FRANKFURT (dpa-AFX) - Die britische Investmentbank Barclays traut den beiden großen deutschen Versorgern RWE und Eon wieder bessere Gewinne zu. Dabei dürften die zuletzt wieder gestiegenen Strompreise in Deutschland helfen, schrieb Analyst Mark Lewis in einer Studie vom Donnerstag. Aber auch die Umstrukturierung beider Konzerne stimmten den Experten optimistisch. Beide Wertpapiere böten zudem die Option auf einen positiven Ausgang des Rechtsstreits um die Atomsteuer.

Für Eon sprach Lewis daher nun eine frische Kaufempfehlung aus - er hob das Votum von "Equal Weight" auf "Overweight" und das Kursziel von 8,80 auf 10,20 Euro an. Die Empfehlung für RWE änderte er von "Underweight" auf "Equal Weight" und hob das Kursziel von 9,10 auf 12,40 Euro an.

Für den Markt seien die Bilanzen der beiden Konzerne inzwischen transparenter geworden, schrieb Lewis weiter. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Empfehlung der Regierungskommission zur Finanzierung des Atomausstiegs, die die Versorger milliardenschwer belasten dürfte. Da die strategische Neuausrichtung der Essener und Düsseldorfer aber im Sommer abgeschlossen werden sollte, sollten beide Unternehmen ab der zweiten Jahreshälfte von einem positiveren Nachrichtenfluss profitieren, glaubt Experte.

Für Eon hob Lewis seine Schätzungen für den Gewinn je Aktie für die Zeitperiode 2016 bis 2019 um durchschnittlich 10 Prozent an. Neben den höheren Strompreisen seien hierfür Steuerrückzahlungen in Schweden verantwortlich, ebenso wie die jüngste Einigung mit dem russischen Rohstoffkonzern Gazprom auf günstigere Preise bei langfristigen Gaslieferverträgen. Damit dürfte es Eon gelingen, sein Kreditrating BBB+ zu halten. Sollte der größte deutsche Versorger zudem eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Atomlasten durchführen, sieht Lewis noch ein 5-prozentiges Aufwärtspotenzial für seine Gewinnschätzungen je Aktie (EPS).

Auch für die deutsche Nummer zwei unter den Versorgern erhöhte der Experte seine Schätzungen: Für 2016 und 2017 um 6 Prozent, für 2018 bis 2019 aber um 30 Prozent. Auch hier seien eine niedrigere Steuerrate und höhere Strompreise ausschlaggebend, von denen RWE stärker profitiere als Konkurrent Eon. Euphorisch wird Lewis aber nicht: Denn wenngleich rein bewertungstechnisch die RWE-Aktie aktuell im Vergleich zum Wettbewerb günstig erscheine, macht dem Analysten jedoch kurzfristig die Dividende weiter Sorgen. So gehe er lediglich von einer Ausschüttungsquote von 20 Prozent bis 2017 aus.

Entsprechend der Einstufung "Overweight" rechnen die Analysten von Barclays Capital damit, dass sich die Aktie in den kommenden zwölf Monaten im Vergleich zu den anderen Titeln im beobachteten Sektor überdurchschnittlich entwickeln wird. Entsprechend der Einstufung "Equal weight" lautet die Erwartung, dass sich die Aktie in den kommenden zwölf Monaten in etwa wie die anderen Titel im beobachteten Sektor entwickeln wird./tav/das

Analysierendes Institut Barclays Capital.

Unternehmen im Artikel: E.ON SE, RWE AG