden rund 75 Prozent des Gewinns an Dividende ausgeschüttet. Außerdem werde es noch auf absehbare Zeit Bedarf an konventioneller Energieversorgung aus Kohle und Gas geben, glaubt Halver. Die Energiewende in Deutschland sei politisch zwar gewollt, technisch aber noch lange nicht bewerkstelligt.

Doch es gibt auch durchaus kritische Stimmen zur weiteren Kursentwicklung von Uniper. "Weil der Eon-Konzern lediglich 53 Prozent der Uniper-Anteile abgebe, dürften die verbleibenden knapp 47 Prozent in den nächsten Jahren über die Börse verkauft werden, was für erheblichen Abgabedruck zu Lasten der Uniper-Aktien sorgen könnte", hieß es vom Vermögensverwalter Source For Alpha. Aus steuerlichen Gründen will Eon aber frühstens 2018 weitere Anteile loswerden.

INDEX-ZIEL MDAX

Ab Dezember dürfte Uniper im Zuge der nächsten Neuordnung der deutschen Börsen-Indices dem MDax angehören. Der dafür nötige Börsenwert gemessen am Streubesitz sollte erreicht werden, sagen Experten./ajx/fbr/ajx/he