Die Energiebranche rechnet in Folge der Corona-Krise in Deutschland mit einer sinkenden Nachfrage.

"Aufgrund der bekannten und gegebenenfalls noch bevorstehenden Produktionsrückgänge in der Industrie und der Einschränkungen des öffentlichen Lebens dürfte der Energieverbrauch entsprechend sinken", hieß es am Freitag in einem Statement des Stromlobbyverbandes BDEW. Dies werde die Preise am Strommarkt weiter unter Druck setzen. Die Großhandelspreise für Strom hätten bereits deutlich auf die Krise reagiert. So seien die Preise für Stromlieferungen im April gegenüber der Vorwoche um fast 30 Prozent gefallen. Ein verstärkter Einsatz von Video-Konferenzen oder Homeoffice-Tätigkeiten würde nur in geringem Maße zu einem zusätzlichen Stromverbrauch führen.

Die Industrie sei mit jeweils 40 bis 45 Prozent größter Abnehmer für Strom und Gas, erläuterte der Verband. Bisher seien die Auswirkungen auf die Energieversorger noch begrenzt. Entscheidend für die Entwicklung werde sein, in welchem Umfang die Produktion in der Industrie aufrechterhalten werden könne. "Bei den Unternehmen der Automobilindustrie beginnen die angekündigten Produktionsunterbrechungen und Werksstilllegungen. Weitere Industriebetriebe werden folgen."

Versorger und Netzbetreiber sehen sich bislang gegen die Krise gewappnet. So erklärte der Düsseldorfer Stromerzeuger Uniper, dass er als Betreiber einer kritischen Infrastruktur immer den Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten müsse. "So können wir Stand heute klar sagen: Der Geschäftsbetrieb ist aktuell nicht gefährdet." Die Nachfrage sei vorübergehend zurückgegangen, der Markt bleibe aber intakt. "Die Liquidität in unseren Kernmärkten ist nicht stark beeinträchtigt, unsere Arbeitsabläufe sind stabil."

Die Übertragungsnetzbetreiber äußerten sich ähnlich. Der Geschäftsbetrieb laufe dank der Vorkehrungen normal weiter und auch die Stromversorgung sei gesichert, erklärte Tennet im Namen auch von 50Hertz, Amprion und TransnetBW. "Wir sind auch auf eine weitere Verschärfung der Situation, zum Beispiel Ausgangssperren, vorbereitet, so dass Geschäfts- und Systembetrieb aufrechterhalten werden."

Bislang stelle TransnetBW als für Baden-Württemberg zuständiger Übertragungsnetzbetreiber nur einen leichten Lastrückgang in ihrem Netz fest, erklärte der Mutterkonzern EnBW. Im Zuge der angekündigten Produktionsschließungen sei allerdings von einem stärkerem Rückgang auszugehen. Als Betreiber kritischer Infrastruktur sei EnBW auf mögliche Krisenfälle gut vorbereitet. Für betriebsnotwendige Tätigkeiten gebe es eigene Notfallpläne, um die Versorgung der Kunden jederzeit sicher und zuverlässig zu gewährleisten. Dazu zähle unter anderem die Möglichkeit, betriebsnotwendiges Personal direkt an den relevanten Standorten, wie zum Beispiel in der Netzleitstelle, unterzubringen. "Für eine solche Maßnahme besteht aber bislang noch keine Notwendigkeit. Die entsprechenden Vorkehrungen für eine solche Unterbringung und Versorgung sind vorsorglich dennoch bereits getroffen."