FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien der nunmehr vier deutschen Versorger sind am Mittwoch von diversen Analystenkommentaren durchgeschüttelt worden. Einige Wochen nach den Börsengängen der RWE-Ökostromtochter Innogy und der Eon-Beteiligung Uniper wagten viele Experten einen frischen Blick auf die beteiligten Unternehmen. Dabei kamen RWE und Innogy in den Augen der Branchenexperten diesmal recht gut weg, während sie sich bei Eon und Uniper eher zurückhielten.

Die Anleger fühlten sich daraufhin in ihrer zuletzt optimistischeren Haltung bestätigt und griffen einmal mehr bei den RWE-Aktien zu: Die Papiere belegten zeitweise mit einem Kursplus von knapp 3,5 Prozent den Dax-Spitzenplatz, zuletzt betrug der Vorsprung noch 0,53 Prozent auf 12,28 Euro. Seit Jahresbeginn gerechnet liegen sie sogar mit gut 5 Prozent im Plus, während der deutsche Leitindex in diesem Zeitraum ein leichtes Minus verzeichnet.

Besonders optimistisch äußerte sich Analyst Lawson Steele von der Privatbank Berenberg über den Essener Versorger: Seiner Meinung nach hat RWE im Vergleich zum Konkurrenten Eon bei seiner Unternehmensabspaltung den eleganteren Lösungsansatz gewählt. Die Essener hingen nun nicht mehr nur von den Energiepreisen ab, sondern auch vom Wert der börsennotierten Ökostromtochter Innogy. Steele empfahl die RWE-Aktien nun frisch zum Kauf.

Etwas skeptischer äußerte sich Analyst Alberto Gandolfi von der US-Bank Goldman Sachs. Nach dem Börsengang von Innogy halte der Versorger zwar noch knapp 77 Prozent an seiner Ökostromtochter, die 2017 für rund 90 Prozent des operativen Konzerngewinns sorgen sollte. Er traut RWE aber bis 2020 kaum Wachstum zu und moniert zudem die hohe Verschuldung.

Derweil habe auch Eon mit einem begrenzten Gewinnwachstum auf mittlere Sicht zu kämpfen, schrieb Analyst Michel Debs von der Citigroup. Insgesamt sei der Ausblick schwierig und die Bewertung der Aktien unattraktiv. Schließlich hatte die historische Neuausrichtung dem Energiekonzern jüngst den nächsten gigantischen Verlust eingebrockt.

Auch den Anlegern scheint langsam die Geduld auszugehen. Am Mittwoch notierten die Eon-Papiere mit nahezu 1,5 Prozent im Minus. Seit Ende letzten Jahres steht sogar ein Abschlag von knapp 20 Prozent zu Buche.

Ein Lichtblick am Aktienmarkt ist derweil die bisherige Kursentwicklung der Beteiligung Uniper. Seit dem Börsengang Mitte September haben die Papiere der einstigen Eon-Kraftwerkstochter um rund 20 Prozent zugelegt. Zur Wochenmitte stand ein Plus von knapp 1 Prozent zu Buche.

Etwas besser gelitten waren am Mittwoch die Anteilsscheine von Innogy, sie zogen um rund 2 Prozent an. Seit dem Börsendebüt Anfang Oktober beträgt der Kursverlust jedoch mehr als 10 Prozent. Entsprechend gemischt fiel hier das Fazit der Experten aus: So lobte Berenberg-Experte Steele, dass Innogy dank des stabileren Geschäfts mit Netzen, Vertrieb und Ökostrom unbelastet von Problemen an den Start gegangen sei. Goldman-Sachs-Fachmann Gandolfi sieht das Unternehmen damit langfristig gut positioniert.

Zudem sei Innogy vor Risiken im Zusammenhang mit den Atom-Altlasten gefeit, ergänzte Analyst Vincent Gilles von der Schweizer Bank Credit Suisse. Negativ bleibe hingegen, dass Innogy mit RWE einen finanziell klammen Großaktionär mit im Boot habe.

Vor diesem Hintergrund dürfte die Dividende bei Innogy langsam, aber stetig wachsen, meinte Analyst Sam Arie von der UBS. Zudem lobte er die geringe Abhängigkeit von den schwankungsanfälligen Rohstoff- und Strompreisen. Wegen der vergleichsweise hohen Verschuldung aber gebe es Risiken, falls die Anleihenrenditen weiter stiegen.

Ein weiterer, möglicherweise negativer Aspekt kommt hinzu: Derzeit erhoffen sich Börsianer von dem designierten US-Präsident Donald Trump eine Reihe von Konjunkturpaketen, die den Aktienmarkt ankurbeln und damit auch die Anleiherenditen weiter stützen könnten. Steigende Zinsen aber würden festverzinsliche Wertpapiere im Vergleich zu Dividendenaktien wie Innogy wieder attraktiver erscheinen lassen./la/tav/jha/

Unternehmen im Artikel: E.ON SE, RWE AG, Uniper SE, Innogy SE